Scharfe Kritik des Landes Salzburg
Scharfe Kritik kam am Freitag vom Land Salzburg. Nach dem jüngsten Auftritt von SOS-Kinderdorf-Geschäftsführerin Annemarie Schlack zweifelt Soziallandesrat Wolfgang Fürweger an der Glaubwürdigkeit und Verantwortungsfähigkeit einer Organisation, die im Auftrag des Landes Salzburg Kinder und Jugendliche betreuen und schützen sollte: „Das Vertrauen ist schwer beschädigt“, sagte Fürweger laut Aussendung.
Hintergrund sind die Enthüllungen über Missbrauchsfälle durch den Gründer der Organisation sowie massive Vorwürfe gegen Verantwortliche des SOS-Kinderdorfs. Als Vorsitzland der ARGE Kinder- und Jugendhilfe sei Salzburg tief besorgt. Es gehe um schwerwiegende Vorwürfe: sexuelle und körperliche Gewalt an Schutzbefohlenen sowie Hinweise auf systemische Versäumnisse in Aufarbeitung, Kontrolle und Prävention.
„Massives Führungsversagen“
Fürweger spricht von einem „massiven Führungsversagen“. Leidtragende seien Kinder und Jugendliche, die Schutz gebraucht hätten und ihn nicht bekamen. Getäuscht worden seien aber auch Spenderinnen und Spender sowie öffentliche Fördergeber, die rund drei Viertel der Finanzierung sicherstellen.
Das Land Salzburg fordert deshalb von SOS-Kinderdorf Österreich drei konkrete Schritte:
- 1. Klare, öffentliche Entschuldigung. Bei den Betroffenen, den Spendern und den Fördergebern. Ohne Ausflüchte und ohne PR-Formulierungen. Eine ehrliche und persönliche Anerkennung des Leids ist längst überfällig. Bisher fehlt sie.
- 2. Lückenlose, unabhängige Aufklärung. Transparente Untersuchung aller Vorwürfe mit offengelegten Ergebnissen, Verfahren und Konsequenzen insbesondere unter Einbindung jener Kinder und Jugendlichen, die aktuell von SOS-Kinderdorf betreut werden. Daraus muss ein tragfähiges Sicherheits-und Kontrollsystem entstehen, das neue Vorfälle ausschließt. „Aufklären heißt nicht beschwichtigen, sondern Missstände ein für alle Mal abstellen“, so Fürweger.
- 3. Verbindlicher Zeitplan. Bis Ende 2026 erwartet das Land einen vollständigen Abschlussbericht mit klaren strukturellen Maßnahmen. „Wer Vertrauen zurückgewinnen will, muss Verantwortung übernehmen“, betont Fürweger. Das habe er der Geschäftsführung am Freitagvormittag auch in einer Videokonferenz klargemacht. „Es war ein offenes und konstruktives Gespräch.“
„Ich kann die Sachlage nicht einschätzen“
In Seekirchen sind ein städtischer Kindergarten sowie eine Straße, die zum SOS-Kinderdorf führt, nach Hermann Gmeiner benannt. Bürgermeister Konrad Pieringer (ÖVP) im SN-Gespräch: „Die Zusammenarbeit zwischen dem SOS Kinderdorf und der Stadt Seekirchen hat bisher immer bestens funktioniert. Ich will mich jetzt nicht zu dem aktuellen Thema äußern, weil ich die Sachlage noch nicht einschätzen kann.“ Sollte jedoch aus der Zentrale von SOS-Kinderdorf in Innsbruck eine Direktive kommen, wie man mit den Benennungen künftig umgehen solle, werde man diese natürlich umsetzen.