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Bahnstrecke zwischen Salzburg und München gesperrt - was auf Pendler, Reisende und Unternehmen zukommt

Im August stehen zwei Wochen lang Streckensperren und Schienenersatzverkehr für Bahnreisende zwischen Salzburg und München sowie Salzburg und Tirol an. Doch das sind nur Vorwehen - ab 2026 wird es für das heimische Schienennetz besonders "knackig". Darüber informierten die ÖBB am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Grödig.

Für Reisen zwischen Salzburg und München wird es in den kommenden Jahren herausfordernd – vor allem ab 2027.
Für Reisen zwischen Salzburg und München wird es in den kommenden Jahren herausfordernd – vor allem ab 2027.
Die teilweise veraltete Bahninfrastruktur auf der Strecke zwischen Salzburg und München wird erneuert.
Die teilweise veraltete Bahninfrastruktur auf der Strecke zwischen Salzburg und München wird erneuert.
89 Busse im ÖBB-Design stehen für den österreichweiten Schienenersatzverkehr bereit, zusätzlich wurden für die Streckensperren weitere 20 Busse bestellt.
89 Busse im ÖBB-Design stehen für den österreichweiten Schienenersatzverkehr bereit, zusätzlich wurden für die Streckensperren weitere 20 Busse bestellt.

Die Bahninfrastruktur auf der 140 Kilometer langen Strecke zwischen Salzburg und München ist teils schwer veraltet. Es kommt immer wieder zu kurzfristigen Streckensperren und - wer häufig mit der Deutschen Bahn (DB) reist, kennt es ohnehin - zu Verspätungen und Zugausfällen. "Irgendetwas ist immer", berichten jene, die regelmäßig zwischen Salzburg und München pendeln. Die Situation sei bereits jetzt chaotisch, es gebe eine 50:50-Chance, ob man pünktlich ankomme oder nicht. "15 Minuten Verspätung ist Standard", sagt eine Salzburgerin, die zwei Mal in der Woche nach München und zurück mit dem Zug pendelt. Das Zugpersonal sei dabei immer freundlich - es herrsche "Galgenhumor".

In Deutschland stehen auf mehr als 40 Strecken bis 2036 Baustellen und somit Sperren bevor. Eine Modernisierung der Bahnanlagen soll langfristig Verbesserungen bringen, wie die DB in Aussicht stellt. Doch bis dahin kommen "herausfordernde Jahre" auf Zugreisende zu, wie auch ÖBB-Chef Andreas Matthä bei einer Pressekonferenz am Mittwoch beim Betonbauunternehmen Leube in Grödig ankündigt. Derzeit gebe es große Qualitätseinbußen, da viele Züge der ÖBB im Ausland starten - und oft schon mit Verspätung nach Österreich kommen. "Es ist in der Tat so, dass 50 Prozent der Verspätungen bei den ÖBB aus dem Nachbarland kommen." Für die zweite Hälfte sei man aber dann selbst verantwortlich, räumt der Bahnchef ein. Die größten Auswirkungen sehe man beim Güterverkehr, der überwiegend aus dem Ausland komme. "Fast kein einziger Zug kommt pünktlich aus Deutschland an", sagt Matthä.

ÖBB-Chef Andreas Matthä, LH-Stv. Stefan Schnöll, Peter Koren (IV) bei der Pressekonferenz bei Leube am Mittwoch. „Das wird knackig ab 2026.“
ÖBB-Chef Andreas Matthä, LH-Stv. Stefan Schnöll, Peter Koren (IV) bei der Pressekonferenz bei Leube am Mittwoch. „Das wird knackig ab 2026.“

2026 fahren 80 Güterzüge mehr durch Salzburg

Die großen Bahnbaustellen im Überblick: Im ersten Halbjahr 2026 wird die Bahnstrecke Regensburg-Nürnberg total gesperrt. Bereits in dieser Zeit werden pro Tag 50 Güterzüge mehr über Salzburg nach Deutschland rollen. Im zweiten Halbjahr 2026 wird es an der Bahnstrecke zwischen Passau und Nürnberg zu Einschränkungen kommen, dazu fahren keine ICE-Züge zwischen Wien und Regensburg/Nürnberg. Pro Tag sollen in dieser Zeit 80 Güterzüge über Salzburg ausweichen. Im Jahr 2027 wird gewechselt - denn dann wird die Zugstrecke zwischen Salzburg und München monatelang gesperrt sein. Konkret ist geplant, dass im ersten Halbjahr 2027 die Strecke zwischen Freilassing und Rosenheim nicht bedient wird. Im ersten Halbjahr 2028 folgt dann der Abschnitt Rosenheim bis München. Ursprünglich war geplant, dass beide Abschnitte nacheinander im Jahr 2027 saniert werden. Es wird während der Sperren Schienenersatzverkehr geben sowie großräumige Umleitungen - etwa im Güterverkehr auch über Tschechien, Polen und Frankfurt. Fernzüge von Wien nach München werden über Passau umgelenkt, das bedeutet bis zu 45 Minuten mehr Fahrzeit. Züge von Wien nach Bregenz/Zürich fahren über Bischofshofen und brauchen 90 Minuten länger.

Eine Übersicht der Sperren im Bahnnetz 2026 bis 2028.
Eine Übersicht der Sperren im Bahnnetz 2026 bis 2028.

