Es gibt einen gravierenden Unterschied zu den Berufsmusikern. Keine Blasmusikkapelle oder Brauchtumstanzgruppe ist akut in ihrer Existenz bedroht, wenn sie nicht sofort wieder auf den Putz hauen darf. Trotzdem ist es nur allzu verständlich, dass es die Protagonisten in den Fingern und Beinen juckt. Sie fühlten sich bis vor ein paar Tagen gegenüber Sport und übriger Kultur benachteiligt, die ab Mitte Mai wieder starten dürfen. Ihnen selbst richtete die Politik zunächst nur aus, man werde Anfang Juli über ihre Situation befinden. Die Enttäuschung war dementsprechend groß.
Mit Anfang der Woche kam die Erlösung: Auch die Volkskultur darf ab 19. Mai proben und ist damit der übrigen Kulturarbeit gleich gestellt. Das ist gut so, denn so wird hoffentlich auch der Fackeltanz in seinem 70. Jubiläumsjahr über die Bühne gehen können.
Im Vorjahr war er bereits - so wie das gesamte Fest zur Festspieleröffnung - ins Wasser gefallen. Mit jedem Ausfall wird es laut der Funktionäre schwieriger, die Leute bei der Stange zu halten. Auch das ist nur allzu menschlich. Auf Knopfdruck Leistung zu verlangen, und das für den berühmten feuchten Händedruck, spielt es eben nicht. Das zu verlangen, wäre genauso scheinheilig, wie die Ehrenamtlichen bei jedem öffentlichen Auftritt über den grünen Klee zu loben und sie dann - wenn es darauf ankommt - in der Warteschlange zu halten.