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Per Bahn nach Gastein? Das wird ein Hürdenlauf

Bauarbeiten, Sperren, veraltete Bahnhöfe - das Reisen mit der Tauernbahn ist zum Teil mühsam. Aber eine rosigere Zukunft ist zumindest in Sicht.

Die Tauernbahn-Autoschleuse Böckstein-Mallnitz wird wegen der Tunnelsanierung ab Mitte November 2024 pausieren müssen.
Die Tauernbahn-Autoschleuse Böckstein-Mallnitz wird wegen der Tunnelsanierung ab Mitte November 2024 pausieren müssen.

Hochgeschwindigkeitszüge, die zu modern sind, um auf alten Bahnhöfen Fahrgäste aussteigen zu lassen, und deshalb durchfahren. Auch dieses Problem kommt auf Bahnreisende im Gasteinertal bald zu. Dabei bewirbt der Gasteinertal-Tourismus die "unkomplizierte" Anreise mit dem Zug: "Beim Zugfahren nach Gastein beginnt Ihr Urlaub bereits mit der Anreise", heißt es.

Ein Kuriosum tritt am 10. Dezember ein

Im Tourismus herrscht nicht zuletzt dank der Wiederbelebung von Hotels, wie im historischen Bad Gasteiner Ortszentrum, eine gewisse Aufbruchsstimmung. Doch auf der Anreise haben Urlauber etliche Hürden zu überwinden. Das betrifft vor allem die Tunnelsanierungen auf der Tauernautobahn. Und ausgerechnet in dieser Phase kommt es zum Teil gleichzeitig zu Streckensperren und Umbauarbeiten auf der Tauernbahn sowie zu Schienenersatzverkehren mit Bussen.

Ein Kuriosum wird mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember eintreten: Täglich vier Fernverkehrszüge zwischen Salzburg und Kärnten werden in Bad Gastein und Dorfgastein nicht mehr stehen bleiben. Es handelt sich um ICE-4-Züge der Deutschen Bahn mit höheren Einstiegen. Sie ersetzen bereits störanfällige Fahrzeuge (DB-Wendezüge). Darauf machen Experten der Zeitschrift "Schienenverkehr aktuell" aufmerksam. Der Bahnhof Bad Hofgastein hingegen wird bedient werden können. Denn dort haben die ÖBB im Sommer den Bauauftrag für eine provisorische Erhöhung der Kante des Hausbahnsteigs von derzeit 38 auf 55 Zentimeter ausgeschrieben.

Bahnkunden ärgern sich

Der Intercity-Express 4 benötigt diese Kantenhöhe, und er ist 202 Meter lang, hat 444 Plätze, ist anderswo seit 2017 im Einsatz. Dass Bahnkunden, wenn sie mit einem der vier betroffenen Züge fahren und nach Bad Gastein oder Dorfgastein wollen, in Bad Hofgastein in Busse umsteigen werden müssen, sei eine "sinnlose Schikane" und "keine gescheite Lösung", ärgert sich zum Beispiel der Pro-Bahn-Österreich-Aktivist Karl Schambureck. Der Salzburger hat einen starken persönlichen Bezug zu Gastein. "Ich kenne Bad Gastein schon aus meiner Kindheit gut."

Leider gebe es nur einen Zwei-Stunden-Takt. Die Tauernbahn werde - vor allem im Vergleich zur Westbahnstrecke - "völlig stiefmütterlich behandelt". "Und dann wundert man sich, dass auf der Tauernautobahn alles steht."

Schambureck vermutet hinter den Problemen unter anderem Schwierigkeiten der ÖBB mit dem Wagenmaterial. "Zu viele Reisezugwagen sind in Reparatur."

