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Wie zwei Salzburger die legendäre 1000 Miglia erlebten

Unter Oldtimerfahrern ist die 1000 Miglia als die traditionsreichste Rallye überhaupt bekannt. Zwei Salzburger durften im vergangenen Jahr teilnehmen. Und sie waren begeistert.

Mike Höll (links) und Reinhard Moser vor ihrem MG MGA Coupé bei der 1000-Miglia-Teilnahme im Vorjahr.
Mike Höll (links) und Reinhard Moser vor ihrem MG MGA Coupé bei der 1000-Miglia-Teilnahme im Vorjahr.

Einmal mit dem Oldtimer von Brescia in Norditalien entlang der Adria-Küste bis in die historische Altstadt von Rom und über das Modezentrum Mailand wieder retour. Das ist die 1000 Miglia. Zwischen 1927 und 1957 war die Rallye auf Geschwindigkeit ausgelegt. Seit der Neuauflage im Jahr 1977 gilt: Timing und Gleichmäßigkeit siegen.

Keine einfache Sache, wenn man bedenkt, dass die mehr als 2000 Kilometer lange Strecke mit Autos zurückgelegt wird, die vor 1957 gebaut wurden, sagen Mike Höll (62) und Reinhard Moser (72). Die beiden Salzburger nahmen 2023 am historischen Rennen teil. Für die Oldtimer-Begeisterten erfüllte sich damit ein Traum. "Wie es dazu kam, ist eine spannende Geschichte", sagt Moser. Rund 400 Autos pro Jahr dürfen teilnehmen. Laut offiziellen Angaben gibt es aber rund 1500 Anmeldungen. Die Warteliste ist dementsprechend lang.

Gewinner der "Warm-up-Runden" erhalten eine Startplatzgarantie

Wer nicht auf einen Startplatz warten will, kann an einer der "Warm-up-Runden" teilnehmen und auf den Sieg hoffen. Höll und Moser gewannen die Coppa delle Alpi in Südtirol. "Der Preis war eine Startplatzgarantie für die 1000 Miglia", erzählt Moser. Dass die beiden auch gemeinsam durch Italien fahren, war sofort klar. Wobei: Das Abenteuer begann in Salzburg. Die beiden fuhren immer mit dem Oldtimer zum Startpunkt. Bis nach Barcelona hat sie das bereits gebracht, wo sie die Rallye Monte Carlo bestritten haben.

Die beiden haben langährige Erfahrung mit Oldtimer-Rallyes

Für die 1000 Miglia haben sich die Salzburger nicht groß vorbereitet. Höll fährt seit seinem 18. Lebensjahr Rallyes. Zuerst Geschwindigkeitsrennen, im Alter wechselte er zu historischen Rallyes. An Oldtimern liebt er, dass diese noch "Formen und Farben haben". Moser bevorzugt Oldtimer gegenüber Neuwägen, da "ich mit dem Auto fahre und nicht das Auto mit mir". Sein erstes Rennauto kaufte er sich "spät berufen" mit 50. Seit zwölf Jahren fährt auch er historische Rennen. Den Oldtimer selbst haben sie technisch adaptiert - etwa die Elektrik und die Bremsen.

Höll: "Es geht an die psychische und körperliche Belastungsgrenze"

Trotzdem war die 1000 Miglia eine große Herausforderung. Reinhard Moser: "Man muss da nicht nur ein bisschen Auto fahren können, sondern man braucht dafür auch die physische Konstitution." Zwischen zwölf und 16 Stunden pro Tag über fünf Tage hinweg "mit derart alten Autos durch Italien zu brettern geht an die psychische und körperliche Belastungsgrenze", ergänzt Höll. Um die Belastung zu mindern, saßen die Fahrer abwechselnd hinter dem Steuer. Doch beide betonen, dass selbst zu fahren mehr Spaß mache.

Die Rallye sei nicht wirklich schwer

Die Prüfungen der 1000 Miglia seien vergleichsweise einfach. Das Rennen sei mehr auf perfektes Timing als auf Gleichmäßigkeit ausgelegt. "Das ist leichter", sagt Höll. Die Zeitkontrolle wird mithilfe von Lichtschranken auf Hundertstel genau gemessen. Je weiter die Teams von der Idealzeit entfernt sind, desto mehr Strafpunkte erhalten sie. Die Distanz zwischen den Schranken inklusive der Vorgabezeit sind im Roadbook genau beschrieben. "Und man sieht die Lichtschranken auch. Also das ist dann relativ einfach. Man darf nur nicht stehen bleiben." Mit einer guten Stoppuhr sei das machbar.

Ein Sieg war für beide nicht das Ziel

Dem Team war trotzdem bewusst, dass sie die 1000 Miglia nicht gewinnen würden. "Man muss so eine Rallye immer ein bis zwei Mal gefahren sein, bis man um die besten Plätze mitfahren kann", bemerkt Höll. Bei anderen Rennen, wie der Ennstal-Classic fuhren sie bereits - unabhängig voneinander - zum Sieg.

Darum geht es den beiden aber nicht. Für Höll ist Rallyefahren eine Gelegenheit, um neue Orte kennenzulernen. Daher wollte er heuer auch nicht am 1000 Miglia Warm Up von 26. bis 29. September vom Fuschlsee über den Großglockner nach Mittersill teilnehmen. Diese Straßen kenne er ohnehin gut. Moser geht es auch nicht ums Gewinnen: "Erstens soll das Fahren mit Gleichgesinnten Spaß machen und zweitens sollte man das Auto nach Möglichkeit unbeschädigt ins Ziel bringen - dann ist alles gut."

Die jubelnden Zuschauer entlang der Strecke war das Schönste

Letzteres gelang den "Benzinbrüdern" bei der 1000 Miglia sogar ohne Serviceteam. Nur ein Mal mussten sie ihren MG MGA Coupé (Baujahr 1956) 20 Minuten lang reparieren - ein Kondensator im Verteiler war kaputt. Dann konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Das Schönste sei der Ablauf der Rallye an sich. "Typisch italienisch", sagt Moser. Außerdem seien die Zuschauer einzigartig: "Alle jubeln, winken und teilen unsere Begeisterung - entlang der gesamten 2000 Kilometer."

Teilnehmende benötigen allerdings mindestens 15.000 Euro für die Teilnahmegebühr sowie einen Oldtimer, dessen Typ bei Originalrennen zwischen 1927 und 1957 mitgefahren ist.