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Promotion sub auspiciis: Bundespräsident kürt Salzburgs Top-Absolventinnen

Eine Mathematikerin aus der Stadt Salzburg und eine Sopranistin aus Großarl erhalten am Dienstag die Doktorwürde. "Sub auspiciis" gelang bisher 94 Uni-Absolventen in Salzburg.

Ingrid Vukusic und Elisabeth Eder haben besondere akademische und schulische Leistungen erbracht.
Ingrid Vukusic und Elisabeth Eder haben besondere akademische und schulische Leistungen erbracht.

Es ist eine Ehre, die nur einer Handvoll junger Akademikerinnen und Akademiker zuteilwird. Eine Promotion unter den Auspizien (Oberhoheit) des Bundespräsidenten. Für Elisabeth Eder und Ingrid Vukusic reist Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Dienstag aus Wien an, um die besagte Promotion sub auspiciis praesidentis im Solitär der Universität Mozarteum durchzuführen. Die Leistungen von Eder und Vukusic im schulischen und universitären Bereich lassen sich mit dem Adjektiv ausgezeichnet zusammenfassen. Der Bundespräsident kommt nämlich nur dann zur Promotion, wenn die schulischen und universitären Leistungen stets mit Bestnote abgelegt worden sind. Sämtliche wissenschaftliche Arbeiten inklusive der Dissertation müssen von den Begutachtern als ausgezeichnet klassifiziert werden.

"Ich habe das nicht geplant und auch erst im Doktoratsstudium von der Sub-auspiciis-Promotion erfahren", sagt Eder. Eine andere Note als ein "Sehr gut" lernte die Großarlerin aber ohnehin nicht kennen. Sie ist Harfenistin, Sopranistin und Musikwissenschafterin. Die Universität Mozarteum bezeichnet sie als ihre Alma Mater. Dieser blieb sie treu - als Lehrbeauftragte für Gesang und Universitätsassistentin für Instrumental- und Gesangspädagogik lehrt sie an der Kunstuniversität. Dem Auswendiglernen von Musik widmete die 32-Jährige ihre Doktorarbeit.

Auf der Bürotür Eders folgt jetzt der achte Titel

Hinter ihrem Namen und an ihrer Bürotür stehen sieben akademische Titel. "Auf meinem Türschild daheim verzichte ich drauf." Den Festakt werde sie entsprechend zelebrieren: "Ich habe 100 Gäste eingeladen." Öffentliche Auftritte ist die Sopranistin, die auch Orchestermitglied der Philharmonie Salzburg und seit 2018 Sopransolistin beim Salzburger Adventsingen ist, gewöhnt. 1,5 Jahre musste Eder warten, ab morgen darf sie auch den achten Titel, den Doktor, führen. So lange brauchte es nämlich, bis ein Termin mit dem Bundespräsidenten gefunden werden konnte.

Die 1er-Frage ...
Die 1er-Frage ...

Zum letzten Mal findet der Festakt in dieser Form in Salzburg statt. Künftig übernehmen die Rektorinnen und Rektoren die Promotion an den Universitäten. "Wir laden die Absolventinnen und Absolventen dann zu einer gemeinsamen Verleihung in die Hofburg ein", sagt ein Sprecher des Bundespräsidenten. 94 Sub-auspiciis-Kandidaten zählt die Universität Salzburg seit ihrer Gründung. Für das Mozarteum Salzburg ist der Festakt am Dienstag eine Besonderheit: Eder ist erst die zweite Absolventin, der diese Ehre zuteilwird. Zuletzt fand eine derartige Promotion 2007 statt.

Vukusic ist den Zahlen schon in der Schulzeit verfallen

Schneller ging es mit der Promotion bei Vukusic: "Ich habe erst im März mein Doktoratsstudium an der Universität Salzburg beendet." Die 28-Jährige promovierte in Mathematik. Ihre Augen beginnen zu strahlen, wenn sie über das Thema ihrer Dissertation spricht: "Ich habe mich mit effektiven Lösungen von diophantischen Problemen im Zusammenhang mit S-Einheiten-Gleichungen beschäftigt." Benannt seien diese nach dem antiken griechischen Mathematiker Diophantos von Alexandria. Die Salzburgerin nennt diese die "fancieste und zugleich komplexeste Problemstellung in der Mathematik".

Den Zahlen ist sie schon in der Schulzeit verfallen. "Ich habe in der Oberstufe an der Mathematikolympiade teilgenommen." Davon habe sie im späteren Studium profitiert: "Uni-Mathematik ist viel frustrierender als Schul-Mathematik." Bei der Olympiade habe sie gelernt, dass sich erst nach fünf Stunden ein mathematischer Fortschritt bei einer Problemlösung einstellen könne. Apropos Olympiade - Vukusic hat an diesem Montagvormittag eine Springschnur in ihrem Rucksack - wie immer. "Rope Skipping" nennt sich der Terminus technicus. Springerin, Übungsleiterin und Kampfrichterin ist sie in dieser Disziplin. Das nämlich gilt für das Rhönradturnen - das die 28-Jährige seit ihrem 12. Lebensjahr ausübt. "Dabei denke ich nicht an die Mathematik - kommt es zu einer sportlichen Herausforderung, gehe ich gedanklich aber ähnlich vor wie bei einer mathematischen Problemstellung."

Kein gezielter Karriereplan

Während des Doktoratsstudium schloss die Salzburgerin auch ein Masterstudium für Bewegung und Sport ab. Elf wissenschaftliche Publikationen finden sich in ihrem Lebenslauf. Im Moment ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Salzburg. Welches Ziel verfolgt die 28-Jährige? "Ich habe mich für ein Stipendium beworben, damit ich das Unileben noch genießen kann." Einen gezielten Karriereplan verfolge sie nicht. Es gehe ihr um das Lösen der Aufgaben im Hier und Jetzt. Auch Vukusic ist durch öffentliche Auftritte bei sportlichen Wettbewerben Publikum gewohnt. Etwas gestresst habe sie die Vorbereitung einer fünfminütigen Rede für die Promotion durch den Bundespräsidenten aber schon: "Ich fühle mich nicht verantwortlich für das, was passiert ist." Elegant und effizient möchte sie sich bei Wegbegleitern bedanken: "Mathematik spielt keine Rolle in meinen Festworten - ich nenne nur eine Prozentzahl und die ist falsch."

Die Doktorandinnen erhalten übrigens einen Ehrenring vom Bundespräsidenten, dessen Siegelplatte das Bundeswappen sowie die Worte "sub auspiciis praesidentis" enthält. Tragen möchten die Salzburgerinnen diesen "zu besonderen Anlässen".