Ähnlich wie bei Martin Dietrich in Golling kam auch in Rußbach der Wahlsieg für den Wahlsieger überraschend: "Ich dachte mir, dass es knapp wird, aber so etwas weiß man ja vorher nie. Ich habe gehofft, dass wir zumindest genug Stimmen bekommen, um den Vizebürgermeister halten zu können." Den stellt nun die ÖVP, die zwar ihre absolute Mehrheit verlor, aber mit vier Mandaten immer noch eines mehr als die SPÖ hat (die FPÖ stellt zwei).
Die Wahl zum ersten "roten" Bürgermeister in der 120-jährigen Geschichte des Ortes stellte ihn auch gleich vor eine Herausforderung der anderen Art - denn er hatte grade erst kürzlich einen neuen Job angetreten: "Da ich nicht mit dem Wahlsieg gerechnet hatte, musste ich meinem neuen Dienstgeber schonend beibringen, dass ich meine Stunden mindestens um die Hälfte reduzieren muss", erzählt der gelernte Elektriker und IT-Techniker im TN-Gespräch. Er will künftig dienstags und donnerstags fix im Gemeindeamt vor Ort sein, "und es geht ja mittlerweile auch viel mit Homeoffice".
Ein junger alter Hase in der Gemeindepolitik
Trotz seines jungen Alters ist der 43-jährige schon ein alter Hase in der Gemeindepolitik: 2003 holte ihn Vizebürgermeisterin Barbara Ortner zur SPÖ, von 2004 bis 2009 saß er in der Gemeindevertretung und war Ortsparteiobmann. Mit der Wahlschlappe 2009 (die SPÖ hatte nur noch zwei Mandate) verlor auch Stefan Lanner seinen Sitz im Ortsparlament der Lammertaler Gemeinde. 2014 trat dann ein neues SPÖ-Team um den späteren Vizebürgermeister Matthias Kraft an, 2019 zog dann auch Lanner wieder in die GV ein. Im Dezember 2022 übernahm er das Vizebürgermeisteramt, als Kraft aus Rußbach wegzog.
Dass die ÖVP nach wie vor die Mandatsmehrheit hat, bereitet ihm keine Sorgen: "Ich bin guter Dinge, dass die Zusammenarbeit auch weiterhin so gut funktionieren wird wie in der vergangenen Periode, ich habe ein gutes Verhältnis zu vielen in der ÖVP und auch zu den beiden neuen FPÖ-Mandataren."
Leistbarer Wohnraum, ein Supermarkt und erneuerbare Energie
Wichtig sei es vor allem in der kommenden Periode, leistbaren Wohnraum zu schaffen, erneuerbare Energien zu forcieren (z. B. mit Energiegemeinschaften und E-Ladestationen im Ortszentrum) sowie wieder einen Supermarkt in den Ort zu bekommen (der Adeg-Nahversorger sperrte im Herbst 2019 zu, momentan gibt es nur noch einen kleinen Dorfladen). Zudem müsse man sich um den Kirchenwirt und das Seestüberl bemühen, "das sind extrem wichtige Betriebe für das Dorfleben, die dürfen wir nicht verlieren".