SN.AT / Salzburg / Chronik

Neue Käferfunde in Köstendorf sollen Tunnelbau stoppen

Bahntunnelgegner entdeckten streng geschützte Grubenlaufkäfer im Baustellenbereich.

Hinter ihnen die Wiesen in Köstendorf, wo die Baustelle für den Flachgau-Tunnel eingerichtet werden soll, v. l.: Thomas Neff, Elfriede Simmer-stätter, Ann- Kathrin Simmer- stätter mit Sohn Matheo und Franz Goiginger (v. l.). An vier Stellen wurden dort Grubenlaufkäfer gefunden.
Hinter ihnen die Wiesen in Köstendorf, wo die Baustelle für den Flachgau-Tunnel eingerichtet werden soll, v. l.: Thomas Neff, Elfriede Simmer-stätter, Ann- Kathrin Simmer- stätter mit Sohn Matheo und Franz Goiginger (v. l.). An vier Stellen wurden dort Grubenlaufkäfer gefunden.

Die Gegner des von den ÖBB geplanten, 16,5 km langen Flachgau-Tunnels (geplante Bauzeit: 2027 bis 2040) zwischen Köstendorf und Salzburg setzen weiter auf den Grubenlaufkäfer als Verbündeten. Die EU-weit streng geschützte Käferart hat ja zusammen mit dem Vorkommen des Rotmilans den für das Tunnelausbruchmaterial vorgesehenen Deponiestandort Karlsreith zwischen Köstendorf und Seekirchen zu Fall gebracht.

Bis zu sieben Verladegleise nötig

Danach sind die Planer auf eine Bahnverfuhr umgeschwenkt, was die Errichtung von fünf bis sieben Verladegleisen beim Tunnelportal in Köstendorf nötig machen würde. "Gerade dort, wo die ÖBB die Verladegleise errichten wollen, haben wir weitere Vorkommen des Grubenlaufkäfers entdeckt. Insgesamt sind es vier Punkte im Baustellenbereich. Auch das Tübbingwerk und das geplante Retentionsbecken sind betroffen", berichtet Thomas Neff von der IG Bahntunnel Flachgau. "Wir machen die Arbeit, die eigentlich die ÖBB erledigen müssten, investieren Zeit und Geld für den Nachweis geschützter Tierarten", so Neff.

Anrainer argumentieren gegen das Projekt

Für den unmittelbar von der Baustelle betroffenen Landwirt Franz Goiginger ist es ohnehin absurd, dass ein Käfer notwendig sei, um die Menschen vor einem seiner Meinung nach unsinnigen, verkehrstechnisch nicht notwendigen Projekt zu schützen. "Es wird geplant, ohne vorher zu klären, wo die drei Millionen Kubikmeter Tunnelaushub überhaupt hingebracht werden können", so Goiginger. Auch die Anrainerinnen Ann-Kathrin Simmerstätter und Elfriede Simmerstätter wollen die jahrelange immense Beeinträchtigung durch den Tunnelbau mit Staub, Lärm und Verkehr nicht hinnehmen. "Bis zu 1000 Lkw-Fahrten pro Tag direkt vor unserer Haustür, da hat man keine Lebensqualität mehr", so Elfriede Simmerstätter.

Sorge um Trinkwasser für 40.000 Menschen im Flachgau

Größte Sorgen machen sich die Tunnelgegner aber um die Trinkwasserversorgung. "Durch den Tunnelbau wird der Trinkwasserspeicher Riedelwaldplatte gefährdet. Schon vor dem Tunnelportal werden zwei wasserführende Ebenen aufgerissen, da rinnt das Wasser einfach aus", ist Thomas Neff überzeugt, der sich nicht vorstellen kann, wie die ÖBB die enormen Wassermengen in den Griff bekommen wollen. "Die ÖBB selbst rechnen mit bis zu 50 Litern pro Sekunde pro 100 Meter Tunnellänge, das sind 4,32 Millionen Liter pro Tag, und es werden ja zwei Tunnelröhren gebaut." Jedenfalls sei seiner Meinung nach damit die Trinkwasserversorgung von 40.000 Menschen und unzähligen landwirtschaftlichen Betrieben massiv gefährdet.

FLACHGAU-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

SN Karriere