Die steigenden Infektionszahlen und die wachsende Zahl an spitalspflichtigen Coronapatienten zwingen zum Handeln. Coronamediziner in Salzburg schlugen dieser Tage Alarm und forderten unter anderem, sofort mit der dritten Impfung zu starten.
Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) reagierte am Montag nach einem Gipfelgespräch mit den Ärzten, Spitals- und Pflegeheimmanagern, Impfkoordination sowie der Landessanitätsdirektion: Bereits in dieser Woche sollen in Salzburg die ersten Hochrisikopatienten den dritten Stich bekommen.

Gleichzeitig kündigte Stöckl an, ohne den Entscheidungen auf Bundesebene vorgreifen zu wollen, dass künftig Coronatests nicht mehr kostenlos zur Verfügung gestellt werden könnten. Außer sie werden in der Kontaktverfolgung oder bei regionalen Lockdowns von den Behörden vorgeschrieben. Bei der 1-G-Regel machte er einen Rückzieher, davor müssten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die Menschen vom Impfen zu überzeugen.
Zahlen zur Impfung in Salzburg
Konkret will man am kommenden Wochenende in Salzburg mit der Auffrischungsimpfung bei Hochrisikopatienten und beim Gesundheitspersonal mit hohem Risiko in den Spitälern beginnen. Dabei orientieren sich Stöckl, die führenden Coronamediziner und die Impfkoordination des Landes streng an den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums.
Bei allen, die mit dem Impfstoff von AstraZeneca oder von Johnson & Johnson geimpft wurden, müssen demnach sechs Monate verstrichen sein. Die Auffrischung erfolgt in allen Fällen mit einem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder von Moderna.
Für alle, die bereits zwei Mal mit Biontech/Pfizer oder Moderna geimpft wurden, gilt: Auffrischungsimpfung für Risikogruppen frühestens nach sechs Monaten, für Nichtrisikogruppen nach neun bis zwölf Monaten. Zur Risikogruppe zählen alle Menschen, die älter als 65 Jahre sind und unter einer Vorerkrankung wie Bluthochdruck oder Diabetes leiden.
Die dritte Impfung ist nach Angaben Stöckls wichtig, weil gerade Hochrisikogruppen mit den ersten Impfungen keinen so guten Impfschutz aufbauen konnten und insgesamt die Impfwirkung nachlässt. Zuletzt befanden sich unter den spitalspflichtigen Coronapatienten bis zu einem Viertel Krebs- und Transplantationspatienten sowie sehr alte Menschen, die auch einen schlechteren Impfschutz entwickeln. Hier zeigen die Studien, dass eine dritte Impfung wirklich etwas bringt, wie die Corona-Experten Richard Greil und Uta Hoppe am Uniklinikum Salzburg betonen.
Der Gesundheitsreferent kündigte darüber hinaus an, dass ab Ende September das Gesundheitspersonal im niedergelassenen Bereich die dritte Impfung erhalten soll, wenn sechs Monate nach der zweiten Impfung verstrichen sind. Auch die Senioren- und Altenheime sind dabei, die dritte Impfung zu organisieren. Sie können nach der Bestellung der Impfdosen sofort beginnen. Impfstoff, so Stöckl, sei genug vorhanden.
Alle weiteren Drittimpfungen finden frühestens ab Oktober gestaffelt statt, je nach dem Zeitpunkt der Vollimmunisierung und den festgelegten Fristen. Eine Auffrischungsimpfung gibt es auch für Genesene mit nur einem Stich. Geimpft werden nur die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna. Alle Menschen, die auf www.salzburg-impft.at als geimpft registriert sind, werden rechtzeitig über die nötige Auffrischung informiert.
Am Montag stiegen in Salzburg die Infektionszahlen auf einen neuen Höchststand an. Die 7-Tage-Inzidenz lag bei 131 und erstmals waren wieder mehr als 1000 Salzburgerinnen und Salzburger aktiv mit dem Coronavirus infiziert. Vor zwei Wochen befanden sich zwischen zehn und 15 Coronapatienten in Salzburgs Spitälern, am Montag waren es bereits 33.
Uta Hoppe sprach von einem "Wettlauf mit der Zeit". Es müsse wie in Portugal oder Dänemark das Ziel sein, eine Durchimpfungsrate von rund 80 Prozent zu erreichen, um möglichst viele Menschen aus den Spitälern heraushalten zu können. "Mit der Impfung haben wir die Möglichkeit, das Virus in den Griff zu bekommen." Stöckl sagte mit Blick auf die Infektionszahlen, man werde die Coronaregeln nachschärfen müssen. Greil forderte eine strengere FFP2-Masken-Pflicht und verschärfte Regeln für Gruppenveranstaltungen.
In einer Videokonferenz mit dem Gesundheitsminister wollen die Gesundheitsreferenten am Mittwoch neue Maßnahmen beraten. Stöckl hofft zwar, dass die Impfappelle fruchten und die Jungen die niederschwelligen Impfangebote annehmen. Er stellte aber gleichzeitig in Aussicht, dass künftig die Coronatests nicht mehr kostenlos zur Verfügung stehen könnten, außer wenn sie von den Behörden vorgeschrieben würden. Er habe diesbezüglich viele positive Signale aus der Bevölkerung bekommen. Im Gegensatz zur 1-G-Regel, für die es kein Verständnis gebe. Von dieser auch von Stöckl forcierten Idee werde man sich vorerst eher verabschieden.