"Die Schwestern handeln gegen die von ihnen freiwillig abgelegten und immer wieder bekräftigten Gelübde. Über allfällige Konsequenzen wird zu gegebener Zeit mit ihnen zu sprechen sein - sicher aber nicht über die Medien", so Grasl auf der Homepage des Stiftes Reichersberg, das seit drei Jahren organisatorisch für das Kloster Goldenstein verantwortlich ist. Im Übergabevertrag heißt es, dass sich das Stift "um die Sicherung des klösterlichen Lebensabends der verbleibenden Mitglieder" bemühen werde, wobei die Ordensfrauen so lange im Kloster bleiben können, wie dies "gesundheitlich sowie geistlich vertretbar" sei. Die drei Damen sind heute 88, 86 und 81 Jahre alt.
Internationale mediale Aufmerksamkeit
Nach Spitalsaufenthalten von zwei der Nonnen Ende 2023 sind allerdings alle drei in eine von Ordensfrauen geführte Seniorenresidenz im benachbarten Oberalm übersiedelt worden. Gegen ihren Willen, wie die Frauen nun sagen, oder aber doch "in Absprache", wie Grasl betont. "Ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein war aufgrund des hohen Alters und der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern sowie der ordensspirituellen Erfordernisse und des baulichen Zustands des Klosters nicht mehr möglich und vertretbar", so der Prälat.
Die unerlaubte Rückkehr der Nonnen nach Goldenstein vor gut zwei Wochen hat für mediale Aufmerksamkeit weit über die Grenzen Österreichs hinaus gesorgt. Dass nun in den Klosterräumen neben den ehemaligen Schülerinnen auch noch Journalistinnen und Journalisten ein und aus gehen, ist ein weiterer Stein des Anstoßes für Grasl: "Eine Klausur bezeichnet den völlig abgegrenzten Bereich, der nur Ordensangehörigen vorbehalten ist. Außenstehende dürfen diesen Bereich nur unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. Ärztinnen und Ärzte oder Ordensanwärterinnen und Ordensanwärter etc.) und nur mit Genehmigung des Ordensoberen betreten."
Chefin der Ordenskonferenz: Verdrehte Tatsachen
Unterstützung erhält der Propst von Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz. Im Interview mit der Kirchenzeitung "Salzburger Rupertusblatt" zeigte sie sich über die mediale Berichterstattung befremdet und sprach von verdrehten Tatsachen. "Wir leben im Zeitalter medialer Inszenierung und die lebt von Überspitzung, Konflikt und Einseitigkeit." Im Fall von Goldenstein sei das sehr deutlich. Sie finde es schade, "dass sich Menschen hier so einseitig hineinvermengen lassen". Natürlich hätten die Bilder eine große Macht: Die drei Nonnen würden für Außenstehende "exotisch" erscheinen.
Christina Wirtenberger, eine der Helferinnen, widersprach gegenüber der APA dem Bild einer absolut heilen Welt in der Pflegeeinrichtung. Außerdem habe eine der Schwestern wegen Depressionen das Bett nicht mehr verlassen wollen. "Seit sie wieder zu Hause in Goldenstein ist, lacht sie, nimmt wieder an Gewicht zu und isst regelmäßig." Man höre die Schwestern wieder lachen und scherzen. Am meisten hätte den Frauen aber in Oberalm die Kommunikation am gemeinsamen Tisch beim Essen gefehlt. "Sie hatten die letzten eineinhalb Jahre nie mehr die Möglichkeit, gemeinsam zu essen."
"Bis heute keine Kommunikation zwischen den beiden Parteien"
Laut Propst Grasl habe aber schon 2023 "das Gemeinschaftsleben nicht mehr funktioniert". Die Schwestern seien mit einem geregelten spirituellen Leben überfordert gewesen, "auch das war ein Grund, warum - in Absprache mit den Schwestern - die Übersiedlung in ein Pflegeheim beschlossen wurde." Wirtenberger bedauert es hingegen, dass es "bis heute noch keine Kommunikation zwischen den beiden Parteien" gebe. "Wir finden es schade, dass der Herr Prälat Grasl sich mit den Schwestern nicht zusammensetzen will, um eine gemeinsame Lösung zu finden."