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Gratis-Öffi-Ticket: Der Stadt Salzburg fehlt eine digitale Gästemeldung

Ab Mai zahlen Übernachtungsgäste im Bundesland Salzburg einen Mobilitätsbeitrag und können dann mit allen Öffis fahren. Die Ausstellung des Tickets ist einfach - nicht jedoch in der Landeshauptstadt.

Ab 1. Mai sind die Öffis für Touristen kostenlos, weil pro Nacht ein Mobilitätsbeitrag eingehoben wird.
Ab 1. Mai sind die Öffis für Touristen kostenlos, weil pro Nacht ein Mobilitätsbeitrag eingehoben wird.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Die Welt", der "Stern" oder die "Süddeutsche Zeitung": Journalisten der renommiertesten deutschen Medien gaben sich vergangene Woche in der Salzburgecke auf der weltgrößten Reisemesse ITB in Berlin die Klinke in die Hand. "Die meisten konnten kaum glauben, was sie hörten", sagt der für Tourismus und Verkehr zuständige LH-Stv. Stefan Schnöll (ÖVP). Die Botschaft an die Reisejournalisten - übermittelt gemeinsam mit Landestourismuschef Leo Bauernberger und dem Chef des Salzburger Verkehrsverbunds Johannes Gfrerer - lautete: "Urlaub vom Auto" mit einem Gratis-Öffi-Ticket für Übernachtungsgäste. Ab 1. Mai wird es in den Beherbergungsbetrieben ausgegeben und berechtigt zur Nutzung des Öffi-Angebots in ganz Salzburg.

"Wir sind in Österreich das erste Bundesland und in Europa die erste Region, die so ein Angebot macht", betont Schnöll. Finanziert wird das Projekt über einen gesetzlich vorgeschriebenen Mobilitätsbeitrag, der zusätzlich zur Nächtigungsabgabe eingehoben wird. Die Mittel sind für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zweckgebunden. In der ersten Phase zahlt jeder Gast bis 30. April 2027 pro Nacht 50 Cent. Das Ticket wird dem Gast in der Unterkunft digital oder ausgedruckt übergeben. Ein Pre-Check-in ist möglich.

Je näher der 1. Mai rückt, desto nervöser und ungehaltener werden die 500 Beherberger in der Stadt Salzburg, denn für die Erstellung des Tickets ist eine Verknüpfung zwischen der Hotelsoftware und dem elektronischen Gästemeldewesen der Gemeinde erforderlich. Ein digitales System fehlt jedoch ausgerechnet in der Landeshauptstadt, wo im Vorjahr 1,3 Millionen Nächtigungen gezählt wurden. Die Stadt gleicht hier einem gallischen Dorf, denn 110 der 119 Gemeinden sind längst digital unterwegs: Täglich werden die digitalen Meldezettel der Gäste anonymisiert an die Gemeinde übermittelt. Am Monatsende wird automatisch die Nächtigungsabgabe errechnet.

Hingegen übermitteln die Betriebe in der Stadt dem Magistrat monatlich das Formular für die Abgabenerklärung entsprechend der Anzahl der Nächtigungen. Für die Erstellung der Tourismusstatistik muss ein separates Formular übermittelt werden. Bei einem digitalen Gästemeldewesensystem könnte diese Statistik auf Knopfdruck generiert werden, da sämtliche Daten auf den digitalen Meldezetteln vorhanden sind.

"Weil das elektronische Gästemeldewesen fehlt, haben die Betriebe ab Mai die doppelte Arbeit", wettert Hotelier Georg Imlauer. Das Personal an der Rezeption muss die Daten des Gastes dann zwei Mal eingeben: ein Mal für die Registrierung der Gäste im Hotel und dann noch einmal für die Ausstellung des Tickets. Als Sonderlösung bietet der Salzburger Verkehrsverbund den Betrieben in der Stadt den Zugang zu einem Webportal an, in dem die Tickets über eine Eingabemaske generiert und per E-Mail an die Gäste verschickt werden können.

Es brauche eine einfachere, pragmatische Lösung, meint Imlauer und regt an, dass bis zu einer dauerhaften Lösung die Hotelreservierung oder Rechnung das Ticket ersetzen soll. "Es ist höchste Zeit, dass die Stadt endlich ein elektronisches System bereitstellt, das ist überall gang und gäbe." Hotelier Andreas Gfrerer gibt zu bedenken, dass in der Stadthotellerie die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 1,8 Tage beträgt und daher viel mehr Tickets auszustellen sind als in der Ferienhotellerie.

Die Forderung nach einem elektronischen Gästemeldewesen gebe es schon länger, sagt Martina Trummer, Sprecherin der Tourismus Salzburg Gesellschaft (TSG). Man habe gehofft, dass der Magistrat durch die Einführung des Guest Mobility Ticket einen Anlauf mache. "Das ist aber nicht passiert." Die TSG wurde vom Verkehrsverbund erstmals im Sommer 2022 über das Projekt informiert, im Auftrag des Ressorts wurden dann erste Gespräche mit den involvierten Magistratsabteilungen geführt. Die ehemalige TSG-Chefin Christine Schönhuber ist laut Trummer vergangenen Sommer in dieser Sache nochmals an die Stadt herangetreten, um auf die Dringlichkeit der Einführung eines digitalen Gästemeldewesens im Zuge des Guest-Mobility-Ticket-Projektes hinzuweisen.

Seit einem Jahr ist Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) für die Tourismusagenden zuständig. Er werde dieses Thema jetzt angehen, kündigt der Stadtchef an. "Die Digitalisierung steht als Ziel im Arbeitsprogramm." Hinter den Kulissen herrscht Uneinigkeit, denn Magistratsdirektor Maximilian Tischler hegt juristische Bedenken und verweist darauf, dass es keine gesetzliche Grundlage gebe, die zu einem digitalen Meldewesen verpflichtet. Am Freitag findet im Magistrat abteilungsübergreifend ein runder Tisch zum Thema statt.

Ein Blick ins Burgenland zeigt, wie es gehen kann: Seit Jänner 2022 nutzen dort die Gemeinden und alle Betriebe - verpflichtet über das Tourismusgesetz - ein einheitliches digitales System für Ortstaxenabrechnungen und Statistikmeldungen. Über das System wird auch die Burgenland Card ausgestellt, die Aktionen und Gratisleistungen enthält, auch die digitale Urlaubsbegleitung "Burgi" erreicht so den Gast. Durch tagesaktuelle Statistiken könnte der Gast beim Sightseeing auch "gelenkt" werden. Leicht war die Vereinheitlichung nicht. "Wir sind nicht mit offenen Armen empfangen worden", erklärt Ines Bayer von Burgenland Tourismus, "aber jetzt sind alle dankbar, weil es vieles vereinfacht."