Aus der routinemäßigen Mittwochübung der Freiwilligen Feuerwehr Neukirchen am Großvenediger ist um 20.38 Uhr plötzlich ein Ernstfall geworden. Bürgermeister Andreas Schweinberger verständigte Ortsfeuerwehrkommandant Thomas Scheuerer telefonisch über einen Felssturz im Untersulzbachtal bei der Stockeralm. Eine Anruferin hatte sich zuvor an den Bürgermeister gewandt und ihm von dem Elementarereignis berichtet.
Felssturz staubte Stockeralm im Untersulzbachtal ein - Hüttenwirt machte mit Laubbläser sauber
Schrecksekunde für Betreiber und Gäste der Stockeralm im Untersulzbachtal in Neukirchen: Ein Felssturz ereignete sich in der Nähe der Hütte. Eine gewaltige Staubwolke legte sich über das Gebäude. Hüttenwirt Gotthard Kaiser musste zum Laubbläser greifen.
"Es hat eigentlich nur gewaltig gestaubt und gekracht"
Die unmittelbar Betroffenen, Betreiber und Gäste der Stockeralm, haben die Schrecksekunde aber recht rasch verdaut. Hüttenwirt Gotthard Kaiser schilderte den SN am Donnerstag: "Es hat eigentlich nur gewaltig gestaubt und gekracht, Steine und Felsbrocken sind aber nicht in die Nähe der Alm gekommen." Die seien dort niedergegangen, wo sich vor rund acht Jahren schon einmal ein Felssturz ereignet hatte. Verletzt wurde bei diesem zweifellos spektakulären Ereignis niemand.

Für die Familie Kaiser begann bereits am Donnerstagvormittag das Aufräumen und vor allem das Saubermachen. Gotthard Kaiser: "Es ist ja alles eingestaubt. Ich werde einen Laubbläser holen müssen und dann werden wir das alles wegblasen."
Gesagt, getan: Das nicht immer und überall geliebte Arbeitsgerät erfüllte am Vormittag diesmal seinen Zweck. Gotthard Kaiser übermittelte Fotos, auf denen eine wieder tadellos gesäuberte Stockeralm zu sehen ist.
Die Stockeralm liegt am Fuß eines Bergrückens zwischen den Gipfeln des Großen Finagls (2730 m) und des Hundskirchs (2733 m). Sie ist ein beliebtes Ausflugziel im Untersulzbachtal. Das Gebäude liegt auf 1265 Metern Höhe und ist zu Fuß vom Taleingang in rund zweieinhalb Stunden erreichbar. Gotthard Kaiser bietet gegen Voranmeldung auch Taxifahrten an.
Gerald Valentin vom landesgeologischen Dienst wird voraussichtlich am Freitag die Abbruchstelle unter die Lupe nehmen. In den engen, v-förmigen Tauerntälern sind Felsstürze allerdings nichts Ungewöhnliches. Starke Niederschläge, Verwitterung und Permafrostabschmelzungen in Lagen jenseits von 2500 Metern setzen dem Gebirge zu.
Valentin: "Wir haben es hier mit einem ganz natürlichen Erosionsprozess zu tun. Dieser wurde durch eine länger anhaltende Nassphase verstärkt. Auch in der Vorwoche gab es im Untersulzbachtal auf 2400 Metern einen Felssturz. All das führt uns vor Augen, dass wir im alpinen Lebensraum keine hundertprozentige Sicherheit bieten können."
Im benachbarten östlich gelegenen Habachtal (Bramberg) sind ebenfalls Felsstürze aus jüngster Vergangenheit dokumentiert. Sie führten im Bereich des Gasthauses Alpenrose allerdings zu einem starken Besucheransturm. Glücksritter durchsiebten nämlich den Schuttkegel in der Hoffnung, Smaragde zu finden.