Aus für Busterminal: Reisebusse sollen raus aus der Salzburger Innenstadt
Die Stadt will den Busterminal in der Paris-Lodron-Straße auflassen, Tagesgäste sollen von der Messe anreisen. Doch es gibt Gegenwind.

Es ist ein Vormittag im August, Regen fällt, Autos stauen sich auf den Straßen. Besucher und Einheimische schlängeln sich samt Schirmen und Einkaufstaschen durch die Salzburger Innenstadt. So weit, so bekannt. In der Paris-Lodron-Straße nahe dem Mirabellplatz kommen etwa alle zehn Minuten Reisebusse mit 50 bis 60 Leuten an. Meist wandern die Gäste durch den Mirabellgarten, über den Marko-Feingold-Steg hinüber in die Getreidegasse und bis nach Nonntal, wo sie beim zweiten Reisebusterminal die Stadt wieder verlassen.
Messezentrum als Ausweichterminal angedacht
Wenn es nach der neuen Stadtregierung geht, soll diese Form des Tourismus eingedämmt werden. Daher soll einer der beiden Busterminals, jener in der Paris-Lodron-Straße, ehestmöglich aufgelassen werden. "Besser früher als später", sagt Verkehrsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste). Im Arbeitsprogramm der Stadtregierung ist festgehalten, "dass Reisebusse mit Tagesgästen künftig nicht mehr die Innenstadt anfahren müssen". Dafür soll es Busterminals am Stadtrand geben mit entsprechender Infrastruktur wie Toiletten und Kiosks. Angedacht ist als Ausweichterminal das Messezentrum. "Aber: nicht erst, wenn die Messebahn kommt", betont Schiester. Das könnte noch Jahre dauern und hänge auch mit dem S-Link zusammen. "Eine Lösung für die Paris-Lodron-Straße braucht es jetzt." 2026 wäre die Umsetzung nach jetzigem Stand möglich. Beschwerden von Anrainern würden sich häufen. Busse würden in den Seitenstraßen parken, es komme zu Stau, Abgasen und Lärm im Andräviertel, berichten Anrainer. Der Platz soll den Bewohnern zugutekommen. So soll auf der Spur für die Reisebusse künftig ein Radweg Platz finden. Dafür wird der Radverkehr aus der Linzer Gasse verbannt. Zum weiteren Vorgehen werde ab Herbst in einem runden Tisch mit den Beteiligten beraten, wie Schiester ankündigt.
Fremdenführer: "Der Terminal in Nonntal reicht vollkommen"
Fremdenführer Hannes Kittl begrüßt, dass Bewegung in die Sache komme, wie er sagt. Seit Jahren werde darüber diskutiert. Kittl hat wiederholt die Auflösung des Busterminals in der Paris-Lodron-Straße gefordert. "Der Terminal in Nonntal reicht vollkommen." Sein Vorschlag: In Nonntal eine Begrenzung mit maximal 70 Bussen am Tag einführen, die Haltezeit auf spätestens 18 statt 22 Uhr verkürzen und eine Mindestaufenthaltsdauer von vier Stunden für Tagesgäste vorschreiben.
Mit dieser Forderung stehe Kittl in seiner Branche allein da, betont Reiseführerin und Berufsgruppensprecherin Inez Reichl-De Hoogh. "Es gibt keine Alternative, wir brauchen den Terminal in der Innenstadt, die Gäste wollen zum Schloss Mirabell, zum Landestheater." Ein Shuttlebus von der Messe sei wenig attraktiv für Gäste: "Dann steigen sie von einem Bus in den anderen um. Das ist kein Vorteil. Das Problem sind die Individualreisenden, die mit dem Pkw in die Stadt fahren. Bustouristen sind keine schlechten Gäste."

