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Harald Preuner ist eine politische Zäsur gelungen

Die SPÖ-Dominanz in der Stadt Salzburg ist Geschichte. Die ÖVP darf feiern, die SPÖ muss dennoch nicht trauern.

Sylvia Wörgetter

Der neue Bürgermeister der Stadt Salzburg heißt Harald Preuner. Der ÖVP-Kandidat hat nach einem wahren Auszählungskrimi knapp über Bernhard Auinger von der SPÖ gesiegt. Er hat damit die rote Dominanz in der Stadt Salzburg gebrochen. Nur eine einzige Periode lang hatte es seit 1945 nach Wahlen einen ÖVP-Bürgermeister gegeben - Josef Dechant. Der aber verdankte 1992 sein Amt nicht einem
Direktvotum der Wähler, sondern den Stimmen von vier roten Dissidenten im Gemeinderat. Preuner ist der erste direkt gewählte Bürgermeister, den die ÖVP in der Stadt Salzburg stellen kann. Damit ist dem 58-Jährigen eine politische Zäsur gelungen: Stadt und Land sind nun in schwarzer Hand.

Das kann ein Vorzeichen für die Landtagswahl im April nächsten Jahres sein. Landeshauptmann Wilfried Haslauer darf darauf vertrauen, dass das Klima zurzeit günstig ist für die ÖVP. Einerseits.

Andererseits hat SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger einen Wahlkampf hingelegt, wie ihn ihm vor einem halben Jahr nur wenige zugetraut haben. Der bisherige SPÖ-Klubobmann kämpfte nicht nur gegen bescheidene Bekanntheitswerte. Er musste auch verfrüht in den Ring steigen, nachdem Langzeitbürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) nach der nicht rechtskräftigen Verurteilung im Swap-Prozess zurückgetreten war. Ideale Voraussetzungen für eine Kandidatur sehen anders aus. Insofern ist Auingers Abschneiden respektabel. Die Enttäuschung bei den Sozialdemokraten hält sich denn auch in Grenzen.

Harald Preuner, der im Wahlkampf Konsenspolitik versprochen und damit gepunktet hat, regiert nun für 15 Monate. Bereits im Frühjahr 2019 wählt die Stadt Salzburg neuerlich Bürgermeister und Gemeinderat - dann zum regulären Wahltermin. Das ist Zeit genug, um einen Bürgermeisterbonus aufzubauen. Aber ist es auch Zeit genug, jene Probleme zumindest im Ansatz anzugehen, die den Menschen in der Stadt am meisten unter den Nägeln brennen?

Über das Verkehrsproblem wird seit Jahren diskutiert - ohne nennenswerte Verbesserungen für die staugeplagte Bevölkerung. Die zweite große Sorge gilt dem Wohnen: Das ist so teuer wie sonst kaum irgendwo in Österreich. Darum wird sich das neue Stadtoberhaupt kümmern müssen. Zwar war die Wahlbeteiligung gestern mit ca. 41 Prozent höher als befürchtet. Die große Mehrheit der Wahlberechtigten ist aber zu Hause geblieben. Deren Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen wird Aufgabe nicht nur Preuners sein, sondern aller Politiker in der Stadt.