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Stift Nonnberg in Salzburg: Versehrte Engel brauchen unsere Hilfe

Schleier aus Schmutz sind sanft zu entfernen. Doch Schlagspuren von Hämmern erfordern behutsame Fingerfertigkeit. Und das wird teuer. Für die Restaurierung des Nonnberger Frauenchors werden Patenschaften angeboten.

Ein Engelsgesicht vom Nonnberg: Links vor der Reinigung, rechts nach der Reinigung, aber mit Hackspuren.
Ein Engelsgesicht vom Nonnberg: Links vor der Reinigung, rechts nach der Reinigung, aber mit Hackspuren.
Heike Fricke-Tinzl bei der Arbeit an den Fresken von 1625.
Heike Fricke-Tinzl bei der Arbeit an den Fresken von 1625.
Heike Fricke-Tinzl bei der Arbeit an den Fresken von 1625.
Heike Fricke-Tinzl bei der Arbeit an den Fresken von 1625.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Detail der Fresken während der Restaurierung.
Vor der Restaurierung: Engelsfresko im Frauenchor von Stift Nonnberg, gemalt von Matthäus Ostendorfer, 1625.
Vor der Restaurierung: Engelsfresko im Frauenchor von Stift Nonnberg, gemalt von Matthäus Ostendorfer, 1625.
Blick von der Stiftskirche hinauf zum Nonnenchor.
Blick von der Stiftskirche hinauf zum Nonnenchor.
Im und unter dem Baugerüst: Äbtissin Veronika Kronlachner und Priorin Eva-Maria Saurugg.
Im und unter dem Baugerüst: Äbtissin Veronika Kronlachner und Priorin Eva-Maria Saurugg.

Wenn es nur der Schmutz aus 70 Jahren wäre! Freilich wäre es auch dafür nötig, einen ehrwürdigen Ort von Stift Nonnberg komplett einzurüsten. Denn der Chor an der Westseite der Stiftskirche, wo sich seit Jahrhunderten die Schwestern sieben Mal pro Tag zu Messe und Gebet versammeln, wird seit Herbst generalsaniert. Heizung und Stromleitungen von Anfang der 1950er-Jahre werden erneuert. Die Orgel wird renoviert. Und vor allem wird - neben einigen Gemälden - das in seiner Opulenz einzigartige Deckenfresko eines Engelschors gereinigt und restauriert.

Die "Salzburger Nachrichten" nehmen die Bitte von Äbtissin Veronika Kronlachner und Priorin Eva-Maria Saurugg auf: Es wird um Spenden ersucht. Denn Sanierung und Renovierung des Nonnberger Frauenchors erfordern einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag.

Als besondere Aktion zum Spendensammeln werden Patenschaften angeboten: für Engel im Deckenfresko und Heilige der ebenfalls zu restaurierenden Gemälde und Skulpturen. Abbilder für Patenschaften von 300 bis 3000 Euro sind auf www.nonnberg.at/engelpatenschaften zu finden.

Mit diesem Aufruf setzen die "Salzburger Nachrichten" neuerlich eine Initiative, um Kulturerbe zu erhalten. Zum dritten Mal stehen dabei Engel im Mittelpunkt - nach jenen in der Kollegienkirche und im Stift St. Peter brauchen nun die Nonnberger Engel die Zuwendung von SN-Leserinnen und -Lesern.

Denn der musikalischen himmlischen Hundertschaft im Frauenchor ist noch Schlimmeres widerfahren als Dreck und Staub. Das Fresko aus dem Jahr 1625 ist eines der raren mitteleuropäischen Baukunstwerke, das im Dreißigjährigen Krieg entstanden ist. "Es ist ein ziemliches Wunder, dass es diese Malerei gibt", stellt Restauratorin Heike Fricke-Tinzl fest. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie hell übertüncht. Und aufgrund von blauen Farbspuren und Löchern von Nägeln vermutet die Restauratorin, dass ab etwa 1895 das gesamte Gewölbe - im Stil des Historismus - als Himmel blau bemalt und mit Sternapplikationen versehen war.

Bei der Renovierung 1951 wurde die außergewöhnliche Engelschar von 1625 entdeckt und hervorgeholt - allerdings per Brachialmethode: Mit Hämmern wurde die Übermalung abgeschlagen. Sie habe an die 3300 Hackspuren gezählt, schildert Heike Fricke-Tinzl, die seit November des Vorjahres auf dem Gerüst werkt. Damals sei mehr vernichtet als gerettet worden. Im schräg einfallenden Morgenlicht "hat das ausgesehen wie bei der Mondlandung". Das Restauratorenteam hat erst gekittet und dann vorretouchiert. Der eine oder andere Engel habe beim ersten Hinschauen gar kein Gesicht mehr gehabt, berichtet Heike Fricke-Tinzl. Dank kleiner Farbreste und mit großer Konzentration - "man muss sich einschauen, das ist sehr anspruchsvoll" - gelingt es: "Dann fügt es sich langsam wieder zusammen."

"Schauen Sie, wie bezaubernd dieses Gesicht ist!" Mit zwei, drei Strichen habe ein guter Freskant wie der von Stift Nonnberg beauftragte Matthäus Ostendorfer einen Mund gezeichnet. Im bisher scheinbaren Einheitsgrau des Hintergrundes zeichnen sich nun lebhaft gebauschte Wolken ab. Auch an einem Faltenwurf oder am Ellbogen des Harfenspielers sei zu erkennen: "Das ist ein Meisterwerk." Formal und maltechnisch sei es erstklassig.

Paten und Patinnen gesucht

Für die Restaurierung des Nonnberger Frauenchores werden 161 Patenschaften um 300 bis 3000 Euro angeboten: 127 Engel, ein heiliger Geist, drei Nonnen sowie 30 Heilige. Die Einnahmen werden zur Restaurierung unter Aufsicht des Denkmalamts verwendet.

Wie findet man Schützlinge?

Abbilder im Zustand vor der Renovierung sind auf der Webseite samt Nummerierung und erbetener Spende: www.nonnberg.at/engelpatenschaften.

Wie wird man Pate, Patin?

Per E-Mail an stift.nonnberg@aon.at gibt man die Nummer des Bildes an, dazu Name, Post- und Mailadresse. Bestellung und Zahlung werden jeweils bestätigt. Die Patenschaften werden ausschließlich in der Reihenfolge des Einlangens vergeben.

Was bekommen Paten?

Nach Abschluss der Renovierung (voraussichtlich im Sommer) stellt das Stift Nonnberg jedem Paten und jeder Patin eine Urkunde samt Bild von Engel oder Heiligem aus.

Spenden

Losgelöst von Patenschaften sind auch Spenden möglich: Konto Benediktiner-Frauenstift Nonnberg, Salzburg "Chorkapelle und Orgel", IBAN: AT41 1953 0100 0005 9900.

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