ÖBB und Westbahn verzichten auf 18 Fernverkehrstrassen

Das Land Salzburg, die Industriepartner und die ÖBB arbeiten eng zusammen, um die Auswirkungen der Streckensperren so gering wie möglich zu halten, kündigt LH-Stv. Stefan Schnöll (ÖVP) am Mittwoch bei der Pressekonferenz an. Das Angebot im Bundesland soll während der Einschränkungen weiterhin hoch und dicht bleiben, sowohl im Nahverkehr als auch im Fernverkehr. Aber er wolle nichts schönreden, "ab dem zweiten Halbjahr 2026 wird es knackig", vor allem, da 2027 auch die zweite Sperre der Tauernschleuse ansteht. Um den Umleitungsverkehr während der Bauarbeiten beim Deutschen Eck und bei Passau zu bewältigen, wird die heimische Schieneninfrastruktur gerade im Flachgau - konkret etwa auch in Neumarkt am Wallersee - rund um die Uhr ausgelastet sein. Da die Kapazität der zweigleisigen Strecke den Bedarf nicht abdecken kann, wird es zu Einschränkungen kommen. Dabei verzichten ÖBB und Westbahn auf Initiative von Schnöll gemeinsam auf 18 Fernverkehrstrassen zwischen Salzburg und Linz bzw. Wels. "Damit unterstützen sie den Nahverkehr zugunsten der Pendelnden in Salzburg", sagt Schnöll.

Industrie: "Sperre trifft uns ins Mark"

Auch die Versorgung der Salzburger Industriebetriebe soll sichergestellt werden, damit der Bahnverkehr in Salzburg während der Bauphase auf Schiene bleiben kann - wenn es auch hier zu Herausforderungen kommen wird. Matthä macht diesbezüglich klar: "Vor allem während der Sperre bei Passau im zweiten Halbjahr 2026 können wir nur 80 Prozent der Kapazitäten im Güterverkehr gewährleisten, mehr ist nicht möglich."

Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung: "Vor allem die Sperre der Strecke Passau-Nürnberg trifft uns ins Mark, da Hamburg der wichtigste Hafen für Salzburgs Industrie ist." Unternehmen sollten auch rechtzeitig ihre Logistikketten kontrollieren, um entsprechende Alternativen für die Zeit der Trassensperren zu haben, rät Koren. Er begrüßt grundsätzlich die Modernisierungen bei der Bahn. "Salzburg ist Industrieland, dafür braucht es eine funktionierende Infrastruktur." Dafür sei eine enge Kooperation von Industrie, Politik und Infrastruktur dringend notwendig.

Sperren führen bereits im August 2025 zu Einschränkungen

Einen Vorgeschmack auf das von vielen befürchtete "Pendlerchaos" zwischen Salzburg und München wird es schon bald geben: Von 2. bis 18. August 2025 führt die Deutsche Bahn bereits umfangreiche Bauarbeiten auf der Strecke über das Deutsche Eck durch. In der ersten Phase (2.-10. August) entfallen alle Direktzüge zwischen Salzburg und München. Wer von Salzburg nach München will, kann laut ÖBB den Schienenersatzverkehr nach Übersee am Chiemsee nutzen und dort einsteigen. Auch bei den Nachtzügen gibt es Einschränkungen - so starten und enden von 11. bis 18. August alle Nightjets nach Amsterdam und Hamburg in Salzburg statt Innsbruck.

Auch die Westbahn von und nach München/Stuttgart wird zwischen 2. und 10. August 2025 ab Wels über Passau umgeleitet. Es entfallen die Halte in Attnang-Puchheim, Vöcklabruck, Salzburg, Rosenheim und München Ost. Dafür können Fahrgäste in Passau ein- und aussteigen. Tickets können jedoch ausschließlich im Zug gekauft werden. Züge der Westbahn nach Innsbruck/Bregenz verkehren von 2. bis 17. August nicht über das Deutsche Eck zwischen Salzburg und Kufstein. Es wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Für beide Etappen gilt: Züge zwischen Wien und Zürich werden in beide Richtungen zwischen Salzburg und Wörgl über Bischofshofen umgeleitet. Dadurch verlängert sich die Fahrzeit um rund zwei Stunden. Der Halt in Kufstein entfällt für diese Fernverkehrszüge in beide Richtungen. Die Züge halten zusätzlich in Bischofshofen und Schwarzach-St. Veit. Zwischen Kufstein und Salzburg verkehren Schienenersatzverkehrsbusse im Zweistundentakt.

RJX-Züge verkehren in den Abschnitten Wien-Salzburg beziehungsweise Wörgl-Bregenz und retour weitgehend planmäßig. Zwischen Salzburg Hbf und den Bahnhöfen Kufstein, Wörgl Hbf und Innsbruck Hbf ist ein Schienenersatzverkehr mit farblich gekennzeichneten Buslinien eingerichtet. Nähere Informationen zum Schienenersatzverkehr sind auf der Website der ÖBB zu erfahren.

Leube-Gleis in Grödig "immer noch ein Traum"

Warum ein Schienentag bei dem Zementbauer Leube? Das erklärt Heimo Berger, der Chef des Unternehmens, so: "Ohne uns keine Tunnel, Brücken, Betonschwellen - Zement und Beton sind für die Infrastruktur der Bahn essenziell." So seien die ÖBB ein wichtiger Kunde des Salzburger Unternehmens. Außerdem gebe es immer noch den Traum, so Berger, von einem Bahnanschluss für Leube, das sogenannte Leube-Gleis. Noch gebe es dazu aber keine konkreten Neuigkeiten zu verkünden, sagt Berger.