Worauf müssen wir bei der Fütterung unserer Haustiere achten?Jutta Ziegler: Prinzipiell kann man sagen, die Gesundheit fängt bei der Ernährung an. Je besser ernährt wird, desto weniger Tierarztbesuche stehen ins Haus.
Fehlen gängigem Tierfutter Inhaltsstoffe?Wenn man ein Tier nur mit industriell verarbeiteter Nahrung ernährt, kommen irgendwann Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Co. Es ist einfach zu viel Zucker drinnen.
Woran liegt das?Wenn man sich nun so ein Extrudat (Fachbegriff für Trockenfutter) ansieht, da sind durch die Ultrahocherhitzung alle Inhaltsstoffe zerstört. Dann werden Aminosäuren und Vitamine im Nachhinein wieder zugesetzt. Bei den meisten Trockenfuttersorten werden auch minderwertige Rohstoffe verwendet - speziell bei den Großkonzernen, ohne Namen nennen zu wollen.
Es heißt doch immer, dass gerade im Tierfutter höhere Auflagen gelten als bei menschlicher Nahrung?Bei den Großkonzernen werden überall Schlachtabfälle verarbeitet. Das hypoallergene Futter wird zum Beispiel aus Federn gefertigt. Wenn man die Deklarationen von Großkonzernen ansieht, steht da meistens die Stärke an erster Stelle, und isolates Protein. Da ist kein Fleischstückchen vorbeigelaufen. Es gibt schon kleine Firmen, die gute Rohstoffe verwenden, aber die werden dann so verarbeitet, das letztendlich auch nichts mehr übrig bleibt.
Gibt es am Trockenfuttermarkt Alternativen?
Etwa für den Urlaub bieten wir kaltgepresstes Futter an. Da achte ich darauf, dass keine Chemie und keine synthetischen Vitamine enthalten sind. Es wird bei der Verarbeitung nicht ganz so kaputt gemacht.
Was ist dann die optimale Ernährungsform?
BARFen (Biologisch artgerechte Roh Fütterung) steht an oberster Stelle.
Gerade auf Reisen ist eine Frischfleisch-Fütterung aber extrem aufwändig?
Das stimmt. Deshalb bieten wir auch hochwertige Dosen an. Auf Reisen geht das schon auch, aber dann sollte es Dosenfutter sein, bei dem wirklich kein Müll drinnen ist. Und es gibt gefriergetrocknetes BARF.
Woher weiß ich, was gut ist?
Wenn ich bei "Stiftung Warentest" regelmäßig durchfalle, dann weiß ich, ich hab alles richtig gemacht.
Wie muss man das verstehen?
Die überprüfen ja nur, was steht drauf und was ist drinnen. Wenn die sagen, so und so viel Vitamin A muss enthalten sein und ich das künstlich hinzufüge, habe ich die Vorgaben natürlich erfüllt. Ich erreiche diese Daten aber nicht mit einem natürlichen Futter, weil da habe ich Schwankungen. Deshalb fallen wir mit unserem Futter zum Beispiel regelmäßig durch. Da wird nicht überprüft, ob die Rohstoffe hochwertig sind. Das ist so, als ob die Farbe des Lenkrades bei einem Auto das Kriterium für die Fahrzeug-Qualität ist. Ich persönlich traue diesem Gütesiegel nicht.
Kann man im Tierfutter-Segment den Gütesiegeln glauben?
Wenn ich die Prüfkriterien so schwachsinnig gestalte, dann ist es für nix. Da fallen die hochwertigen Futtermittel, die keine zusätzlichen Stoffe verwenden, regelmäßig durch. Deshalb führen manche Produzenten von eigentlich hochwertiger Tiernahrung leider einen Mineralstoffmix dazu, um eben diese Grenzwerte einzuhalten. Ob es bioverfügbar ist oder nicht ist egal, Hauptsache die Normwerte stimmen.
Sie kämpfen ja schon seit Jahren für BARFen und generell hochwertige Ernährung. Sehen Sie eine Entwicklung in Richtung mehr Bewusstsein unter den Haustierhalter?
