Schon bei der Abzweigung zur Müllner Pfarrkirche sind die Saxofonklänge zu hören. Spaziergänger drehen interessiert die Köpfe, als die "Ode an die Freude" erschallt. Der Verursacher ist schnell ausgemacht: Pater Franz Lauterbacher hat es sich kurz hinter den Friedhofstoren auf einem sonnigen Bankerl bequem gemacht. "Ich komme derzeit leider viel zu selten zum Üben", sagt der Müllner Pfarrer seufzend und legt sein Instrument beiseite.
Es geht um ein ungewöhnliches Begräbnis
An diesem Tag hat er ein besonderes Anliegen: Es geht um ein ungewöhnliches Begräbnis auf dem Müllner Friedhof. Anfang Oktober verstarb Lacerta Santorricelli, Tochter von Karl Heinrich Waggerl. Viele Salzburgerinnen und Salzburger kennen sie als Leiterin der Salzburger Spieltanzschule, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter, Sielke Scheidt, betrieb. Scheidt verstarb 2021, ihre Tochter Anfang Oktober. Weitere Angehörige sind nicht bekannt. In diesen Fällen übernimmt der Magistrat die "sozialgemeinschaftliche Bestattung" - umgangssprachlich bekannt als "Armenbegräbnis".
Es soll kein "Armenbegräbnis" geben
Für Pater Franz ist das nicht infrage gekommen: "Das wollte ich Frau Santorricelli ersparen." Ein Ehepaar aus seiner Pfarre sei bei ihm vorstellig geworden. Mit vereinten Kräften habe man den bürokratischen Aufwand gemeistert. Sowohl der Magistrat als auch die Pfarre verzichten nun auf einen Teil der Kosten. Der Gottesdienst findet am Freitag, 9. Dezember, um 10 Uhr in der Müllner Kirche statt, die Beisetzung um 11 Uhr.
Bestattungen auf dem Müllner Friedhof sind erst seit vier Jahren wieder möglich. Er wurde 1879 geschlossen, als die Stadt den Kommunalfriedhof eröffnete. 2017 wurde mit dem Umbau begonnen. Seit 2018 wird die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt. Ihre Namen werden zentral im schmiedeeisernen "Buch des Lebens" auf Plaketten festgehalten.
Der Friedhof heißt "Himmelsterrasse"
Der Name des Friedhofs - "Himmelsterrasse" - ist keine Übertreibung: Die Besucherinnen und Besucher kommen in den Genuss eines wunderbaren Ausblicks auf die Salzburger Altstadt. "Die jungen Leute machen hier immer Selfies", sagt Pater Franz verschmitzt. Wenn er ein Handyselbstporträt knipsen wollte, würde er wohl ein anderes Motiv wählen. Ihm hat es die Bronzeskulptur an der Kirchenmauer angetan. Sie wurde 2007 von Elsbeth Bellartz geschaffen und zeigt den "Heimgang des heiligen Benedikt", zu dessen Orden Pater Franz gehört. "Das ist kein Sterben allein im Bett, wie wir es durch Corona so oft gehabt haben, sondern ein Heimgang gestützt von Menschen", schwärmt der Priester. Für einen der Mönche, die Benedikt stützen, stand Pater Franz selbst Modell.
Müllner Pfarrer: "Ich wäre um Spenderinnen und Spender dankbar"
Im Zusammenhang mit der Skulptur habe er noch ein Anliegen: "Sie ist noch nicht ganz ausfinanziert. Ich wäre um Spenderinnen und Spender sehr dankbar, damit ich mich schuldenfrei im Sommer 2023 in die Pension verabschieden kann." Er habe vor Kurzem seinen 74. Geburtstag gefeiert und nach 25 Jahren als Müllner Pfarrer sei die Zeit des Abschieds gekommen.
Ob es wieder einen Pfarrer geben wird? "Man muss ehrlich sein und sehen, dass in der Stadt nicht einmal die Hälfte der Bürger christlichen Bekenntnisses ist", schreibt Pater Franz im Pfarrbrief. Die Zahl derer, denen das Gemeindeleben vor Ort noch ein Anliegen ist, werde geringer.
In der Erzdiözese erfuhren die SN, dass man derzeit dabei sei, die 23 Pfarren im Stadtgebiet "neu zu konfigurieren". Generalvikar Roland Rasser: "Es wird auch künftig keine Pfarre ohne Pfarrer geben. Die Frage ist, ob ein Pfarrer vor Ort sein muss." Das Ziel seien Verbände, in denen mehrere Priester mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tätig sind.
SN-Info: Spenden für den heiligen Benedikt sind auf das Konto AT28 3400 0327 0441 1609 möglich.