Das Wichtigste in Kürze
- Für den gesamten Bezirk Tennengau gibt es ein Verbot von Veranstaltungen
- Private Feiern sind verboten
- Halleins Bürgermeister kritisierte die Entscheidung
- Eine Hochzeit als Cluster
Im Bezirk Hallein geht es aufgrund der roten Corona-Ampelschaltung rund. Am Montag verkündeten die SALK ein "weitgehendes Besuchsverbot" für das Krankenhaus Hallein. "Diese Regelung wurde nach Absprache mit der Landespolitik und den zuständigen Gesundheitsbehörden getroffen und dient zum Schutz unserer Patientinnen und Patienten sowie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", teilte Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken mit. Ausnahmen seien nur für Väter in der Geburtenstation und für Angehörige von Patientinnen und Patienten in Palliativsituationen möglich. Für diese Bereiche gelte eine Stunde pro Tag pro Patientin bzw. Patient.
Unterschiedlich bewerten die Tennengauer Bürgermeister die am Sonntag verkündeten Maßnahmen. Martin Promok (SPÖ), Ortschef von Annaberg-Lungötz, sieht die "Sippenhaftung"der Gemeinden skeptisch. "Wenn man das Lammertal isoliert betrachtet, wären wir grün. Es ist schon problematisch, dass unsere Leute aufgepasst haben und wir trotzdem die volle Batterie an Maßnahmen abbekommen." Die Stimmung im Ort sei schon besser gewesen, vor allem die Fußballer seien sauer.
Johann Schnitzhofer (ÖVP) hat im Nachbarort Abtenau ebenfalls niedrige Zahlen: "Auf 600 Einwohner sind es vier Infizierte." Die Maßnahmen seien aus seiner Sicht dennoch richtig. "Wir hängen ja untereinander zusammen. Leute von uns fahren nach Kuchl zum Arbeiten." Er sei heute den ganzen Tag unterwegs, um mit Betroffenen persönlich zu reden. "Das Verständnis ist bisher groß."
Der Gollinger Bürgermeister Peter Harlander (ÖVP) spricht von einer gemischten Stimmung: "Die Hälfte ist dafür, die andere findet die Maßnahmen überzogen." Er selbst trage das Vorgehen von Haslauer mit: "Anders bekommen wir das nicht in den Griff." Am meisten würden unter der derzeitigen Situation die Vereine leiden. "Mich trifft es persönlich auch. Ich bin Trainer im Judoverein, der ganze Betrieb steht." Eine Quarantäne für Kuchl hätte Harlander nicht begrüßt. "Klar sind wir mit dem Nachbarort eng verfochten, aber so lange es mit softeren Maßnahmen geht, sollte man nicht zu diesem Mittel greifen."
Rainer Candido ist Geschäftsführer des TVB Hallein und spricht auch im Namen der Kaufleute. Die aktuellen Maßnahmen seien zu akzeptieren, generell werde jedoch seit Monaten Angst erzeugt, die für das Geschäft nachteilig sei. "Wir setzen darauf bewusst positiv zu kommunizieren und zu vermitteln, dass der Besuch in der Stadt und in den Geschäften sicher ist."
Im Universitäts- und Landessportzentrum Rif herrschte Montagmittag noch Ungewissheit, was das Verbot von Sportveranstaltungen und Trainings für den weiteren Betrieb bedeutet. "Wir sind in Kontakt mit dem Sport-Landesrat, wissen aber noch nicht, was die Gesundheitsbehörde beschließt", sagt Gerold Sattlecker, wirtschaftlicher Leiter im ULSZ. Minütlich kämen Anrufe von verunsicherten Nutzern. "Bis am Nachmittag wissen wir hoffentlich mehr", so Sattlecker.
Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der FPÖ übt harsche Kritik am Landeshauptmann. "Die Restriktionen im Tennengau sind nicht verhältnismäßig und völlig willkürlich." Die Freiheit des Einzelnen auf Gewerbeausübung werde durch die Verschärfung empfindlich eingeschränkt, auch der Sinn dieser Maßnahme fehle. "Glaubt denn Haslauer, dass die Kuchler keinen Schritt über ihre Gemeindegrenze hinausmachen? Die Sperrstunde auf 17 Uhr vorzuverlegen ist völlig willkürlich und ohne jede Grundlage."

Landeshauptmann lud kurzfristig zur Sitzung
Schlag auf Schlag ging es am Sonntag. Die Tennengauer Bürgermeister erhielten am Vormittag die Einbestellung zum Treffen im Chiemseehof am Nachmittag. Dort wurden mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung der galoppierenden Infektionszahlen im Bezirk besprochen. Im Raum stand ein lokaler Lockdown von Kuchl. In der Holzgemeinde fanden sich am Sonntag 61 von insgesamt 151 Fälle im Bezirk. "Wir sind dieser Maßnahme dann nicht nähergetreten, weil sie doch sehr drastische Auswirkungen hat", sagt Haslauer.