Busunternehmer: "Auch Salzburger brauchen den Reisebusterminal"
Ähnlich sieht es Busunternehmer und Berufsgruppensprecher Markus Schwab von Schwab Reisen in Grödig. "Man muss sich nur in die Lage hineinversetzen, wo will ich als Tourist in Salzburg ankommen?" Dazu gebe es auch Schulklassen, Firmenfahrten oder Seniorenausflüge von Einheimischen. "Auch Salzburger brauchen den Reisebusterminal." Aber er räumt ein, dass jener in der Paris-Lodron-Straße nicht ideal sei. Sein Vorschlag: Entlang der Schwarzstraße die Busse halten lassen zum Ein- und Aussteigen. Zudem kritisiert er, dass der Terminal in Nonntal nur bis 22 Uhr angefahren werden kann. "Theater- oder Konzertgäste müssen wir dann an anderen Orten einsteigen lassen, da befinden wir uns in der halben Illegalität, aber anders geht es nicht."
2023 20.985 Reisebusse in Salzburg registriert
Seit 2018 gibt es ein Online-Buchungssystem. Reisebusse dürften die Terminals in Nonntal und in der Paris-Lodron-Straße nur anfahren, wenn sie vorher für An- und Abreise ein Zeitfenster gebucht haben. Kostenpunkt: 70 Euro. Wer die Terminals ohne Buchung anfährt, muss 90 Euro zahlen. Abgewickelt und kontrolliert wird über die Tourismus Salzburg GmbH (TSG). Die Busfahrer haben 20 Minuten Zeit, dann müssen sie die Parkplätze bei Salzburg-Nord oder Salzburg-Süd anfahren.
Nach Angaben der TSG wurden im Jahr 2023 20.985 Reisebusse in Salzburg registriert, das sind 47 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019. Die Zufahrten zu den beiden Terminals sind gleichmäßig verteilt: 47 Prozent der Busse benutzten 2023 den Terminal Nonntal, 53 Prozent jenen in der Paris-Lodron-Straße. Der stärkste Monat war der Dezember mit 2773 registrierten Bussen. Für Schiester ist aufgrund der sinkenden Zahlen die Frage berechtigt, ob es den zweiten Terminal überhaupt noch brauche.

Auinger steht hinter Plänen
Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) steht hinter den Plänen für eine Auflassung des Busterminals: "Es braucht natürlich eine Alternative zur Paris-Lodron-Straße, einfach streichen geht nicht, aber unser Ziel ist es, die Reisebusse raus aus der Innenstadt zu bekommen." Zur Kritik von Fremdenführern und Busunternehmen, wonach ein Shuttle ab Messe wenig komfortabel für Touristen sei, entgegnet er: "Mag sein, aber damit wird man umgehen müssen. Wie komfortabel ist es für die Stadtbevölkerung, wenn sich mitten in der Innenstadt, im Weltkulturerbe, die Reisebusse aneinanderreihen?"
Altstadtshuttle gut ausgelastet
Derzeit verkehrt im Juli und August der Altstadtshuttle halbstündlich vom Messezentrum zum Hanuschplatz. Laut Albus-Geschäftsführer Hermann Häckl ist der Bus gut ausgelastet, vor allem bei Regen. Seit das Angebot offensiv beworben werde, etwa durch Schilder an der Autobahn, würden immer mehr mit dem Pkw anreisende Touristen den Shuttle nutzen. "Es gibt keine günstigere Art, durch die Stadt zu kommen." Das Ticket kostet fünf Euro und beinhaltet die Parkgebühr bei der Messe, das Shuttle hin und zurück sowie ein Tagesticket für die Öffis im Stadtgebiet. Geht es nach Schiester, soll die Fahrt für die Gäste künftig gratis sein.
Häckl unterstützt den Vorschlag, die Touristen über die Messe in die Stadt zu leiten. Drei Busse mit einer Kapazität von je 80 bis 120 Personen könnte man im 7,5-Minuten-Takt einsetzen. Fahrtdauer: 15 Minuten. "Das würden wir ab sofort problemlos stemmen können."