Bundesbahnen sollen für mehr Attraktivität und Komfort sorgen

Im Fall Hofgastein stoßen Passagiere ohnehin schon bisher auf große Hürden. "Dort halten alle Richtung Süden fahrenden Züge am Bahnsteig 3. Dieser Inselbahnsteig ist nur durch die Unterführung zu erreichen, die allerdings weder über Rolltreppen noch Aufzüge verfügt", erklärt der Fahrgastvertreter. Vor allem für Reisende mit größerem Gepäck sei das ein Problem. "Bad Hofgastein ist schließlich ein Kurort." Hilfe wäre nicht zu finden, denn der Bahnhof sei unbesetzt, "ein Geisterbahnhof".

Karl Schambureck schlägt vor, die Züge, wie in Bad Gastein, zum Hausbahnsteig zu führen. Die Bundesbahnen versprechen, für mehr Attraktivität und Komfort zu sorgen. So würden die Bahnhöfe im Gasteinertal modernisiert und umgebaut. Das Augenmerk liege besonders auf Barrierefreiheit, leichterem Zugang, Fahrgastinformationssystemen sowie neuen elektronischen Stellwerken. Nur in Dorfgastein werde keine Barrierefreiheit mit Aufzug hergestellt.

Sanierung des Tauerntunnels Mitte 2025 muss abgewartet werden

Zum Thema neue Züge sagt ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner: "Wir stellen unseren Kundinnen und Kunden immer das neueste und modernste Wagenmaterial zur Verfügung. Der Einsatz des ICE 4 auf der Tauernachse bedeutet eine enorme Qualitätsverbesserung für viele Reisende." Leider seien die Bahnsteighöhen im Gasteinertal jedoch - noch - nicht auf diese Zuggattung ausgelegt. "Somit können erst nach der Sanierung des Tauerntunnels Mitte 2025 und der damit einhergehenden Modernisierung der Bahnsteige alle Bahnhöfe angefahren werden." Bis dahin sei nur ein Halt mittels Behelfsbahnsteig in Bad Hofgastein möglich. Von dort würden Fahrgäste mit einem Schienenersatzverkehr an ihr Ziel gebracht. Es komme dadurch zu längeren Fahrzeiten. Drei Behelfsbahnsteige für nur ein halbes Jahr Nutzungszeit zu bauen wäre nicht wirtschaftlich.

Die größten Beeinträchtigungen wird die Sanierung des von Böckstein nach Mallnitz in Kärnten führenden Tauernbahntunnels bringen. Die ÖBB bereiten die Verantwortlichen in den Gemeinden und Tourismusregionen auf die Sperre vor. Vor Kurzem gab es deshalb Dialogveranstaltungen auf der Salzburger und der Kärntner Seite. In solchen Treffen sollen Auswirkungen, Ersatzangebote und Verbesserungsvorschläge schon ein Jahr im Vorhinein erörtert werden.

Volle Tunnelfreigabe ist für 14. Juli 2025 geplant

Der Tauerntunnel ist 113 Jahre alt. Er wird ab Ende 2024 innerhalb von acht Monaten umfassend modernisiert. Deshalb sei die Komplettsperre des Tunnels von 18. November 2024 bis 4. Juli 2025 erforderlich. Das bedeutet im Fernverkehr ersatzweise Busfahrten zwischen Bischofshofen und Spittal-Millstätter See von 18. November bis 13. Juli. Das Gasteinertal bleibe in der Wintersaison bis 3. März 2025 von Norden gut und schnell mit dem Zug erreichbar. "Danach tritt eine komplette Streckensperre mit Schienenersatzverkehr zwischen Schwarzach-St. Veit und Böckstein in Kraft." Ab 5. Juli werde ein eingleisiger Betrieb im Tauerntunnel möglich, die Autoschleuse somit zu Beginn der Sommerferien wieder in Betrieb sein. Für 14. Juli 2025 ist die volle Tunnelfreigabe geplant.

Der Bauherr will die wichtige Nord-Süd-Verbindung noch vor Inbetriebnahme der Koralmbahn und dem integrierten Taktfahrplan 2026 "zukunftsfit" machen.

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