Cora Gollackner ist mit dem Thema Tod aufgewachsen. "Mein Berufsweg war immer klar", sagt die 56-Jährige. Den Lehrberuf Steinmetz lernte sie 1984 als eine der ersten Frauen in dieser Männerdomäne. "Ich war das einzige Mädchen in der Berufsschule. Ich hatte Glück, wurde von meinem Großvater Fritz Gollackner und den Mitarbeitern unterstützt."
Nach etlichen körperlich anstrengenden Jahren in der Werkstatt lag der Fokus darauf, im Betrieb, den ihr Bruder Albert Gollackner führt, in der Grabdenkmal-Beratung zu arbeiten. "Mein Weg war wichtig, um den Anliegen der Kunden entsprechen zu können." Jeder soll die Möglichkeit haben, ob mit viel oder weniger Budget, das Grab individuell gestaltet zu bekommen.
Für ihre Arbeit ist viel Einfühlungsvermögen und Empathie vonnöten, "besonders wenn junge Menschen sterben".
Cora Gollackner war mit 28 Jahren bereits Witwe
Bestens verstehen kann sie die trauernden Angehörigen, hat sie doch selbst sehr jung ihren Mann an Krebs verloren. "Ich war mit 28 Witwe. Ich habe seinen Sohn aufgezogen und habe keine eigenen Kinder."
Die Chemie zu den Menschen passt, "man muss für jeden da sein. Ich mache es sehr gerne."
Sie gehört zur Steinmetz-Dynastie Salzburgs
Cora Gollackner gehört zur Steinmetz-Dynastie Salzburgs. "Meine Familie kommt aus Straßburg, und im Laufe der Jahrhunderte ist sie in Salzburg angekommen. Die Urgroßeltern haben hier in der Nonntaler Hauptstraße den Betrieb gegründet, als der Kommunalfriedhof entstanden ist." Der Bruder von Cora Gollackner, Albert Gollackner, ist Geschäftsführer. Die Firma trägt nach wie vor den Namen des Großvaters Fritz Gollackner. "Das ist eine Marke."
Sie packt ihre Kamera und besucht Friedhöfe in Triest, London oder Paris
Gleich nach dem Gespräch am vergangenen Freitag packte Cora Gollackner ihre Kamera mit ins Auto und los ging's nach Triest, um den Friedhof St. Anna zu besuchen. Dort wartete eine Vielzahl von Fotomotiven auf sie. "Im Dezember reise ich nach Paris, um die Friedhöfe Montmartre und Père Lachaise aufzusuchen. Und irgendwann ist London dran", sagt sie mit einem Glitzern in ihren blauen Augen.
Der Weg zu ihrem Arbeitsplatz ist nur sechs Minuten zu Fuß von ihrem Zuhause entfernt; kein Weg ist ihr aber zu weit, um ihrem Hobby der Friedhofsfotografie zu frönen.
Steckenpferd "Friedhofsfotografie" in der Coronazeit intensiviert
In der Coronazeit hat sich dieses Steckenpferd - sie fotografiert seit 45 Jahren - intensiviert. "Ich habe mir immer schon Friedhöfe im Urlaub angeschaut. Es heißt, wie diese gestaltet und gepflegt sind, das sei der Spiegel der Gemeinde. Das hat sich immer noch bewahrheitet." Am Hamburger Friedhof Ohlsdorf hat sie an einem Tag 17 Kilometer zurückgelegt.
Auf den Friedhöfen sieht sie nicht etwa schmutzige Steine oder abgeblätterte Gravuren - in ihrem Fokus sind steinerne Figuren mit bewegenden Ausdrücken. "Was Steinmetze damals schon geleistet haben, mit welchem Werkzeug und unter welchen Umständen, das findet meine ganze Hochachtung."
Den Kommunalfriedhof kennt sie wir ihre Westentasche
Selbstverständlich ist die Gneiserin gerne und jeden Tag auf dem Kommunalfriedhof, den sie wie ihre Westentasche kennt. "Um gute Fotos zu machen, muss man früh aufstehen, besonders im Frühling und im Herbst." Dann lässt sie dort alles wirken, fotografiert Figuren und die Szenerie, versucht, Stimmungen einzufangen. "Oft bin ich auch bei Minusgraden am Friedhof, wenn sich der Raureif um schmiedeeiserne Kreuze legt."
Sie sammelt Steine und Fossilien
Neben der Fotografie lebt Cora Gollackner ein weiteres Hobby: die Geologie. "Mein ganzes Interesse liegt darauf, wie Steine entstehen und wie sie erst von der Natur und sodann von Steinmetzen geformt wurden", sagt sie.
Ihr Lieblingsstein ist der Basalt, weil jede Basaltsäule - ein Vulkanergussgestein - in Säulen wächst. Vor der Werkstatt in Gneis weist ein rostbraun-schwarzer Basalt den Weg ins Geschehen.
Sieben Mal war Cora Gollackner in ihrem Lieblingsland Island, wo es viele Basalte zu bestaunen gibt. "Jede Säule ist so verschieden, jede Säule ist so individuell wie die Menschen."
Auch Untersberger Marmor und Adneter Marmor gehören zu ihren Favoriten. Von der Sammelleidenschaft in Sachen Steine wissen auch ihre Freundinnen. "Alle nehmen mir aus ihren Urlaubsdestinationen welche mit", lacht sie. Diese finden in einem eigenen Kasten genügend Platz. Die Beschenkte weiß genau, von wo welcher Stein stammt: aus Island, Italien, Frankreich, Russland, Grönland, Österreich und vielen Ländern mehr. Sie kritisiert den übertriebenen Hype um Schmucksteine. "Neben dem Diamant hat jeder andere Stein auch seine Berechtigung, wie etwa ein versteinerter Ammonit aus Adnet oder Korallen aus Rußbach", sagt die begeisterte Sammlerin.
Ihr nächstes Hobby ist das Kochen von Hausmannskost
Und am Ende des Tages ist das dritte große Hobby gefragt: Kochen - am liebsten österreichische Hausmannskost aus dem alten Plachutta-Kochbuch "Die gute Küche". Davon profitiert auch ihr Lebensgefährte. Und bleibt dann noch Zeit, bringt sie sich auf dem SteinBlog der Webseite mit Geschichten über Gesteine und Vulkane ein.