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Seit 50 Jahren führt er durch Tittmonings Burg

Unter den Museumsführern in Tittmoning ist der Georg Lex der längstgediente. Zur Burg gibt er spannende Einblicke: Von kuriosen Gerätschaften bis zu Bayerns größter Schützenscheiben-Sammlung.

Georg Lex auf der Brücke zur Burg, durch die er seit fünf Jahrzehnten führt.
Georg Lex auf der Brücke zur Burg, durch die er seit fünf Jahrzehnten führt.

Geschichten lauern hier an jeder Ecke - etwa beim mit Löchern gesäumten Topf, der für den unwissenden Betrachter nur schwer zuordenbar ist. "Bevor es Kühlschränke gab, hat man gefangene Fische darin im Wasser zwischengelagert", erklärt Burgführer Georg Lex.

Georg Lex mit einem historischen Waffeleisen.
Georg Lex mit einem historischen Waffeleisen.
Mit Hilfe dieses Topfs wurden früher Fische zwischengelagert.
Mit Hilfe dieses Topfs wurden früher Fische zwischengelagert.
Der Getreidekasten vom Innenhof aus gesehen.
Der Getreidekasten vom Innenhof aus gesehen.


Etwa ein Mal pro Woche gibt er in der Saison eine Führung durchs Heimatmuseum der Burg. Besucher bekämen hier einen Einblick, wie mühsam das Leben in früheren Epochen gewesen sei, sagt Lex. "Es gab eine Zeit, da haben die Leute nur fürs Essen gearbeitet." Einblicke in die Historie geben auch zahlreiche Ausstellungstücke, die vom Pulverprüfgerät bis zum historischen Waffeleisen reichen.

"Scheibensaal" versammelt kuriose Motiven

Einen Eindruck vom Leben in früheren Zeiten vermitteln auch die Räume der Burg, etwa der Salzburger Saal, in dem auch Audienzen stattfanden. "Über 80 Erzbischöfe regierten von Salzburg aus über Tittmoning." Über den ehemaligen Wehrgang gelangt man zum Getreidekasten der Burg. Dort gibt es Geräte aus Handwerk und Landwirtschaft zu sehen. Eine echte Besonderheit wartet im "Scheibensaal". Hier bekommt man Bayerns größte Schützenscheiben-Sammlung zu sehen. Die Motive zeigen Hochzeiten, Turniere und andere Anlässe.

Die Schützenscheiben zeigen verschiedenste Motive
Die Schützenscheiben zeigen verschiedenste Motive
Hier etwa eine Hochzeit.
Hier etwa eine Hochzeit.
Diese Scheibe zeigt Tittmoning als Mittelpunkt der Erde.
Diese Scheibe zeigt Tittmoning als Mittelpunkt der Erde.

Auch ein Bierbrauer ist abgebildet. "In den besten Zeiten gab es in Tittmoning 16 Brauereien", erklärt Lex. Auf einer anderen Scheibe hält Herkules die Weltkugel. Im Zentrum davon eine kleine Stadt: "Geht es nach dieser Scheibe, liegt der Mittelpunkt der Welt in Tittmoning", sagt der Burgführer mit einem Schmunzeln.

Von der Burg zum Schloss

Nach einer Belagerung Anfang des 17. Jahrhunderts sei die Wehrburg zum Jagd- und Lustschloss umfunktioniert worden, erklärt der Burgführer. Der 1880 gegründete Historische Verein habe der inzwischen in Vergessenheit geratenen Burg wieder einen Nutzen zuführen wollen. Geschehen sei das in Form des 1911 eröffneten Heimatmuseums.

Das Heimatmuseum auf der Burg gibt es seit über 100 Jahren.
Das Heimatmuseum auf der Burg gibt es seit über 100 Jahren.

Besonders bei Schulen, Touristengruppen, Stammtischen und Vereinen sei die Burg ein beliebtes Ausflugsziel, so Lex. Überraschungen hält die gut eineinhalbstündige Führung durchs Museum auch für die Jüngeren bereit, beispielsweise einen verborgenen Schatz oder einen Besuch von "Burggeist" Hieronymus.


Burgführer wurde er aus Zufall

Dass er Burgführer wurde, habe sich aus Zufall ergeben, sagt Lex. "Seit meiner Geburt wohne ich beim Leitgeringer See." Unter den dortigen Badegästen sei auch der für die Burg zuständige Stadtapotheker Fritz Schmitt gewesen. "Für ein Schulreferat habe ich ihn nach geschichtlichen Unterlagen gefragt." Von Schmitt sei die Gegenfrage gekommen, ob er nicht Burgführer werden wolle.

Eine Aufgabe, die der damals 19-jährige Lex nach kurzer Einführung direkt antrat. "Meine erste Führung musste ich gleich in verkehrter Richtung durch die Burg machen", erinnert er sich. Als Teil eines mehrköpfigen Teams des Historischen Vereins Tittmoning gibt der ehrenamtlich tätige Lex neben Burg- immer wieder Stadtführungen.

Warum er auch weiterhin durch die Burg führen möchte

Eine Besonderheit der Burg ist ein Raum voll Grabkreuze. Jedes ein handgeschmiedetes Unikat. "Vor den Marmorsteinen standen diese Kreuze am Friedhof", erklärt Lex. Seit zwölf Jahren ist er auch als Kirchenpfleger in seinem Heimatortsteil Asten tätig.

Georg Lex mit den Schlüsseln zur Burg und zur Kirche in Asten. Eine der beiden Schlüsselbünde gibt er Ende des Jahres ab.
Georg Lex mit den Schlüsseln zur Burg und zur Kirche in Asten. Eine der beiden Schlüsselbünde gibt er Ende des Jahres ab.

Ende des Jahres legt er sein Amt nieder. "Ich möchte für mich mehr Zeit haben", erklärt der pensionierte Kunststofftechniker. Während seines achtjährigen Ruhestands sei ihm noch keine Minute langweilig gewesen. Als Burgführer wolle er aber weitermachen, sagt der 69-Jährige. "Mir macht es noch Spaß." Mehr noch treibe ihn aber die Verbundenheit zu Fritz Schmitt an. "Das war ein anständiger Mann." Eigentümer der Burg ist heute die Stadt Tittmoning. Neben dem Heimat- gibt es auf dem Gelände auch ein Gerbereimuseum. Geöffnet haben beide von Mai bis Oktober, Führungen kann man über das Tourismusbüro der Stadt buchen.

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