Der Gründer der Salzburger Bachgesellschaft und Professor der Universität Mozarteum, Albert Hartinger ist 73-jährig gestorben. Die bestätigte seine Familien am Donnerstag den SN. Noch im Krankenbett hat er an neuen Projekten gearbeitet, insbesondere - mit Blick auf das Jubiläum der Universität Salzburg - an Musik aus der Zeit Paris Lodrons mit ihrer speziellen Doppelchörigkeit.
Wie groß sein Geist gewesen ist, lassen nicht allein die Meilensteinen seines Schaffens erkennen - wie Gründung von Bachgesellschaft (1976), Bachchor (1984), Festival "Recreation" sowie Barockfest im Domquartier (2016). Dass er an der Universität Mozarteum, wo er seit 1973 unterrichtete und ab 1989 Professor war, die Volksmusik zum Lehrfach erhoben und 2004 das Institut für Alte Musik gegründet, hat, vermehrt das überregionale Renommee der Kunstuniversität.
Mindestens wie dies und wie die beiden opulenten Bachfeste 1985 (das den Bachwürfel als süßen Bruder der Mozartkugel erzeugt hat) und 2008 bleibt das Funkeln der Details von Albert Hartingers Initiativen. Fast jedes Werk in seinen Konzertprogrammen war eine Rarität. Zudem machte er diese aparte Musik an ihren originalen Orten lebendig - etwa in der Müllner Kirche und mit "Mozart in Maria Plain".
Unermüdlich entdeckte er Verborgenes und Vergessenes aus der Salzburger Musikgeschichte - zuletzt etwa für die CD "Wege zur stillen Nacht" mit Weihnachtsmusik aus Salzburg sowie über Musik nach Ende des Fürsterzbistums.
Er war ein Pionier der Kinderkonzerte: Heutige Kapazunder wie Benjamin Schmid, Martin Grubinger und Franz Welser-Möst hatten als Buben erste Soloauftritte in Konzerten der Bachgesellschaft. Für die Musik aus und in Salzburg ist Albert Hartinger unersetzlich. Sein großes, leuchtendes Erbe bleibt als Auftrag zum Weitermachen.
Die Universität Mozarteum teilte zum Tod Albert Hartingers mit:
Die Universität Mozarteum Salzburg trauert um einen überaus geschätzten Künstler und Pädagogen.
Der Seekirchner Albert Hartinger studierte am Mozarteum Klarinette Musikerziehung (Lehramt) und absolvierte das Konzertfach Gesang/Oper mit Auszeichnung. Währenddessen errang er einen 1. Preis beim Mozartwettbewerb mit einer Konzertverpflichtung bei der Salzburger Mozartwoche. Nach dem Studium wirkte er als Opernsänger am Staatstheater Braunschweig und gastierte als Konzertsänger in allen wichtigen Musikzentren.
Zu seiner ausgedehnten Konzerttätigkeit zählten Auftritte bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen, beim Verona-Festival, im Wiener Musikverein und im Konzerthaus sowie zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen und Fernsehauftritte. Albert Hartingers Verständnis für die Aufführungspraxis Alte Musik verdankte er Nikolaus Harnoncourt, mit dem er auch musizierte.
1973 kam er zurück ans Mozarteum, zunächst als Lehrbeauftragter, danach als Gastprofessor bzw. Vertragslehrer für Gesang. 1989 wurde er zum Ordentlichen Hochschulprofessor für Gesang ernannt, von 1989 bis 1993 war er Leiter der Abteilung für Musikpädagogik in Salzburg. Des Weiteren war er über viele Jahre Mitglied des Gesamtkollegiums, des Gründungskonvents und des Senats sowie Promotor und Leiter des Institutes für Alte Musik. Darüber hinaus hat sich Albert Hartinger maßgeblich für die Erhaltung der pädagogischen Studienrichtung IGP, für die Einrichtung des Lehrgangs Alpenländische Volksmusik bzw. für einen Schwerpunkt volksmusikalischer Fächer innerhalb der Studienrichtung IGP eingesetzt.
Als Experte und Vermittler der historischen Aufführungspraxis setzte er in Salzburg nachhaltige Akzente, vor allem zur Wiederbelebung der Barockmusik und zur Bereicherung der Chorlandschaft. Vor mehr als 40 Jahren gründete Albert Hartinger die Salzburger Bachgesellschaft und war seit dieser Zeit ihr künstlerischer Leiter. Als Intention sah er es an, jungen Künstlern eine Plattform zu bieten, um sich in der damals wenig belebten Szene der Alten Musik auszutauschen und erste Bühnenauftritte zu verwirklichen. Die vielfache Würdigung seiner Verdienste reichte vom Salzburger Stadtsiegel in Gold bis zum Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Die Universität Mozarteum Salzburg trauert um einen hochgeschätzten Künstler und Pädagogen und wird ihm stets ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren.
Die Verabschiedung von Albert Hartinger wird am Donnerstag, 30. Jänner, um 15 Uhr in der Stadtpfarrkirche Mülln stattfinden.