Ich kämpfe nicht nur für die Ernährung, sondern für eine ganzheitliche gute Tiermedizin. Die Mehrzahl kauft leider immer noch den größten Futtersack, der auch billig ist. Ich merke aber auch, dass der Zulauf zu uns größer wird. Ich habe fünf Futterberaterinnen, die den ganzen Tag telefonieren und Besitzer die Jahrelang ihre Tier fehlernährt haben, beraten.
Was sind die meisten Probleme?
Die meisten Hunde haben Darmprobleme und keine Aussicht auf Besserung, da immer nur mit Antibiotika gearbeitet wird. Dabei fängt das Problem bei der Ernährung an.
Was wäre die Lösung?
Bei mir beginnt es mit einer umfangreichen Kotuntersuchung und dann mit einem ordentlichen Darmaufbau. Da bin ich konsequent, die Menschen müssen dann selber kochen, dass die Nahrung wirklich so kommt, dass es dem Tier wieder richtig gut geht. Anfangs geht das nur mit selber kochen. Später kann man auf hochwertige Dosen umsteigen, aber der Beginn ist immer selbst zubereitet.
In der Rohfleisch-Fütterung heißt es immer, dass man alle Inhaltsstoffe grammgenau abwiegen muss, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten. Ist BARFen wirklich so kompliziert?
Überhaupt nicht. BARFen ist keine Wissenschaft. Es wird oft als Mythos hingestellt, dabei gibt es nichts Einfacheres, als ein Tier mit BARF zu ernähren. Es gibt mittlerweile ja auch schon Fertig-BARF, bei dem man nur noch etwas Omega-3-Öl zugibt und fertig. Das sind tiefgefrorene Produkte, bei denen Fleisch, Knochen und Gemüse drinnen sind. Da ist alles enthalten, auch Innereien, da brauche ich nichts mehr zufügen.
Worauf muss ich achten, wenn ich die Zeit und Muße habe, alles selbst herzurichten?
Dann muss ich schon darauf achten ein gutes Verhältnis von Fleisch, Knochen, Innereien und Omega-3-Fettsäuren zu haben. Aber das sind jetzt nur ein paar kleine Punkte. So viel falsch kann ich gar nicht machen, als wenn ich Industrie-Dreck verfüttere.
Man hört aber oft, dass es dann beispielsweise genau drei Heidelbeeren und exakt drei Gramm dieses und fünf Gramm jenes braucht.
Nein, am Ende des Tages ist es ein Hund. Wenn Leute mit diesem Abwiege-Wahnsinn zu mir kommen, frage ich oft, ob sie Kinder haben, und auch da bei der Ernährung grammweise auf Inhaltsstoffe geachtet haben. Aber gewisse Regeln muss man eben einhalten.
Was wären die groben Regeln, an die ich mich halten sollte?
Etwa, dass ich einen Hund nicht nur mit Kartoffeln ernähren kann. Oder eine Katze ausschließlich mit Leber. Das wäre kein BARFen, das wäre einfach "falsch füttern."
Wir haben viel über Hunde gesprochen. Worauf muss ich bei der Katzen Ernährung achten?
Katzen tolerieren in der Regel weniger Stärke als der Hund. Beide brauchen eigentlich keine Stärke. Eine Katze benötigt 95 % tierisches Eiweiß und der Rest sind Ballaststoffe. Die Katze ist ein reiner Carnivore (Fleischfresser), wohingegen der Hund als Omnivore (Allesfresser) viel anpassungsfähiger ist. Eine Katze kann ich ohne tierisches Eiweiß nicht ernähren. Man kann eine Katze auch nicht vegetarisch ernähren, das funktioniert nicht.
Gerade in der Hunde-Ernährung gibt es ja immer mehr Menschen, die ihren Vierbeiner vegetarisch ernähren wollen. Was halten Sie davon?
Hunde haben sich an einen höheren Anteil an Stärke im Essen gewöhnt, gut ist es aber nicht. Der hohe Stärke-Anteil kann zu Bauchspeicheldrüsen-Problemen führen. Irgendwann kommt dann der Diabetes oder Verdauungsprobleme.
Und bei allergischen Hunden?
Unter 1.000 Hunden habe ich vielleicht einen, der wirklich kein tierisches Eiweiß verträgt. Als Alternative bieten sich dann Insekten an, die haben hochwertiges Eiweiß.