FPÖ
Sebastian Schwaighofer ist Anfang der Woche vollgepackt mit Glücksgefühlen, als ihn die PN telefonisch erreichen. In einem Wechselbad aus "Euphorie und Demut" spricht der Salzburger Landesparteisekretär der FPÖ von einem "großartigen Tag für uns als Partei. Es ist unglaublich, wie viel Vertrauen wir geschenkt bekommen haben und wie sehr die Arbeit unseres Bundesparteiobmanns honoriert wurde."
Im Pinzgau liegt das Ergebnis der FPÖ mit 30,3 Prozent (plus 16,1 Prozentpunkte) über dem Bundesschnitt von 28,8 Prozent, im Wahlkreis 5c (Pinzgau, Pongau, Lungau) wurde ein Direktmandat erzielt. In acht Pinzgauer Gemeinden erhielten die Freiheitlichen vor der ÖVP die meisten Stimmen: Krimml, Mittersill, Stuhlfelden, Uttendorf, Niedernsill, Lend, Saalfelden und Unken. Schwaighofer wird mit seinen 24 Jahren dem nächsten Nationalrat angehören und damit der jüngste Abgeordnete dieser Periode sein - "das ist die größte Ehre meines bisherigen Lebens".
Der Schnapsbrenner und gelernte Koch aus Saalbach, der im Wahlkampf mit dem Bosnastandl unterwegs war, sieht nun einen "klaren Auftrag der Wählerinnen und Wähler, dass sich die FPÖ in der neuen Regierung wiederfinden sollte". Dass die ÖVP eine Zusammenarbeit mit Herbert Kickl - nicht aber mit der FPÖ im Gesamten - schon vorab ausschloss, will Schwaighofer nicht überbewerten. "Es war machtstrategisches Kalkül, das Problem von einer Person abhängig zu machen. Die Gremien werden jetzt besprechen, wie es weitergeht."
ÖVP
Die ÖVP rutschte im Pinzgau um 16,3 PP ab und landete bei 35 Prozent. Für Bezirksobmann Michael Obermoser ist es noch "ein respektables Ergebnis", doch die großen Verluste "schmerzen schon sehr. Wir sind im Pinzgau zwar auf Platz eins, aber Sieger sind wir nicht. Ich bin ein Pragmatiker und gratuliere auf Bundesebene dem Wahlsieger FPÖ sowie den Neos für ihre Zugewinne." In Salzburg sei die Volkspartei noch "mit einem blauen Auge davongekommen" - ebenso er selbst in seiner Heimatgemeinde Wald, wo die ÖVP auf 265 Stimmen kam, die FPÖ auf 260. Empfehlungen in Richtung Bundespartei will Obermoser nicht aussprechen. "Es wäre unfair, den Verhandlungen vorzugreifen, das müssen sie sich in Wien selbst ausmachen. Nur so viel: Ausgrenzung ist nie gut."
SPÖ
Die SPÖ macht keine Freudensprünge. "Wir sind natürlich nicht zufrieden, müssen das selbstkritisch analysieren. Was wir jetzt jedenfalls gar nicht brauchen, ist eine neuerliche Vorsitzdebatte", sagt Bezirkssprecherin Barbara Thöny. Die Bundes-SPÖ sei in jüngerer Vergangenheit lange genug mit sich selbst beschäftigt gewesen.
"Ich war mit der Pflegepetition und in Sachen Kinderarmutsbekämpfung so viel unterwegs und habe die Sorgen der Bevölkerung mitbekommen, viele fühlen sich von der Politik nicht ernst genommen. Auch Corona hat viel mit den Leuten gemacht und das Land gespalten. Das Thema ist von der Bundesregierung nicht aufgearbeitet worden", kritisiert Thöny. Aber letztlich sei es die FPÖ mit ihren Parolen gewesen, die am meisten Profit aus der Unzufriedenheit schlagen habe können. So fehlte Salzburgs SPÖ-Landeschef David Egger-Kranzinger am Wahlabend die "Fantasie" für eine SPÖ-Regierungsbeteiligung. Thöny will diese Hoffnung nicht so schnell aufgeben: "Das wäre mein Wunsch ans Christkind."
Neos
Neos-Landessprecherin Lisa Aldali aus Unken ist zufrieden, dass man die Enttäuschungen der vergangenen Wahlen ein Stück weit vergessen machen konnte. Die Reformkraft der Pinken habe zugeschlagen. Den SN schilderte sie am Wahltag: "Ich bin jetzt zwei Jahre lang gelaufen, gelaufen, gelaufen. Und wir sind zwei Mal so abgestraft worden. Und jetzt liegt das Salzburger Ergebnis genau im Bundesschnitt. Das ist für mich so eine Freude."
Grüne
Renate Holzer, Bezirkssprecherin der Grünen, hätte sich für ihre Partei viel mehr erhofft: "Die Enttäuschung ist schon sehr groß, weil ich überzeugt bin, dass unsere Regierungsmannschaft eine gute Arbeit leistete." Letztlich habe das von den Grünen forcierte Klimathema wohl zu wenig Durchschlagskraft gehabt. "Es wird so unbequem wahrgenommen, obwohl der Klimawandel unsere größte Herausforderung bleibt. Man erhofft sich von anderen Parteien offenbar einfachere Lösungen."