Rund 50.000 Menschen nutzten heuer von Juli bis September die kostenlosen Angebote der Veranstaltungsreihe "Live in Salzburg". Das zeige, "wie stark das Bedürfnis junger Menschen nach kultureller Teilhabe ist" und entspreche auch dem Arbeitsprogramm der Stadtregierung, die Stadt attraktiver für junge Menschen zu gestalten, sagte Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) vorige Woche bei der Bilanz-Pressekonferenz.
Weniger Veranstaltungen sorgen für Wirbel bei Social-Media
Anders klang es eine Woche davor. In einem ORF-Bericht wurde bekannt, dass ab 2026 in der Altstadt weniger Events stattfinden sollen. 2025 prägten mehrere Großveranstaltungen die historische Innenstadt, wie die Residenzplatzkonzerte, das Stadtfest, das Radrennen Cyclodome, der Tag des Sports, der Businesslauf und bis vor Kurzem der Rupertikirtag. 2026 wolle die Stadt auf vier Events verzichten. Bei Social Media sorgt die Ankündigung für Unmut. Ein Kommentierer schreibt: "Salzburg entwickelt sich zurück. Top, danke!" Eine andere Stimme sagt: "Weniger ist vielleicht nicht der richtige Zugang, aber vielleicht welche, die auch anwohnerfreundlich sind und nachhaltig dafür sorgen, dass auch Salzburger wieder in die Altstadt kommen."
Altstadt-Bewohner sind gespaltener Meinung zu den Veranstaltungen
Doch wie sehen das die Altstadtbewohner?
"Es kommt drauf an, welche Veranstaltung stattfindet", sagt Erwin Himmelbauer. Er wohnt in der Nähe vom Kapitelplatz. Ihm sei es egal, ob es sich um Sport- oder Kulturveranstaltungen handle, die Events stören ihn nicht, solange die Qualität stimmt. "Vor 100 Jahren haben auf dem Kapitelplatz noch Schafe geweidet. Recht viel verbessert haben wir uns seitdem nicht", findet Himmelbauer. Da könne mehr passieren und das wäre für die Altstadt auch gut. Die Events sollten aber mehr entzerrt werden. "Es wäre schön, wenn man ab und zu den Dom sehen könnte." Dabei könne er sich mehr Events auf dem Kapitelplatz vorstellen. Das Sternenkino zeige, was der Platz sonst sein könnte als "ein grausiger Betonplatz".
Domkustos beglückwünscht Bürgermeister Bernhard Auinger zu der Entscheidung
Anders sieht es Domkustos Johann Reißmeier, der direkt am Kapitelplatz wohnt. "Ich beglückwünsche den Bürgermeister zu seiner Entscheidung." Man müsse auch überlegen, wie viel der Stadtteil vertrage. Dabei gebe es zum einen das Problem mit den vielen Menschen. "Wir haben das Thema des Lärms in der Altstadt. Das ist bei Sportveranstaltungen besonders massiv." Dazu komme die Verschmutzung. Beispielsweise beim Rupertikirtag werde der Innenhof am Kapitelplatz 1 öfter von Menschen als öffentliche Toilette benutzt. "Es ist gut, dass die Menschen in die Altstadt wollen. Aber man muss schauen, dass es nicht zu viel wird, weil sonst die Bewohner aus der Altstadt rausgehen." Lärmtechnisch führt er Sportveranstaltungen und die Festspielnächte an. Beim Herzkreislauf Ende Juni sei die Geräuschkulisse bis in den Dom zu hören gewesen. Da habe man sich aber gut mit den Veranstaltern absprechen können. "Denen war das nicht bewusst." Ein Kritikpunkt sind auch die Festspielnächte auf dem Kapitelplatz. Diese seien nie vor 23 oder 24 Uhr zu Ende. Generell sei das eine schöne Sache, aber "auch schöner Lärm ist Lärm". Die Lautstärke müsse gemessen und die Nachtruhe eingehalten werden. Dabei gehe es für ihn aber nicht darum, "alles abzudrehen".
Kaigasse: "Generell sind wir schon froh, dass dann die Parkplatzsituation entspannter wird."
"Mir ist es relativ gleich, weil wir vom Trubel weniger mitbekommen. Aber ich verstehe es, dass es für die Anrainer an den Plätzen heftig ist", sagt Sigrid Klonner aus der Kaigasse. Lustig finde sie dagegen, dass es derjenige veranlasse, der mehr Veranstaltungen wie die Konzerte und das Stadtfest in die Altstadt reinbringe, womit sie auf Bürgermeister Auinger verweist. "Generell sind wir schon froh, dass dann die Parkplatzsituation entspannter wird."
Bürgermeister Auinger (SPÖ): Es gehe um Ruhezeiten und die Diskussion, oh alles um den Dom herum stattfinden müsse
Die Debatte beziehe sich auf die Anzahl der Veranstaltungen auf den Plätzen um den Dom, da diese besonders beansprucht sind, erklärt Bürgermeister Auinger auf Nachfrage. Ziel sei es, eine bessere Balance zwischen den Interessen der Bevölkerung, der ansässigen Betriebe, der Anrainer und Veranstalter zu finden. Manche Anrainer und Betriebe kritisierten, dass die Verkehrsflächen in der Altstadt lange gesperrt waren und nicht genutzt werden konnten. "Es gab auch die Bitte, Zeiten festzulegen, in denen keine Veranstaltungen stattfinden sollen. Die Plätze in der Altstadt brauchen auch Phasen, in denen sie zur Ruhe kommen." Auinger betont, dass keine Events gestrichen werden sollen. Vielmehr werde diskutiert, ob Veranstaltungen unbedingt auf dem Kapitel- oder Residenzplatz stattfinden müssen oder ob nicht auch der Volksgarten, Kajetanerplatz oder ein anderer Ort geeignet seien. Künftig wolle die Stadt stärker Synergien zwischen den Events nutzen, um Aufbauzeiten zu reduzieren. Zudem müsse es einen Mehrwert für die Veranstalter, lokale Wirtschaft und die Bevölkerung geben. Voraussichtlich werden 2026 zwei Sportveranstaltungen und ein marktähnliches Event den Ort wechseln. Mit den Veranstaltern sei man im Gespräch und habe Alternativen angeboten. "Es muss sich niemand Sorgen machen. Wir werden den Weg, die Altstadt langfristig zu beleben und für die Salzburger noch attraktiver zu gestalten, konsequent weitergehen." Das gelte speziell für junge Menschen. Dabei werde man auch Anrainerinteressen bestmöglich berücksichtigen.