SN.AT / Salzburg / Chronik

Walser Bauer verschenkte Haus und Hof

Bartl Reischl, Chronist und Ehrenbürger der Gemeinde, hat keine Kinder. Er wollte, dass alles gut weitergeht. So schenkte er vor 15 Jahren seinen Besitz an das junge Paar Robert und Christina Reiter.

„Schneider-Bachti“ ist „Teil der großen Familie“: Robert und Christina Reiter mit ihren Kindern Eva (l.) und Magdalena.
„Schneider-Bachti“ ist „Teil der großen Familie“: Robert und Christina Reiter mit ihren Kindern Eva (l.) und Magdalena.
„Schneider-Bachti“ ist „Teil der großen Familie“: Robert und Christina Reiter mit ihren Kindern Eva (l.) und Magdalena.
„Schneider-Bachti“ ist „Teil der großen Familie“: Robert und Christina Reiter mit ihren Kindern Eva (l.) und Magdalena.

Das war im Februar 2008. Seitdem lebt Schneiderbauer, Bartholomäus Reischl, im schicken gelben Austraghaus; und er ist glücklich mit seiner Situation. "Ich habe genau das Richtige gemacht", sagt der allseits bekannte und beliebte "Schneider-Bachti".

Dem bald 85-Jährigen reicht eine Bibliothek für seine über 600 Bücher, Ordner von Chroniken und Sterbebildern, Festschriften etc. lang nicht aus. Aufgeteilt in drei Räumen sammelt der belesene Landwirt alles, wofür sein Herz schlägt. Mittlerweile hat er 50 Hofchroniken aus Wals-Siezenheim geschrieben. "Die vermache ich nach meinem Tod der Gemeinde."

Die Landwirtschaft ist bis heute sein Leben

Davon ist glücklicherweise noch keine Rede. Er versprüht Lebensmut und verfügt über ein außerordentliches Gedächtnis. Ein Stichwort genügt, dann zieht einen der Ehrenbürger der Gemeinde mit lückenlos und voller Hingabe vorgetragenen Geschichten in den Bann und hinein in die Vergangenheit. Auch die Landwirtschaft ist bis heute sein Leben. Mit 65 Jahren - 2003 - reduzierte der Schneiderbauer seine Arbeit und löste auch den Stall auf. "Ich bin 43 Jahre in den Kuhstall gegangen", sagt er. Zeitgleich verpachtete das kinderlose "Walser Urgestein" den Großteil seiner Felder - die meisten an Kaindlbauer Matthias Reiter in Walserberg.

Übergabe von Hab und Gut an ein junges Paar

2007 kam Bartl Reischl die Idee, sein Hab und Gut dessen Sohn Robert Reiter zu vermachen. "Meine Neffen und Nichten konnte ich nicht motivieren. Ich wollte aber, dass es am Hof gut weitergeht." So eröffnete er den völlig überraschten Kaindlbauern: "In einem Jahr übergebe ich."

Robert Reiter, damals 22, war als Facharbeiter bei Gartenbau Mayer beschäftigt. Und seine Freundin Christina Brötzner - die Tochter des Kracherbauern in Viehhausen - war 20 und ebenso ausgelernte Gärtnerin in der Gärtnerei Lindner. "Wir waren total überrascht, wir konnten es erst gar nicht glauben", sagen sie. 2011 gab sich das junge Paar das Ja-Wort, mittlerweile haben sie zwei Töchter: Eva (10 Jahre) und Magdalena (8).

Dankbar für so viel Vertrauen

"Wir sind Bachti dankbar für so viel Vertrauen. Wir waren aufgeregt und uns der großen Verantwortung, die wir damit haben, immer bewusst", sagen sie. Im Februar 2008 erfolgte die Schenkung von Hab und Gut, mit 12,5 Hektar Felder, Wiesen, Wald. Der Enthusiasmus des jungen Paars machte Umbauten notwendig: So entstanden ein großes Wirtschaftsgebäude sowie das Austraghaus für Bartl Reischl erhielt eine neue Fassade. Das alte Bauernhaus aus 1825 wich im Jahre 2009 einem neuen Wohnhaus für die wachsende Familie.

Die Freude von Reischl über den Familienzuwachs ist groß. Diese beruht auf Gegenseitigkeit, denn der "Urli-Opa" von Magdalena und Eva ist mit seiner liebenswerten Art präsent und hilft am Hof tatkräftig mit. "Oft müssen wir ihn bremsen", sagen die Reiters.

Frühmorgens beginnt Bachtis Tag, ab 7 Uhr hilft er "seinen Kindern" beim Erdäpfelwaschen. "Die Arbeit bin ich ein Lebtag lang gewohnt", ist dies für ihn selbstverständlich. Und das Schreiben? "Das mache ich nicht mehr so viel." Doch ganz kommt er davon nicht los; sehr zur Freude aller in seiner Gemeinde.

STADT SALZBURG-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

SN Karriere