SN.AT / Salzburg / Chronik

"So wollen wir keine Almabtriebsfeste feiern": Almbauern verzichten in der Region Hochkönig aufs Aufkranzeln

In der Region Hochkönig wird das Almvieh heuer nicht geschmückt, nachdem mehrere Wolfsrisse in diesem Almsommer für kräftige Unruhe sorgten. Es solidarisieren sich alle Landwirte mit den Betroffenen und setzen ein Zeichen in Richtung Politik und Tourismus auf Landesebene.

Szenen wie diese wird man in der Region Hochkönig heuer nicht sehen.
Szenen wie diese wird man in der Region Hochkönig heuer nicht sehen.

Den Landwirten ist nicht zum Feiern zumute. Nach mehreren Wolfsrissen in diesem Sommer in der Region Hochkönig kündigte der Almer Ortsbauernobmann Christian Rainer bereits im Juni an, dass man heuer noch das ein oder andere Zeichen setzen wolle. Jetzt wird mit der Absage des feierlichen Almabtriebs ein "Weckruf" gesendet: "Wir sind nicht bereit, bei der touristischen Vermarktung des Bauernherbstes alles zu unterstützen, solange nicht auch vom Tourismus auf Landesebene mehr Druck dahinter ist, dass wir dem Wolfsproblem Herr werden können. So, wie es heuer gelaufen ist, da vergeht einem der Spaß. Da will man keinen geschmückten Almabtrieb feiern."

Dass vereinzelt Landwirte auf das Aufkranzeln verzichten, werde bei verletzten bzw. getöteten Tieren oder auch nach einem Todesfall in einer Bauernfamilie von Tradition her so gelebt. "Bei uns solidarisiert sich heuer aber die gesamte Bauernschaft."

Das Bauernherbstfest in Mühlbach/Hkg. wurde komplett abgesagt. Ursprünglich war auch geplant, die Feierlichkeiten in Maria Alm (9. September) und Hinterthal (16. September) zu boykottieren. Nach Beratungen mit regionalen Touristikern wurde aber entschieden, diese zur Aufklärung zu nutzen. Es sind Infos zum Thema Wolf und der Gefährdung der Almwirtschaft auf Übersichts- und Programmplänen sowie auf A-Ständern auf dem Festgelände geplant. Und es wird einen Infostand für persönliche Gespräche geben.

Hochkönig Tourismus unterstützt die Landwirte "auf allen Ebenen"

"Wir stehen voll und ganz hinter der Bauernschaft, unterstützen sie auf allen Ebenen", sagt Christine Scharfetter als Geschäftsführerin von Hochkönig Tourismus. "Es gibt auch ein offizielles Statement, dass große Beutegreifer in der Region Hochkönig nicht erwünscht sind." Nur durch die gute Zusammenarbeit mit der neuen Landesregierung, dem TVB Hochkönig, der Jägerschaft und der Bauernschaft habe durch die offizielle Entnahme eines Problemwolfes heuer "noch Schlimmeres" verhindert werden können. Scharfetter: "Wir werden versuchen, diesen Schulterschluss weiter voranzutreiben. Der Wolf muss jetzt auf EU-Ebene den Schutzstatus verlieren."

Verständnis für die Reaktion der Bauern äußerte auch Leo Bauernberger, Geschäftsführer von Salzburger Land Tourismus, vorige Woche im SN-Gespräch. Wobei er es als "nicht zielführend" bezeichnete, den Tourismus "in Geiselhaft zu nehmen. Weil wir sitzen in einem Boot, Tourismus und Landwirtschaft gehören zusammen. Den einen für den Wolf verantwortlich zu machen? Also, wir haben ihn nicht hergeholt." Doch auch für ihn stehe fest: "Große Beutegreifer sind mit unserer Art, wie wir hier Landwirtschaft betreiben, nicht vereinbar." Das Thema dürfe über den Winter "nicht einschlafen", sagt Christian Rainer. "Wir wollen kein böses Erwachen im nächsten Almsommer."

PINZGAU-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.