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Sie sind da, wenn psychisch Kranke im Pongau jemanden zum Reden brauchen

Die Selbsthilfegruppe entstand bereits vor 24 Jahren. Zwei Mal pro Monat treffen sich in St. Johann Menschen, die an Burn-out, Angst, Panikattacken oder Depressionen leiden.

Gründerin Elfriede Spörk-Sögner (r.) und Silvia Gschwandtner engagieren sich ehrenamtlich in der Selbsthilfegruppe für Burn-out, Depression und Angst, die Menschen innergebirg unterstützt.
Gründerin Elfriede Spörk-Sögner (r.) und Silvia Gschwandtner engagieren sich ehrenamtlich in der Selbsthilfegruppe für Burn-out, Depression und Angst, die Menschen innergebirg unterstützt.

Vor 24 Jahren gründete die Pongauerin Elfriede Spörk-Sögner aus eigener Betroffenheit die Selbsthilfegruppe "Burnout, Angst, Depression" im Innergebirg. Bis heute leitet die 70-Jährige ehrenamtlich die Gruppe, die sich jeden 2. und 4. Montag im Monat um 17.30 Uhr im Hotel Brückenwirt in St. Johann im Pongau trifft. "Damals waren psychische Erkrankungen ein absolutes Tabu, außerdem gab es kaum Fachärzte und Therapeuten", schildert die 70-Jährige, die nach der Geburt ihrer zweiten Tochter an Erschöpfung und Depressionen litt. Als sie die Gruppe ins Leben rief, hatte sie sechs Jahre Therapie hinter sich.

Bis heute leitet Spörk-Sögner die Selbsthilfegruppe mit viel Engagement. Betroffene würden sich oft zurückziehen. "Sie wollen nicht über ihre Krankheit reden und fühlen sich oft falsch verstanden. Sie wollen nichts von sich preisgeben, weil sie sich dadurch verletzlich machen." In der Gruppe könnten sie sich in geschütztem Rahmen anvertrauen. "Menschen, die zu uns kommen, können ohne Angst offen miteinander reden, und sie können sich dabei auf absolute Verschwiegenheit verlassen." Die Gruppe gehört zum Dachverband der Selbsthilfegruppen in Salzburg.

Es gilt das Motto "Betroffene helfen Betroffenen"

Auch Silvia Gschwandtner aus Tenneck weiß aus eigener Erfahrung, wie sich Menschen mit einem Burn-out und einer Depression fühlen. Auch ihr war die Gruppe eine große Stütze. 2019 hatte sie durch einen Zeitungsartikel von der Gruppe erfahren und beschloss, sich nach ihrer Therapie mit anderen auszutauschen. "Ich habe mich dort sofort wohlgefühlt. Ich bin ein sensibler Mensch und ich habe mithilfe der Gruppe gelernt, meine Erkrankung zu akzeptieren und damit umzugehen." Außerdem habe sie gemerkt, dass es anderen ähnlich wie ihr ergehe. "Dadurch habe ich mich nicht mehr so isoliert gefühlt."

Mittlerweile betreut die 49-Jährige gemeinsam mit Spörk-Sögner die Selbsthilfegruppe. "Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass psychisch kranke Menschen nicht wie Aussätzige behandelt werden."

Beide Frauen wissen um die Angst psychisch kranker Menschen vor sozialer Ächtung und um die Scheu, in der eigenen Familie über die seelische Not zu sprechen. "Verstehen können einen vor allem Betroffene, die Ähnliches erlebt haben." Oft verstehe man selber nicht, was mit einem los sei, umso schwieriger sei es, das eigene Befinden der Familie zu erklären. "In den Köpfen spuken noch alte Bilder herum", sagt Spörk-Sögner. Innergebirg seien psychische Krankheiten mit viel Scham behaftet. "Seelische Erkrankungen sind gut behandelbar, es gibt mittlerweile gut verträgliche und sehr hilfreiche Medikamente."

Die Versorgung gehört innergebirg ausgebaut

Gschwandtner geht auch in ihrer Heimatgemeinde offen mit ihrer Erkrankung um. "Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht und stoße auf Verständnis." Sie wünscht sich auch in der Gesellschaft einen offenen Umgang mit dem Thema Psyche und mehr Aufklärungsarbeit und Wissensvermittlung über psychische Erkrankungen. Hilfreich wäre auch eine Liste mit allen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im Pinzgau, Pongau und Lungau. Die Versorgung gehöre ausgebaut. "Die Wartelisten sind lang, es dauert zu lange, bis Menschen, die dringend Hilfe brauchen, einen Termin bekommen." Eine gute Anlaufstelle sei die Ambulanz der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Krankenhaus Schwarzach.

"Wir lachen auch viel miteinander"

Männer täten sich oft noch schwerer, sich ihre Krankheit einzugestehen und darüber zu sprechen, sagt Spörk-Sögner. In die Gruppe kommen derzeit drei Männer, darunter auch ein junger Mann, der den anderen oft neue Sichtweisen eröffne. Frauen mit einer Erschöpfungsdepression seien in ihren Heimatgemeinden oft extrem engagiert. "Das sind häufig Frauen, die immer für alle da sind und sich intensiv einbringen." In der Gruppe werde aber nicht nur geredet. "Es ist keineswegs so, dass wir uns nur gegenseitig bemitleiden, wir lachen auch viel miteinander." Immer wieder stehen auch Fachvorträge, Workshops und gemeinsame Ausflüge an.

Kontakt:

Elfriede Spörk-Sögner: 0664/34 29 138

spoerk-soegner@sbg.at

Silvia Gschwandtner: 0699/111 64 631

silvia.gschwandtner@gmx.at



Die Gruppe bietet auch Fachvorträge und Workshops an, die Leute stärken einander auch bei gemeinsamen Aktivitäten.

Kontakt
Spörk: 0664/34 29 138
Gschwandtner: 0699/111 64 631