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Windhager-Insolvenz: Betriebsrat gibt sich zweckoptimistisch

Die Insolvenz von Heizungsbauer Windhager ist ein Schock für Seekirchen und den Flachgau. AK und Gewerkschaft beraten Mitarbeiter.

Die Betriebsräte Franz Aigner und Martin Laimer und GPA-Regionalsekretär Florian Koch (v. l.) sind trotz der Insolvenz des Seekirchner Heizungsbauers Windhager optimistisch, dass der Betrieb weitergeführt werden kann
Die Betriebsräte Franz Aigner und Martin Laimer und GPA-Regionalsekretär Florian Koch (v. l.) sind trotz der Insolvenz des Seekirchner Heizungsbauers Windhager optimistisch, dass der Betrieb weitergeführt werden kann
Nach der Betriebsversammlung in der Windhager-Zentrale, v. l.: Daniel Mühlberger (Landesgeschäftsführer Gewerkschaft PRO-GE), Franz Aigner (Betriebsrat), Manfred Schilcher, Martin Laimer (Betriebsratsvorsitzender Vertrieb), Manfred Koch (GPA-Regionalsekretär), Kerstin Köpf (AK) und Tina Ruprecht (GPA-Regionalsekretärin).
Nach der Betriebsversammlung in der Windhager-Zentrale, v. l.: Daniel Mühlberger (Landesgeschäftsführer Gewerkschaft PRO-GE), Franz Aigner (Betriebsrat), Manfred Schilcher, Martin Laimer (Betriebsratsvorsitzender Vertrieb), Manfred Koch (GPA-Regionalsekretär), Kerstin Köpf (AK) und Tina Ruprecht (GPA-Regionalsekretärin).

Am Montag wurde das Sanierungsverfahren über zwei Gesellschaften - Vertrieb und Technik - des Seekirchner Heizungsbauers Windhager eröffnet. Dienstagfrüh fand die erste Betriebsversammlung in der Windhager-Zentrale in Seekirchen statt, bei der die Mitarbeiter von Gewerkschaft und Arbeiterkammer über die arbeitsrechtliche Situation informiert wurden.

Dezemberlöhne noch ausständig

"Die Dezemberlöhne sind noch ausständig. Die Ansprüche bis insgesamt 8. Jänner müssen beim Insolvenz-Entgelt-Fonds geltend gemacht werden. Das wird von der Arbeiterkammer abgewickelt", erklärt Daniel Mühlberger, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft PRO-GE. Der Betrieb laufe weiter, der Masseverwalter prüfe, ob und wie es weitergehen könne. Mühlberger kritisiert, dass durch die Politik vor allem im wichtigen Exportmarkt Deutschland durch Infragestellen von Biomasseheizungen die Kunden verunsichert wurden und damit Windhager als Produzent von Pelletheizungen in Turbulenzen geraten sei. Auch in Österreich sei die Politik gefordert, ihre Maßnahmen mit der Wirtschaft abzustimmen.

Betriebsrat Franz Aigner aus Straßwalchen ist seit über 41 Jahren bei Windhager im Kundendienst tätig. "Natürlich war die Nachricht von der Insolvenz ein Schock, auch wenn die massiven Auftragseinbrüche vor allem beim Export bekannt waren", so Aigner. Wie er seien viele Mitarbeiter schon seit Jahrzehnten bei Windhager beschäftigt. "Wir setzen die Hoffnung auf das Sanierungsverfahren."

Hoffen auf Investor

Auch Betriebsratsvorsitzender (Vertrieb) Martin Laimer ist zuversichtlich. "Trotz aller Unruhe sagt keiner der Kollegen, ich haue den Hut drauf. Ich bin optimistisch, dass das Unternehmen weitergeführt wird und ein Investor gefunden werden kann. Die Techniker sind weiterhin unterwegs und halten den Betrieb in ganz Österreich aufrecht", so der St. Wolfganger. Man ziehe mit der Geschäftsführung an einem Strang.

"Abgesehen von der Kommunalsteuer für die Stadtgemeinde würde ein Wegfall vor allem die vielen Arbeitnehmer und ihre Familien in Seekirchen und der Region treffen."
Konrad Pieringer
Bürgermeister Seekirchen

Für Bürgermeister Konrad Pieringer (ÖVP) ist ein Aus für das seit über 100 Jahren bestehende Unternehmen kaum vorstellbar. "Die Nachricht von der Insolvenz war natürlich kein guter Einstieg ins neue Jahr. Windhager ist der größte produzierende Betrieb in Seekirchen. Abgesehen von der Kommunalsteuer für die Stadtgemeinde würde ein Wegfall vor allem die vielen Arbeitnehmer und ihre Familien in Seekirchen und der Region treffen", so Bgm. Pieringer. Wichtig sei jetzt ein gutes Sanierungskonzept, damit der Betrieb weitergeführt werden kann und das Werk in Seekirchen erhalten bleibt. Pieringer: "Vielleicht wird ja ein Investor gefunden. Als Gemeinde können wir dazu leider nur wenig beitragen. Ich werde in den nächsten Tagen mit dem Geschäftsführer das Gespräch suchen und Unterstützung anbieten."

Windhager stellt Heizkessel für sämtliche Energiearten her, hat sich aber in den vergangenen Jahren vor allem als Produzent von Pelletheizungen einen Namen gemacht. Neues Standbein sollten Wärmepumpen werden.

440 Mitarbeiter betroffen

Von der Insolvenz betroffen sind insgesamt 440 Mitarbeiter. Wie der KSV 1870 informierte, sollen die Passiva des Traditionsbetriebs bei 86,4 Millionen und die Aktiva bei rund 23,6 Millionen Euro liegen. Es gebe 354 Gläubiger in der Produktionsgesellschaft und rund 150 in der Vertriebs- und Servicegesellschaft. Der weit fortgeschrittene Bau eines Wärmepumpenwerks samt Logistikzentrum mit einer Investitionssumme von rund 100 Millionen Euro in Pinsdorf bei Gmunden wurde gestoppt.

"Weiterführung mit allen Mitarbeitern ist oberstes Ziel."
Stefan Gubi
Geschäftsführer Windhager

Für Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi ist die Weiteführung des Betriebs und das Halten aller Mitarbeiter vorrangiges Ziel. Die "extrem negative" Marktentwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre sei Ursache für die finanziellen Probleme des Unternehmens. Im Zuge des Ukrainekriegs und der dadurch ausgelösten Energiekrise seien die Pelletpreise zwischenzeitlich enorm gestiegen. "Das hat zu Unsicherheiten bei den Kunden geführt." Wirklich dramatisch sei die Situation für das Unternehmen im Sommer 2022 geworden, als in der deutschen Politik die Diskussion geführt wurde, ob Holz als nachhaltiger Energieträger noch förderwürdig sei. "Die Märkte gerieten in den freien Fall. Wir hatten teilweise Phasen mit 60 bis 70 Prozent Auftragsrückgang und entsprechende Umsatzeinbußen", erklärt Gubi. Doppelt kritisch sei gewesen, dass das Unternehmen zeitgleich hohen Finanzbedarf wegen des Neubaus in Pinsdorf hatte.

Bereits im Sommer 2023 schickte Windhager 179 Mitarbeiter für drei Monate in Kurzarbeit. Eine Verlängerung der Maßnahme sei dann allerdings vom Arbeitsmarktservice nicht mehr genehmigt worden.




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