Die heurige Bartholomä-Wallfahrt hatte es in sich. Sie wird den rund 800 teilnehmenden Pilger/-innen noch lange in Erinnerung bleiben.
Es ist der Morgen des 26. August, der erste Samstag nach dem Bartholomäustag (24. August), die Wetterprognose für den Tag hatte bei der veranstaltenden TMK Maria Alm keinesfalls für Unruhe gesorgt. Doch die Wallfahrerschar wurde aus heiterem Himmel kalt erwischt. Georg Imlauer, zum 53. Mal in Folge dabei und zum 22. Mal der Vorgeher, beschreibt es so: "Um 6 Uhr früh war es föhnig beim Riemannhaus, um 7 Uhr hat es schon ein bissl komisch ausgeschaut und kurz nach dem Beginn der Bergmesse um 8 Uhr ist eine Front voll reingefahren, ein Graupelschauer mit starkem Wind. Um ca. 8.15 Uhr ist beim Evangelium Schluss gewesen, Pfarrer Franz Auer hat die Messe abbrechen müssen."
"Cool bleiben, war die Devise"
Die Musikanten packten eilig ihre Instrumente und durchtränkten Notenblätter ein, Lautsprecher mussten in Sicherheit gebracht werden, der Pfarrer flüchtete in seinem Messgewand ins Riemannhaus. Und Imlauer war stark dahinter, dass seine Gefolgschaft Ruhe bewahrt. Der 69-Jährige, sonst sprachlich tief im Dialekt verwurzelt, muss sich eines englischen Ausdrucks bedienen, wenn er an die Situation zurückdenkt: "Cool bleiben, war die Devise. Panik durfte keine aufkommen. Die Leute sind dann dagestanden wie die Schäfchen und haben in ihrem Regeng'wand zugewartet." Für den Vorgeher galt es, in diesen Minuten eine Premiere zu managen: "Einen Abbruch der Bergmesse hat es, soweit ich weiß, bei der Bartholomä-Wallfahrt noch nie gegeben."
"Auf in Gott's Nom"
So schnell das Unwetter gekommen ist, so zügig hat es sich glücklicherweise wieder verzogen. Mit den Worten "Auf in Gott's Nom" verkündete Imlauer bereits wenige Minuten später spontan den Aufbruch. "Es hat in Windeseile wieder ausgeschaut, als ob nie was gewesen wäre. Nur unsere Tracht war durchnässt." Die Sonne leistete im Laufe des langen Marschs in Richtung Königssee aber großartige Trocknungsarbeit. "Zum Gehen war es herrlich. Beim Almsegen oberhalb des Funtensees war der Himmel so klar wie selten zuvor - eine Traumstimmung."
Bei der Schifffahrt kam es noch einmal zu Turbulenzen
Stürmisch wurde es erst wieder, als die Schlussandacht in der Wallfahrtskirche St. Bartholomä beendet war. "Gut eine Stunde lang musste die Königssee-Schifffahrt eingestellt werden. Und es gibt sonst kein Rauskommen. Aber Gott sei Dank konnten gegen 20 Uhr wieder Leute aufs Boot gelassen werden." Alles in allem sei das heuer "eine Wallfahrt der Extreme" gewesen, in Sachen körperlicher Herausforderung "wie immer kein Honiglecken", aber trotzdem "ein wunderschönes Barthlmä".
Die Geschichte der Bartholomäus-Wallfahrt reicht bis ins Jahr 1635 zurück. Über allerhand interessante Details - ebenso zur Wallfahrt über den Großglockner nach Heiligenblut und zu jener nach Maria Kirchental - wird unter anderem in Peter Innerhofers Büchlein "Unser Brauchtum im Jahreskreis" berichtet. Dieses ist in den Buchhandlungen Wirthmiller in Saalfelden und Ellmauer in Zell am See erhältlich.