Dass Kreta auch ein Wintersportgebiet ist, davon wusste auch Simone Binder nichts. Das sollte sich im Winter 2019 ändern, als die Stadt-Salzburgerin als Pressemitarbeiterin der Skibergsteiger-Organisation Skimo Austria nach Kreta eingeladen wurde, um über ein Skirennen zu berichten. "Mich hat dort sofort die traumhafte Winterwelt in den Bergen und unten am Meer das südländische Feeling fasziniert", sagt die 42-Jährige.
Kaum Lawinengefahr, endlose Weiten, ein relativ sanftes Gebirge ohne abschüssiges Gelände, unverspurte Abfahrten mit Blick aufs Meer - das alles macht das Skitourengehen auf Kreta zu einer tollen Sache auch für weniger Geübte. "Man geht wo man möchte, ist super flexibel, auch von den Aufstiegen her." Wobei der Psiloritis mit 2456 Meter über dem Meer auch 1000 Meter Höhenunterschied bietet. Kreta macht aber speziell, dass man später startet, weil ab dem Vormittag für einige Stunden perfekte Firnbedingungen vorherrschen. Man ist völlig flexibel und geht, so lange man möchte. "Es ist ein bisschen mehr wie Weitwandern." Und dann gleitet man runter auf Firn.
Neben dem Sport an sich ist Simone Binder von der kleinen Gruppe von einem Dutzend Skitourengehern fasziniert, die einen Verein gegründet haben. Sie veranstalten alle zwei Jahre ein Rennen. "Es geht ihnen darum, den Kindern zu zeigen, wie viel Spaß Wintersport macht." In den Teamrennen mit je zwei, drei Personen geht es nicht um Zeit, sondern um Gemeinschaft. Nach den Rennen wird in Dörfern wie Livadia Sirtaki getanzt im Schnee, zwischendurch Raki getrunken.
Zwischen der Community und Simone Binder und Roland Hold ist schnell eine Freundschaft entstanden. Selbstverständlich ist Skitourengehen exotisch auf Kreta, "es gibt keine Sportgeschäfte, keine Lifte, keine Hütten, keine Bergrettung, und man trifft nur wenige Menschen in den Bergen".
Auf versteckten Bergstraßen gelangt man an den Ausgangsort der Skitouren. Dafür braucht man den Tipp eines Einheimischen oder eines Bergführers. Die Ausrüstung muss man selbst mitnehmen, das ist aber mit dem Flugzeug kein Problem. Simone Binder aus Aigen ist auch ehrenamtlich für die Naturfreunde Salzburg tätig. So wird sie den Interessierten die Bergwelt Kretas bei einer Skitouren-Woche im März 2024 mit einem griechischem Bergführer näher bringen. Mehr Infos unter www.salzburg.naturfreunde.at/ events/angebot/pierra-creta/
Sportlich war Simone Binder von kleinauf. "Ich habe immer viel Sport gemacht, mit Spaß und Leidenschaft." Ist es im Winter das Skifahren, hat der Klettersport ihr Herz im Sommer erobert. Apropos: Ihren Lebensgefährten Roland Hold hat sie beim Klettern kennengelernt, "gemeinsam haben wir uns weiterentwickelt". So machen beide auch nicht Halt vor Hochtouren oder Eisklettern. Roland Hold - er ist für Skimo Austria tätig, er macht Fotos von Events.
Schnee gibt es auf Kreta jahreszeitlich ähnlich wie bei uns. Auf den zahlreichen Bergen mit über 2000 Metern hohen Gipfeln, wie dem Gebirge rund um den Psiloritis, dem höchsten Berg Kretas mit 2.456 Meter, oder in den weißen Bergen namens Lefka Ori. Vor allem im Frühling bietet die Insel perfekte Schneebedingungen, geringe Lawinengefahr und unverspurte Abfahrten mit Blick aufs Meer.