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"Pedara"-Stiftsbäcker Franz Grabmer geht in Pension

Franz und Friedi Grabmer werden fehlen - die Stiftsbäckerei St. Peter verliert per Ende des Monats September Pächter mit Herz und gutem Geschmack. Eine Nachfolge ist so gut wie sicher.

In den uralten Gewölben der Stiftsbäckerei St. Peter geht Ende September eine Ära zu Ende. Seit 18 Jahren ist Franz Grabmer das Herz und die Seele dieses Betriebes, gemeinsam mit seiner Frau Friedi, die nur zehn Tage jünger ist als er. In einem halben Jahr werden die Siezenheimer 80 Jahre alt, doch der Gedanke an den Ruhestand fällt nicht leicht: "Jetzt müssen wir aufhören." Zuvor ist noch Betriebsurlaub bis zum 28. September.

Die Nachfolge ist bereits geregelt; ein neuer Pächter steht bereit, das Handwerk und die Traditionen weiterzuführen.

Ursprünglich war das Gebäude aus dem 12. Jahrhundert "nicht mehr als eine Rumpelkammer", sagt Franz Grabmer. Mit viel Eigeninitiative hat er alles liebevoll renoviert und neues Leben in die Gemäuer gebracht. Schon vor 18 Jahren wurden neben dem Sauerteig-Roggenbrot - quasi als Markenzeichen - das Vintschgerl und das Brioche eingeführt. Heute sind beide Sorten nicht mehr wegzudenken: Ist das Brot oft bereits am Vormittag ausverkauft, gibt's Brioche den ganzen Tag.

Strom aus dem eigenen Wasserrad

Ein besonderes Anliegen war ihm stets die Qualität: "Das Getreide mahlen wir selbst in unserer eigenen Mühle", berichtet er stolz. Sogar der Strom, der die Mühle antreibt, stammt vom eigenen Wasserrad. Dank dieser Erneuerung - er hat es vor 20 Jahren gebaut - ist die Bäckerei heute energieautark und versorgt sogar andere mit Strom.

Sauerteigbrot aus Roggen hält schlank und fit

"Ich esse nur Sauerteigbrot", sagt Franz Grabmer und lacht, "ich muss es ja jeden Tag testen. Würde ich so viele Brioche essen, wäre ich wohl nicht so schlank geblieben", sagt er. Ganz wild auf Brioche und Brot sind auch die Kunden aus nah und fern.

Einen der letzten offenen Tage nutzten neben Einheimischen und Touristen auch die Hörls - Friedis Zwillingsschwester Katharina mit Familie - für einen Besuch. "Es war so viel los, da haben wir mitgeholfen", sagt die geborene Walserin. Ihr Schwager Franz Grabmer lernte den Beruf des Müllers. Er führte erst die Stiftsmühle im Salzachgässchen in Mülln, nach der Übersiedlung jene in Aiglhof.

Müller machte Bäckermeisterprüfung mit 46 Jahren

Um die Kunden in der Stiftsbäckerei besser verstehen zu können, machte er mit 46 Jahren zusätzlich die Bäcker-Meisterprüfung.

Die Atmosphäre im Stiftsbezirk St. Peter ist einzigartig. "Wir sind ein eingespieltes Team." Unterstützung bekam er stets von seiner Frau Friedi, die einst ein "Bäckerdirndl" war. Die Eisl-Bäckerei in Wals gibt es allerdings schon lange nicht mehr, doch der Duft der Backstube gehört auch zu ihrem Leben. Gemeinsam stehen sie und ihr Franz sechs Tage die Woche im Gewölbe und bedienen die Kundschaft.

Nicht mehr lange.

"Ohne die Bäckerei kann ich es mir ganz gut vorstellen - meine Frau dagegen noch nicht so sehr", sagt er. Der Bergfex sieht sich bereits wieder hoch oben im Krimmler Achental zu Fuß oder mit dem Mountainbike. Franz und Friedi Grabmer verabschieden sich mit Zuversicht und Stolz auf alles, was sie geleistet haben, und mit einem Lächeln - so, wie man sie kennt.

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Mit diesem Lächeln auf den Lippen kennt man ihn: den Bäckermeister Franz Grabmer von der Stiftsbäckerei St. Peter
Mit diesem Lächeln auf den Lippen kennt man ihn: den Bäckermeister Franz Grabmer von der Stiftsbäckerei St. Peter
Franz und Friedi Grabmer
Franz und Friedi Grabmer
Beim Teichmachen
Beim Teichmachen
Das Wasserrad sorgt für Strom fürs Mahlen.
Das Wasserrad sorgt für Strom fürs Mahlen.
Der Eingang zur Stiftsbäckerei.
Der Eingang zur Stiftsbäckerei.
Köstlich duftende Brioche ...
Köstlich duftende Brioche ...
Im Gewölbe aus dem 12. Jahrhundert breitet sich der Duft nach frischem Brot und Brioche sowie Vintschgerln aus.
Im Gewölbe aus dem 12. Jahrhundert breitet sich der Duft nach frischem Brot und Brioche sowie Vintschgerln aus.
Ein uriges Ambiente
Ein uriges Ambiente
Gäste aus Indien beißen mit Herzenslust in ihr Brioche.
Gäste aus Indien beißen mit Herzenslust in ihr Brioche.
Brioche-Formen ist angesagt.
Brioche-Formen ist angesagt.
Bäckergehilfe Ahmed Mushtaba
Bäckergehilfe Ahmed Mushtaba
Die Zwillingsschwestern Friedi (l.) und Katharina
Die Zwillingsschwestern Friedi (l.) und Katharina
Eine Familie, die unter die Arme greift: v. l.: Friedi Grabmer, Josef, Elias und Katharina Hörl aus Saalfelden.
Eine Familie, die unter die Arme greift: v. l.: Friedi Grabmer, Josef, Elias und Katharina Hörl aus Saalfelden.
Fesch und immer beim Arbeiten: Friedi Grabmer.
Fesch und immer beim Arbeiten: Friedi Grabmer.
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