"Eigentlich wollten wir ja friedlich für unser Seniorenheim demonstrieren", erzählt Brigitte Schwaiger. "Damit da beim Neubau endlich etwas weitergeht." Diese Pläne wurden vorerst aber verworfen - denn viel persönliche Energie floss in den vergangenen Monaten lieber in Taten statt Worte.
Das österreichweit immer größer werdende "Zeitpolster"-Netzwerk hat sich auf den Pinzgau ausgedehnt. "Conny Moser, Lehrerin an der SOB Saalfelden, hat uns auf dieses Angebot aufmerksam gemacht. Wir wollten etwas für die Allgemeinheit tun und das ,Zeitpolster'-Modell hat uns sofort begeistert", sagt Schwaiger, die mit Christine Pichler, Sonja Weißenböck und Helmut Pichler das Kernteam bildet. Insgesamt ist die Saalfeldener Gruppe bereits 13 Helfer/-innen groß.
"Man bekommt so viel Dankbarkeit zu spüren, wenn man Leuten hilft. Und ich werde auch sehr froh über Hilfe sein, wenn ich selbst nicht mehr zu gewissen Dingen in der Lage bin", erzählt Reinhard Schwaiger, der mit Leib und Seele beim Projekt mitwirkt. "Bei unseren ersten Zeitpolster-Einsätzen haben wir zum Beispiel eine sehr dankbare Frau zum Doktor und Hörgeräteakustiker begleitet."
Weitere Helfer sind gesucht
Helfende bekommen zwar kein Geld, sind aber versichert und die Stunden werden ihnen auf einem individuellen Zeitkonto gutgeschrieben. Im Fokus steht die eigene Vorsorge für das Alter oder Krankheitszeiten und das gemeinwohlorientierte nachhaltige Geben und Nehmen. "Ziel ist es, die Lebensqualität aller Beteiligten zu erhöhen und zwischenmenschliche Beziehungen in der Gesellschaft zu pflegen und zu fördern", betont Schwaiger. Ihre Kollegin Christine Pichler ergänzt: "Wir sind bereit für weitere Einsätze und freuen uns über alle, die sich melden."
Das können laut den beiden engagierten Damen gern auch weitere Helferinnen und Helfer sein: "Da brauchen wir noch einige mehr, um verschiedenste Anfragen gut abdecken zu können. Und es soll sich ja auch keiner überarbeiten und dann die Freude am freiwilligen Dienst verlieren. Wir wollen das Projekt langsam wachsen lassen und sind gespannt, wie es weitergeht."
Wie kann man die Saalfeldener Zeitpolster-Gruppe erreichen, egal ob man helfen will oder Hilfe sucht? Telefonisch unter 0664/88 48 79 08 oder per E-Mail an team.saalfelden@zeitpolster.com
Auch im Oberpinzgau soll sich auch eine Gruppe formieren
"Zeit schenken und vorsorgen im Oberpinzgau" - unter diesem Motto soll auch im Oberpinzgau eine "Zeitpolster"-Gruppe gegründet werden. Sozialkoordinatorin Christina Meilinger unterstützt das sehr: "Zeitpolster ergänzt bestehende soziale Strukturen. Im Oberpinzgau braucht es dringend eine Vernetzung der Freiwilligen. Diese kann mit einem Zeitpolster-Team vor Ort übernommen werden." Damit eine Gruppe im Oberpinzgau ins Leben gerufen werden kann, werden zumindest noch drei bis vier Personen gesucht.
Am Dienstag, 6. Juni, findet im Felberturmmuseum Mittersill ein Zeitpolster-Infoabend statt (18 bis 20 Uhr). Christina Meilinger steht für Fragen bereit: sozialkoordination@nationalparkregion.at bzw. telefonisch unter 0664/51 67 664.
Daten & Fakten
Die Organisation "Zeitpolster" forciert freiwilliges Engagement und nachbarschaftliche Hilfe.
Das Prinzip funktioniert so: Ehrenamtlich Helfende unterstützen Menschen im Alltag mit verschiedensten einfachen Leistungen. Dafür erhalten sie selbst eine Zeitgutschrift, die sie später einlösen können, wenn sie selbst Hilfe und Betreuung benötigen. Für alle, die das Angebot ohne Zeitguthaben nutzen, kostet eine Stunde 9 Euro.
Wofür stehen Mitglieder des "Zeitpolster"-Teams bereit?
- Fahrdienste, Botengänge und Begleitung (etwa zu Arztterminen)
- administrative Hilfe
- Unterstützung im Haushalt (exkl. Putzdienste)
- Hilfe im Garten
- Freizeitaktivitäten
- handwerkliche Hilfe
- Freiräume für pflegende Angehörige schaffen
- Kinderbetreuung
Alle Informationen: www.zeitpolster.com



