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Salzburger Landestheater bringt "Faust II"

Tollkühn nimmt das Salzburger Landestheater den Kampf mit Goethes Riesenwerk in der imposanten Kulisse der Felsenreitschule auf.

Salzburger Landestheater bringt "Faust II"
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Salzburger Landestheater bringt "Faust II"

Geschafft! Das Riesenwerk hat exakt 12.111 Verse. "Inkommensurabel" hat Goethe seinen "Faust. Der Tragödie zweiter Teil" genannt: ein unermesslicher Bilderbogen der "großen Welt", in die Mephisto Faust nach Gretchens Tod und Erlösung führt. Als Regisseur, der das "Inkommensurable" genießbar machen will, muss man sich aus der Fülle des heillos gelehrten, wundersam poetischen, oft auch urkomischen Stationendramas Episoden suchen, die Goethes "Weltgedicht" verdichten. Gleichzeitig darf man das Panorama nicht aus dem Blick lassen.

Was das Panorama betrifft, bietet die Salzburger Felsenreitschule natürlich den richtigen Raum. Gleichwohl hatte es nur Max Reinhardt gewagt, "Faust I" dort anzusiedeln. 1933 hatte ihm Clemens Holzmeister dafür die legendäre "Faust-Stadt" gebaut.

Carl Philip von Maldeghem, der Regie führende Intendant des Salzburger Landestheaters, nimmt es jetzt unerschrocken mit dem Goliath auf. Keine Stadt hat ihm sein Ausstatter Christian Floeren errichtet, nur ein weißes, fensterloses Haus. Darin wohnen, so wird behauptet, Philemon und Baucis. Mit dem Haus werden sie von Mephisto abgefackelt; zu sehen bekommt man sie nicht, zu reden haben sie auch nichts. Die Regie hat das alte Paar einfach gestrichen.

Dafür brennt daneben auch die "Linde" lichterloh, die eine Reminiszenz an den berühmtesten Baum der Theatergeschichte ist. Dort stand nämlich tatsächlich lang ein echter, quasi sagenumwobener Baum.

Ansonsten ist die Spielfläche leer, nur manchmal kommen Hubpodien aus dem Untergrund. Und natürlich werden die Arkaden benutzt, als "Finstere Galerie" beispielsweise, aber auch für pittoreske Tableaus eines 50-köpfigen Bewegungschors. Das ist eine Art Jungdamen- und -herrenkomitee, das in der "Kaiserlichen Pfalz" Party macht und später - in dem wenigen, das von der "Klassischen Walpurgisnacht" übrig bleibt - lemurenhafte Wesen spielt. Statt Goethe'schem "Gemurmel" machen sie ziemlich oft Gekreisch. Mitunter sprechen sie auch tapfer chorische Textpassagen. Immerhin lässt sich mit einem derartigen Bewegungschor das Panorama auch mit Menschen beleben, sodass die Aufführung gar nicht schmalbrüstig ausschaut.

Überhaupt hat man durchgehend das Gefühl, Regisseur Maldeghem habe diesen "Faust" als eine Art gesprochenes Musical aufgefasst. Sauberes Arrangement und dekorative Wirkung sind auf Effekt ausgerichtet.

Den macht beispielsweise der Homunculus, der künstliche Mensch. Shantia Ullmann bewegt sich in einer riesigen Plastikblase und spricht ihre Verse mechanisch. Später zeigt sie, was sie wirklich gut kann: professionelle Trapezartistik in einem Ring. Auch Tim Oberließen hat als Euphorion Kunststücke gelernt: Er turnt tollkühn an einem Bungee-Seil. Zwischendurch durchbricht Gero Nievelstein etliche Verse als Lynkeus mit Schlagzeugeinlagen.

Herr über diesen Zirkus ist eindeutig Mephisto. Wie ein Varietédirektor tritt Sascha Oskar Weis auf, und später leiht er sich von den Phorkyaden auch einen Tuntenfummel, als käme er aus einem Käfig voller Narren.

Ach ja: Weis spricht Goethes Text im Riesenraum fabelhaft verständlich. Er ist damit fast allein auf weiter Flur. Ein guter Regisseur hätte ihm vielleicht noch geraten, seine Worte nicht so manieriert mit überdeutlichen Gesten zu unterstreichen. Er könnte auch mit Worten allein viel ausdrücken.

Was man von Christoph Wieschkes Faust nicht wirklich sagen kann. Er flüchtet sich leider zu oft in einen einförmigen Deklamationston, statt aus der Modulation der Sprache eine Figur, einen Charakter gar zu formen. Auch in der Mimik herrscht ein sehr beschränkter Ausdruck.

Beatrix Doderer hat sich für die nicht unwichtige Rolle der Helena ein gefrorenes Zahnpastalächeln aufgesetzt. Von ihrem Text verstand ich in der neunten Reihe rein gar nichts. Da sollte generell noch deutlich nachgebessert werden. Immerhin spielt das Salzburger Landestheater zu seinem 120-Jahr-Jubiläum "Faust II" bis 16. November noch acht Mal, drei Mal sogar im Marathon mit der gleichzeitig im Landestheater laufenden Wiederaufnahme von "Faust I" von 2009: ein "Faust"-Rausch, der sicherlich auch viele Schüler erfassen soll. Und diese sollten doch auch von Goethes Sprache etwas mitbekommen.

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