Für den gesamten Bezirk gilt ab Dienstag ein komplettes Veranstaltungsverbot. Dieses umfasst Sportveranstaltungen inklusive Trainings, Musikveranstaltungen und Feuerwehrübungen. Privatpartys außerhalb des Wohnraums sind verboten. Begräbnisse werden auf maximal 100 Besucher beschränkt. In Kindergärten dürfen Eltern die Räumlichkeiten nicht mehr betreten, alle Turnhallen werden für den außerschulischen Bereich gesperrt.
Zusätzlich zu den bezirksweiten Maßnahmen wurden für Kuchl gesonderte Einschränkungen gesetzt. Die Gastronomie darf nur noch bis 17 Uhr offen halten, für das Seniorenheim wurde mit Ausnahme der Palliativversorgung ein Besuchsverbot verhängt. Alle Maßnahmen sind vorerst bis einschließlich 26. Oktober gültig.
Haslauer: "Feiern mit Bier in der Garage - das geht einfach nicht"
Der Landeshauptmann hofft vor allem auf die Wirksamkeit des Privatparty-Verbots . "Da passiert viel. Das Feiern mit Bier in der Garage, in der Werkstätte und im Stadl - das geht einfach nicht. Das werden wir auch massiv kontrollieren."
Friedrich Strubreiter (ÖVP), Bürgermeister von Scheffau, sprach von einer konstruktiven Runde. Der Landeshauptmann habe auf die Bedürfnisse der Gemeinden Rücksicht genommen. "Wir Bürgermeister bitten jetzt wirklich darum, dass diese Maßnahmen eingehalten werden und auf einige Zeit keine Feste gefeiert werden. Ich habe Verständnis, bin früher auch nicht immer um 23 Uhr heimgegangen. Aber es geht jetzt um sehr viel, wir müssen die Maßnahmen noch einmal so brav mittragen wie im März."

Halleins Bürgermeister hätte anders entschieden
Halleins Ortschef Alexander Stangassinger (SPÖ) kritisierte die geringe Einbindung der Bürgermeister. "Entschieden hat das alles der Landeshauptmann selbst, wir durften etwas dazu sagen." Er hätte sich eine stärkere Differenzierung gewünscht. "Warum bekommt eine Gemeinde mit null oder wenigen Fällen die gleichen Einschränkungen wie eine stark betroffene?" Er habe für eine klare und transparente Linie anhand der jeweiligen Ampelfarbe plädiert. "Jetzt werden alle über einen Kamm geschert." Zur Disziplin ruft auch Stangassinger auf.
Der Kuchler Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) trägt die über den Tennengau verhängten Maßnahmen mit. "Vieles haben wir schon umgesetzt." Er äußert Zweifel, ob die Vorverlegung der Sperrstunde für die Gastronomie wirklich den gewünschten Erfolg bringen werde. Entscheidend sei, dass es keine Privatpartys mehr gebe. Allerdings wird die Kontrolle seiner Meinung nach nicht so einfach, weil man von der Gemeinde mit der Polizei nur öffentliche Plätze kontrollieren könne.
Cluster auf Hochzeitsfeier hat Folgen
Gleich mehrere Cluster hatten sich in der jüngeren Vergangenheit gebildet, unter anderem nach einer privaten Hochzeitsfeier, aus der 20 positiv Getestete und 100 Verdachtsfälle hervorgingen. Diese fand nicht, wie ursprünglich kolportiert, in Adnet statt. "Es war im Tennengau, mehr sagen wir nicht dazu", so ein Sprecher des Landes.
Die Zahl der positiv auf Covid-19 getesteten im Bundesland Salzburg belief sich am Montag (Stand: 16:30 Uhr) auf 2.817 Personen (+25 im Vergleich zur vorherigen Meldung). Die Zahl der aktiv infizierten Personen im Bundesland beträgt aktuell laut EMS 541 (+7). Aktiv Infizierte nach Bezirken im Vergleich zur letzten Meldung: Pongau 93 (+/-0), Tennengau 158 (+4), Lungau 20 (+/-0), Stadt Salzburg 120 (+9), Flachgau 109 (-6), und Pinzgau 41 (+/-0).
Mit Stand 16 Uhr lagen bei weiteren 41 Personen (13 Tennengau, 3 Stadt Salzburg, 21 Flachgau, 4 Pinzgau) positive Covid-19 Laborergebnisse vor, die noch nicht im EMS als positiv erfasst wurden. Diese müssen zur Gesamtzahl hinzugefügt werden