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Roswitha Meikl vom Salzburger Volksliedwerk ist gestorben

Eine begeisternde Sängerin und Jodlerin ist verstummt. Bis kurz vor ihrem Tod hat Roswitha Meikl viele Herzensangelegenheiten der Volksmusik vorangetrieben.

Roswitha Meikl (1954–2021)
Roswitha Meikl (1954–2021)

Roswitha Meikl, Vorsitzende des Salzburger Volksliedwerks, ist am Donnerstagnachmittag im Kreise engster Angehöriger in Salzburg gestorben. Noch im Krankenbett hat sie Dienstbesprechungen geführt, um Projekte für gemeinsames Singen und Musizieren weiterzuführen. Sogar am Montag dieser Woche gab sie noch, schwer krank, Anregungen für ein Hirtenbuch mit Anklöpfler- und Dreikönigsliedern und -spielen.

Roswitha Meikl, geboren 1954 in Grödig, war die erste Frau als Vorsitzende eines Landesverbands der sonst männderdominierten Volkskultur. Sie war eine überzeugte Ehrenamtliche. Mit unerschütterlichem, kraftvollem und mutigem Idealismus hat sie seit 2005 als Vorsitzende des Salzburger Volksliedwerks Initiativen ergriffen. Und sie hat stets andere Musikanten und Mitorganisatoren zu ehrenamtlichem Einsatz motiviert. Noch in ihrer letzten Dienstbesprechung war eines ihrer Anliegen, dass in Schulen gesungen wird. Das hat sie mit Projekten wie "Liedertankstelle", "Singende Schulen", "Mit allen Sinnen", mit speziellen Liederbüchern sowie Fortbildungen für Lehrer und Kindergartenpädagogen in Landgemeinden vorangebracht.

Auch um offenes Singen "Sing mit!", also allgemein zugängliche Singstunden mit ausgebildeten Liedlehrern, das Stubensingen im Freilichtmuseum Großgmain sowie zuletzt noch einmal besonders um Familiensingstunden hat sich Roswitha Meikl gekümmert. Sie hat sich um Jodlerseminare bemüht und war zudem selbst eine der weitum versiertesten Jodlerinnen, die auch fast vergessene Weisen weitergegeben hat. Die adventlichen Singveranstaltungen "Kommt, singt mit!" im SN-Saal gehen auf ihre Initiative zurück. Ebenso setzte sie sich für Musikantenstammtische ein wie den Schwegel- und Fotzhobelstammtisch im Müllner Brau.

Dass trotz der Pandemie im Sommer an Samstagvormittagen in der Salzburger Altstadt von Gruppen aus dem ganzen Bundesland musiziert wird, hat Roswitha Meikl vorangebracht: Die Salzburger Straßenmusik war eines ihrer vielen Herzensanliegen.

Unter ihrer Leitung wurde im Salzburger Volksliedwerk das Archiv ausgebaut und darauf geachtet, dass Noten und Texte von Volksliedern allgemein verfügbar sind. Einer ihre letzten Aufträge an die Mitarbeiter des Volksliedwerks ist eine Corona-Feldforschung: Über soziale Netzwerke als Teil eines aufzubauenden "lebendigen Archivs" wird gesammelt, was junge Gruppen und Familien in der Coronazeit daheim gesungen und gespielt haben. Unter ihrer Ägide wurden auch wissenschaftlich fundierte Symposien abgehalten, etwa jenes über Jodeln auf der Festung Hohensalzburg sowie die in einem Buch dokumentierte Tagung "Schichten - Strömungen - Spannungsfelder" 2016 in Werfen.

Auch an ihrem Wohnort in Abersee hat sie sich für gemeinsames Musizieren eingesetzt - etwa in einer Jodlergruppe. Mit Geigenseminaren, das letzte noch mit Rudi Pietsch, sowie mit Schwegelseminiaren wurden Musikanten jeden Alters unterrichtet und animiert - und das ohne Noten! Stets ermunterte Roswitha Meikl, auf das Zuhören zu vertrauen. Auch für Veranstaltungen im Mozarthaus St. Gilgen hat sie sich eingesetzt - zuletzt für "Mozart und die Volksmusik".

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