Vor klaren Ansagen ist Alois Schöninger noch nie zurückgeschreckt: Als 2017 die Halleiner Geschäftswelt in Aufruhr war wegen neuer Parkgebühren auf der (bis dato gebührenfreien) Pernerinsel, kritisierte der Schuhhändler nicht die Gebühren, sondern die aufgebauschte Diskussion darüber - diese sei viel verheerender für den Standort Hallein als die Gebühren selbst.
Eine ähnlich klare (und für manche wohl kontroverse) Meinung hat der Pongauer auch zum regelmäßigen Verkehrskollaps auf der A 10 und den Ausweichstrecken. "Ich gebe da nicht der Tunnelbaustelle die Schuld. Das zeigt einfach nur jetzt schon, was uns in zehn Jahren erwartet, wenn sich der Autobestand so weiterentwickelt. Die Straßen sind einfach überlastet. Und von 100 Autos sind 95 SUVs, in denen eine Person sitzt. Das macht schon nachdenklich."
Keine Vorwürfe an die Asfinag, höchstens an die Politik
Der Asfinag mache er hier keine Vorwürfe, der Politik aber sehr wohl: "Das hängt durchaus am politischen Willen, ob man den Stau managt oder nicht, ob man eine Blockabfertigung einführt oder nicht", meint er und unterstreicht dies mit einem Gedankenspiel: "Wenn der Europark so oft derart arg zugestaut wäre - wie lange würde wohl dann eine politische Lösung brauchen?"
"Zug fahren ist einfach viel entspannter"
Er selbst geht mit gutem Beispiel voran: Seit vergangenem Herbst pendelt er dank Klimaticket mit dem Zug von Schwarzach nach Hallein: "Es ist natürlich anfangs mühsam, zum Bahnhof in Schwarzach gehe ich rund zwei Kilometer und 200 Höhenmeter. Aber ich habe es schätzen gelernt, es ist einfach so viel entspannter und die Zugkarte hat sich schon x-mal amortisiert."
"Da fragt man sich schon, bringt es das noch?"
Das Auto nutze er nur noch, wenn es gar nicht anders gehe: "Ich habe das für mich so entschieden, mir ist natürlich klar, dass das nicht bei jedem geht."
Nicht zuletzt beginnt der Verkehrskollaps sich aber auch auf sein Geschäft auszuwirken: "Früher war Samstag mein stärkster Tag, da gibt es einen spürbaren Rückgang. Da fragt man sich schon, bringt es das noch?"
"Wie kann ich auch in fünf, zehn Jahren etwas verdienen?"
Konkrete Pläne, deswegen den Standort zu wechseln, habe er noch keine, aber zu denken gibt ihm die Situation durchaus: "Ich muss mir überlegen, wie kann ich auch in fünf, zehn Jahren noch etwas verdienen? Wenn man das Verkehrsthema nicht in den Griff bekommt und die Leute schwer zum Einkaufen in die Stadt kommen können, muss ich mir natürlich etwas überlegen."
Seit elf Jahren betreibt der 56-jährige "Schuh-Guru" seinen Gehma-City-Shop in Hallein, zuerst mit Fokus auf "Gesundheitsschuhe " wie MBT oder Joya. Mittlerweile hat er sich auf Premiummarken mit "Wohlfühlfaktor" spezialisiert, wie Dolomite, Altra, Keene oder Xsensible.
Reiner Onlinehandel kommt nicht infrage
Dass er selbst von seinen Produkten überzeugt ist, zeigen nicht zuletzt die sogenannten Barfußschuhe, die er seit vergangenem Jahr als einer der wenigen Händler in Salzburg vertreibt - 2023 nahm er mit einem Modell dieser extrem flexiblen "Minimalschuhe" an einem 100-Kilometer-Marsch in München teil.
Reiner Online-Handel komme für ihn nicht infrage ("Ich brauche den Kundenkontakt"), auch wenn das Online-Geschäft in der Corona-Zeit geradezu explodiert sei. Aber seitdem ist er fast täglich auf seinen Social-Media-Kanälen aktiv, ein bis zwei Mal die Woche veröffentlicht er Videos auf Youtube mit Schuhtests, aber auch mit privaterem Inhalt, zum Beispiel Details zur Vorbereitung auf einen 100-Kilometer-Marsch - oder seine neu gefundene Freude am Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln.