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Psychoterror gegen 87-Jährige: Falsche Polizisten ergaunerten in Zell am See 100.000 Euro

Fast zwei Dutzend Mal haben unbekannte Täter in den vergangenen Tagen im Raum Zell am See ältere Menschen angerufen und sich als Polizisten ausgegeben. In einem der Fälle waren sie mit der Betrugsmasche erfolgreich.

Die echte Polizei fahndet nach den falschen Kollegen.
Die echte Polizei fahndet nach den falschen Kollegen.

Die Vorgehensweise ist schon oft angewandt worden: Die Täter durchforsten Telefonbücher und suchen gezielt nach traditionellen Vornamen und Festnetznummern. Diese Anschlüsse sind oft auf ältere Menschen registriert.

Dann klingelt das Telefon und es melden sich "Kriminalbeamte". So geschah es am Dienstag und am Mittwoch in 20 Fällen in Zell am See.

Durch den Anrufer wird den Opfern ein Einbruch, ein Raub und eine Fahndung nach den Tätern in der Nachbarschaft vorgespielt. Die Opfer werden dabei vom Anrufer massiv unter Druck gesetzt.

Sie warnen vor einer Schießerei

Die Angerufenen werden nach Bargeld und Wertsachen im Haus befragt und bei Vorhandensein angewiesen, diese verpackt vor der Haustüre abzulegen und sich danach im Haus vor einem möglichen Schusswechsel in Sicherheit zu begeben. Die Wertsachen würden dann von der Kriminalpolizei abgeholt und sicher verwahrt.

In 19 bekannten Fällen im Großraum Zell am See blieb es beim Versuch, da die Opfer misstrauisch wurden und die "echte" Polizei verständigten.

Eineinhalb Stunden Psychoterror

In einem Fall gelang es den Tätern in einem 1,5 Stunden langen Telefongespräch eine 87-jährige einheimische Frau derart unter Druck zu setzen, sodass diese den oben angeführten telefonischen Anweisungen Folge leistete. Sie verpackte Gold, Schmuck und eine Faustfeuerwaffe (!) und platzierte das Paket vor der Haustüre, wo es der unbekannte Täter abholte. Laut Polizeibericht beträgt der Schaden in diesem Fall mindestens 100.000 Euro.

Falsche Polizisten gingen in die Falle

Oft gelingt es erfolgreichen Tätern, sich spurlos aus dem Staub zu machen. Die überrumpelten und älteren Opfer haben - wenn überhaupt - nur kurz Sichtkontakt mit den Kriminellen und sind daher kaum in der Lage, brauchbare Personenbeschreibungen zu geben. Doch Ende Juli konnte ein Opfer in Wien-Floridsdorf den Spieß umdrehen: Zwar wurde der 67-Jährigen mehrmals mit dem "Fahndungstrick" Geld herausgelockt. Doch dann wurde die Frau misstrauisch, kontaktierte die echte Polizei, die dann bei einer neuerlichen Geldübergabe einen 19-jährigen Deutschen und einen 22-jährigen Türken festnahm. Der Schaden beträgt dennoch gut 500.000 (!) Euro.

Das sagt die echte Polizei:

Das österreichische Bundeskriminalamt hat in Zusammenhang mit diesen auch Schockanrufe genannten Betrugsfällen eine Reihe von Präventionstipps erstellt:

  • Geben Sie keine Details über Ihr Vermögen preis!
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen - legen Sie auf!
  • Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung!
  • Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen einen Dienstausweis!
  • Übergeben Sie niemals Geld an Unbekannte!
  • Halten Sie Rücksprache mit Personen aus Ihrem persönlichen Umfeld!
  • Nehmen Sie Warnungen von Bankangestellten ernst!
  • Kontaktieren Sie die Notrufnummer 133 und fragen Sie nach, ob es diese Polizistin oder diesen Polizisten wirklich gibt!
  • Erstatten Sie im Schadensfall eine Anzeige bei der nächsten Polizeiinspektion!