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"Wir lassen niemanden im Regen stehen"

Ihr Horizont ist weit, und sie hat die Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen: Sabine Geistlinger führt seit 22 Jahren die Selbsthilfe Salzburg mit knapp 200 Gruppen und 40.000 Involvierten.

Sabine Geistlinger (61) führt den Dachverband der Selbsthilfegruppen in Salzburg. Bild: egbi/
Sabine Geistlinger (61) führt den Dachverband der Selbsthilfegruppen in Salzburg. Bild: egbi/

Im hellen Büro der Selbsthilfe Salzburg beim ÖGK-Gebäude trifft die Autorin auf Sabine Geistlinger, die Geschäftsführerin des Dachverbandes der Selbsthilfegruppen Salzburg. Die gebürtige Züricherin war zuvor bei Palfinger und Yves Rocher - sie spricht fließend Französisch - tätig. Erst lebte die zweifache Mutter in der Stadt Salzburg, bereits seit mehreren Jahren in Adnet. Sie ist gerne in der Natur und liebt das Reisen. Schon als Kind war sie mit ihrer Mutter, die bei der Suisse Air arbeitete, weltweit unterwegs. Ihr Lieblingsplatz in der Stadt Salzburg ist der Mozartplatz, wo sie gerne Menschen beobachtet.

Wie hat es Sie sozusagen als Quereinsteigerin zur Selbsthilfe Salzburg verschlagen?Sabine Geistlinger: Es war eigentlich ein Zufall. Ich habe meine Vorgängerin Annemarie Grafinger kennengelernt. So bin ich hineingekommen und habe die Geschäftsführung vor 22 Jahren übernommen. Begonnen habe ich in der Faberstraße der SGKK und im Krankenhaus Schwarzach, wo ich monatlich meinen Stand aufbauen durfte. Dann hatten wir die große Chance, unser zweites, fixes Büro in der Pflegeschule zu beziehen.

Was folgte darauf?In der Stadt Salzburg folgte eine Menge an Projekten, wie auch die Verbindungen in andere Länder zu selbsthilfefreundlichen Krankenhäusern. Der Gedanke ist in Hamburg Eppendorf im Krankenhaus geboren worden. Wir zeichnen nicht nur ein Spital aus, sondern gelebt wird es in den Abteilungen. Wir sind in Österreich jene, die auch die Klinikabteilungen auszeichnen.

Was resultiert daraus?Wir wollten daraus immer Best-practice-Beispiele machen. Ein Beispiel ist das Krankenhaus Zell am See. Hier ging es um Adipositas. Da haben wir mit einen Laufzettel auf Selbsthilfegruppen aufmerksam gemacht. Denn diese wissen genau, was man nach dem Spitalsaufenthalt braucht. Auch das Krankenhaus Schwarzach, das einmal im Monat einen Fixpunkt mit Menschen hat, wo die Sprecherin der Gruppe Burnout, Angst, Depression Gasteinertal kommt.

Es gibt viele gute Beispiele. Wir nehmen den Menschen Angst und geben den Patienten, ohne zu jammern, eine Stimme.

Für wie viele Menschen sind Sie zuständig?1988 wurde der Dachverband gegründet - mit damals vier Gruppen: Diabetes, Morbus Crohn, humanes Krankenhaus und Kinderbegleitung im Spital. Heute haben wir 195 Gruppen, mit etwa 40.000 direkt oder indirekt betroffenen Personen.

Was ist in Salzburg besonders?Das Tolle ist hier, dass diejenigen, mit denen wir in der Politik zusammenarbeiten, verstanden haben, worum es geht. Wir sind wie die vierte Säule des Gesundheitssystems. Alle, die aus dem Spital entlassen werden, können von uns aufgefangen werden.

Wo liegt die Unterstützung der Selbsthilfe-Gruppen?Es braucht eine Basis für Menschen, die sich treffen wollen, einen Folder, einen Internet-Auftritt, finanzielle Unterstützung.

Worauf sind Sie stolz?In den 22 Jahren war es oft ein Spießrutenlauf, auch budgetär. Da hat sich einiges zum Positiven gewendet. Man hat den Wert der Selbsthilfe erkannt. Stolz bin ich auch darauf, dass wir mit Podcasts begonnen haben.

Welches Thema haben diese?Erst einmal ist es wichtig zu zeigen, was Selbsthilfe überhaupt bedeutet, was wir leisten. Die zweite Säule ist der Gruppentalk, wo man niederschwellig eine Brücke baut, und drittens möchte ich in Zukunft mit Spitälern Podcasts machen.

Sie haben also noch vieles vor?Ja, ich bin neugierig und innovativ. Auch eine Selbsthilfe-App habe ich forciert. Wir haben uns gut weiterentwickelt. Im Übrigen haben wir Kooperationen in Sachen Film mit RTS und Siza Sport TV im Laufen. Auch am Tag der seltenen Erkrankungen werden Einzelbeiträge der Gruppen erstellt.


Tag der seltenen Erkrankungen:

Samstag, 16.März, 9-18 Uhr: Der Europark steht am Tag der seltenen und anderen Erkrankungen ganz im Zeichen der Selbsthilfe.


34 Selbsthilfegruppen, Ärzte und Experten aus Kliniken, Vertreter von Gesundheitseinrichtungen und der Dachverband Selbsthilfe Salzburg stehen den Interessierten Rede und Antwort. Kurzberatungen stehen auf dem Programm.

300 Mio. Menschen weltweit und mehr als 400.000 in Österreich sind von "seltenen" Erkrankungen betroffen. Eine Erkrankung gilt als selten, wenn weniger als 2000 Menschen weltweit daran leiden. www.selbsthilfe-salzburg.atTag der seltenen Erkrankungen

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