Im Seniorenwohnhaus Lehen herrscht geschäftiges, aber warmes Treiben. Bewohnerinnen und Bewohner sitzen bei Kaffee zusammen, manche spielen Karten - wie Praktikantin Alice Dutka-Vötter mit einer betagten Bewohnerin. Sie hört ihr aufmerksam zu und legt ihre Karten zum "Unter-Ansetzen" auf die Tischplatte. Ihr Fokus ist ganz auf die alte Frau aus dem Wohnbereich im zweiten Stock gerichtet.
21 Jahre lang stand Alice Dutka-Vötter - aufgewachsen in Lend und wohnhaft in Gnigl - an der Spitze der Abteilung Finanzen und Controlling beim Hilfswerk Salzburg, mit Sitz in Puch-Urstein. Exakte Zahlen, Budgets, Bilanzen, Berichte - das war ihr tägliches Handwerk. "Ich liebe diese Arbeit, aber mein Traum war immer die Pflege."
Alice Dutka-Vötter geht in eine "aktive Pension"
Der entscheidende Impuls kam im Rahmen eines betrieblichen Übergangsmanagements - begleitet von einem Arbeitspsychologen. Dort wurde ihr klar, dass sie nicht nur wirtschaftliche, sondern auch pflegerische und sozialbetreuerische Leidenschaft verspürt. Für eine "aktive Pension" suchte sie einen Weg, beides zu verbinden. "Ich wollte etwas Körpernahes, Sinnstiftendes machen. Direkt mit Menschen arbeiten, nicht nur Zahlen bewegen."
Nachfolger im Controlling gefunden, Ausbildung an der Schule für Sozialbetreuungsberufe Salzburg begonnen
Monatelang blieb die Idee zunächst ein Plan - bis im April 2023 nach langer Suche endlich ihr Nachfolger für die Leitung gefunden war. Mit Jänner 2024 übergab sie die Verantwortung an Georg Dantendorfer. Sie bleibt als seine Stellvertreterin weiterhin im Einsatz. Parallel dazu begann sie ihre Ausbildung an der Schule für Sozialbetreuungsberufe Salzburg (SOB), einer Einrichtung des Diakoniewerks.
Für eine Umschulung mit 58 Jahren nicht zu alt
"Bist du dafür nicht zu alt", hörte sie von mehreren Seiten. Donnerstag und Freitag sitzt sie je neun Stunden auf der Schulbank. Ihr Ziel: Fachsozialbetreuerin in Altenarbeit mit Pflegeassistenz. Die Ausbildung umfasst vier Semester, die abschließende Fachprüfung hat sie am 5. Februar 2026. In ihrer Pension möchte sie so die wichtigen Unterstützungsleistungen in der Langzeitpflege erbringen - sei es im Seniorenwohnhaus oder in der mobilen Hauskrankenpflege. "Ich bin sehr dankbar, dass mir diese Chance gegeben wurde", sagt sie über die SOB.
Sie lobt den Leiter Karl Winding sowie die Lehrkräfte: "Alle kommen aus der Praxis, wissen genau, wovon sie sprechen." Außerdem sei die Kombination von pflegerischen und sozialbetreuerischen Kompetenzen in einer Ausbildung unschlagbar.
Praktika in Seniorenzentren und bei der mobilen Hauskrankenpflege
Zwischen Schule und Büro verbringt Alice Dutka-Vötter viele Stunden in Praktika - bisher in der mobilen Hauskrankenpflege im Flachgau, im Seniorenzentrum Bergheim, im Seniorenheim Großgmain, im Seniorenwohnhaus Lehen und in der Geriatrie C Frauen - zurzeit ist sie in Lehen, wo sie mit Claudia Lechenauer-Tonis "in einer freundschaftlichen Atmosphäre" zusammenarbeitet.
Ältere Personen mit Respekt und Hingabe zu behandeln, ist für Alice Dutka-Vötter selbstverständlich. Aufgewachsen in einem Mehrgenerationenhaus in Lend, umgeben von Oma, Opa, Tanten und Onkeln, hat sie von klein auf gelernt, die Bedürfnisse älterer Menschen zu verstehen.
Eine umfassende Begleitung in der Pflege
Sie sieht in der Pflege eine umfassende Begleitung: "Ich möchte den Menschen Normalität zurückbringen und ihren Sozialraum erweitern. Warum sollten sie im Alter nicht mehr Karten spielen?" Zuwendung, Zuspruch, Wertschätzung - das sind für sie zentrale Schlagworte.
In zehn Jahren sieht sie sich ausschließlich in der Pflege. Ihr Traum für die Pension: ein Dienst im Seniorenwohnhaus und zusätzlich fünf Stunden pro Woche in der mobilen Hauskrankenpflege im Tennengau. Dort will sie ihre Energie direkt den Menschen geben - "nicht mehr nur am Schreibtisch, sondern da, wo es unmittelbar wirkt."