Bei Baggerarbeiten am Kapuzinerberg wurde am Mittwoch eine 500-Kilogramm-Fliegerbombe gefunden. Nach bangen Stunden kam am Abend die Entwarnung: Die Bombe war ungefährlich. Zahlreiche "scharfe" Blindgänger ruhen aber noch im Salzburger Erdreich. Wie viele genau ist unbekannt. Wolfgang Korner, Leiter des Entminungsdienstes, erklärt: "Es gibt keine gesicherten Zahlen darüber, wie viele Fliegerbomben noch in Salzburg sind." Denn bei der Rechnung gibt es gleich mehrere Unbekannte: Im Zweiten Weltkrieg wurden Tausende Fliegerbomben auf die Stadt abgeworfen. "Es gibt Schätzungen, dass zehn bis 15 Prozent davon nicht explodiert sind", sagt Korner. Wie viele der Blindgänger aber im Krieg oder in der Nachkriegszeit entschärft wurden, darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Verdachtsflächen im Bombenkataster Durch die Auswertung historischer Daten, Luftaufnahmen und Karten wurden aber jedenfalls Verdachtsflächen identifiziert. Im Bombenkataster der Stadt Salzburg sind diese online abrufbar. Insgesamt 93 Flächen, an denen in Salzburg noch Fliegerbomben-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Erdreich vermutet werden, sind dort verzeichnet. Die Stelle am Kapuzinerbeg, an der am Mittwoch die Fliegerbombe entdeckt wurde, wurde zuvor allerdings nicht im Bombenkataster als Verdachtsfläche vermerkt.
Auf der Stadtkarte sind auch Stellen, an denen in der Vergangenheit Bomben gefunden und geborgen wurden, vermerkt: Am Bürgerspitalplatz etwa oder gleich drei in der Franz-Josef-Straße.
Kapuzinerberg: Keine Kosten für Besitzer Für die Bergung der Fliegerbombe müssen die Hauseigentümer am Kapuzinerberg nichts bezahlen. Die Kosten übernimmt der Staat. "Wenn eine Bombe zufällig gefunden wird, ist die Bergung immer kostenlos", sagt Korner. Zahlen müssen Privatpersonen oder Gemeinden allerdings, wenn sie von sich aus aktiv werden und jemanden mit der Suche nach Kriegsmaterial beauftragen. Jahrelang wurde darüber ein Rechtsstreit geführt. Die Stadt Salzburg hatte vom Bund für die Sondierung von Verdachtspunkten einen Kostenersatz von 925.000 Euro gefordert und war nach neunjährigem Rechtsstreit 2011 vor dem OGH abgeblitzt. Die Begründung der Höchstrichter: In Österreich gibt es keine gesetzliche Regelung zur Suche nach Blindgängern und zur Frage, wer die Kosten trägt. Der Bund ist deshalb mangels Gesetz nicht zur Bombensuche verpflichtet. Bürgermeister Schaden: "Bund schaut weg" Diese Entscheidung kritisierte Bürgermeister Heinz Schaden am Donnerstag erneut: "Was mich so wurmt: Der Bund ist bis heute seiner Verpflichtung, eine klare Rechtsgrundlage in Sachen Bergekosten zu erlassen, nicht nachgekommen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und alle 28 Verdachtsflächen auf Stadtgrund sondieren lassen. Drei Blindgänger wurden geborgen." Auch alle übrigen Grundstückseigentümer habe man informiert. "Es kann doch nicht sein, dass 69 Jahre nach Kriegsende der Bund in dieser österreichweit brisanten Sache einfach fahrlässig wegschaut. Auch die vielen privaten Grundbesitzer werden mit dem Problem allein gelassen. Hier muss dringend gehandelt werden", ist Schaden überzeugt.
Wie am Mittwoch in Salzburg tauchen immer wieder Kriegsrelikte auf, oft bei Bauarbeiten. 2013 musste der Entminungsdienst 26 Mal im Bundesland Salzburg ausrücken. Heuer gab es bereits 17 Einsätze, davon acht in der Stadt Salzburg. Im Vorjahr mussten in ganz Österreich Kriegsrelikte mit dem Gewicht von insgesamt 27.719 Kilogramm geborgen, untersucht, abtransportiert und vernichtet werden. Darunter waren 31 Bomben, die schwerer als 50 Kilogramm waren.
Zwei Tote nach Explosion einer Fliegerbombe Wie gefährlich die Bomben sind, zeigte sich in Salzburg im Juli 2003 am Salzburger Hauptbahnhof: Zwei Experten starben bei dem Versuch, eine 250-Kilo-Bombe zu entschärfen. Sieben Jahre zuvor war im Baron-Schwarz-Park in Schallmoos eine ähnliche Bombe explodiert. Wie durch ein Wunder wurde damals niemand verletzt oder gar getötet. Die Bombe war nicht unweit von einem Kindergarten hochgegangen und hinterließ einen Krater mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern. Auch 2011 ging ein Bombenfund glimpflich aus: Auf der Kraftwerksbaustelle Sohlstufe Lehen im alten Flussbett der Salzach wurde eine 250-Kilo-Blindgängerbombe entschärft.