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Tausende Schrauben sind zu tauschen: Sanierung des Paracelsusbades wird kompliziert

Nach der Präsentation des Gutachtens zum Paracelsusbad bleiben viele Fragen offen. Allen voran, wann das Bad wieder aufsperren könnte.

Eines ist fix: Es wird noch Monate, vielleicht sogar ein Jahr dauern, ehe der Badebereich im Paracelsusbad wieder öffnen kann. Auf einen möglichen Termin wollten sich weder Bürgerlisten-Stadträtin Anna Schiester noch Tobias Fusban, der Geschäftsführer der stadteigenen Immobiliengesellschaft SIG festlegen. Zu viele Unsicherheitsfaktoren sind im Spiel. Mit ein Grund dafür ist, dass die 7200 Augenschrauben, die in neuer Legierung benötigt werden, eine Liefer- bzw. Produktionszeit von rund fünf Monaten haben. Daneben müssen aber auch alle anderen Befestigungsteile wie Stahlseile oder Muttern ersetzt werden. Dazu muss die gesamte Deckenkonstruktion der in Wellen verlaufenden 4000 Keramikpaneele ab- und wieder neu montiert werden. Alleine die Montage während der Bauphase des Bades hatte vier Monate in Anspruch genommen.

Corpus Delicti: So sehen die Augenschrauben aus, die das Dilemma im Paracelsusbad verursacht haben.
Corpus Delicti: So sehen die Augenschrauben aus, die das Dilemma im Paracelsusbad verursacht haben.

Aber: Es könnte auch zu einer Interimslösung kommen - wohl um die lange Wartezeit auf die neuen Schrauben zu nützen und zumindest Schulen oder Vereinen die Benützung des Bades zu ermöglichen. Diese Variante wurde - neben einer dauerhaften Lösung - von jener externen Firma vorgeschlagen, die mit der Errichtung der Deckenkonstruktion beauftragt war. Demnach könnte man vorerst einen Teil der Decke, zum Beispiel den Bereich über dem Sportbecken, neu verschrauben. Das würde 3600 Lamellen und rund 5000 Augenschrauben betreffen.

Für Gesamtlösung müsste das Bad neuerlich gesperrt werden

Dafür würde man noch einmal auf Schrauben in der nicht geeigneten Legierung zurückgreifen - einfach weil sie vorrätig sind und weil sie sich zwar nicht als Dauer-, aber als Zwischenlösung anbieten würden. Nach einer Vorlaufzeit von zwei Wochen würden die Montagearbeiten der ausführenden Firma zufolge etwa zehn bis zwölf Wochen in Anspruch nehmen. Noch nicht eingerechnet sind da die für das Genehmigungsverfahren und die Abstimmung mit der Baubehörde nötige Zeit. Für die immer noch notwendige dauerhafte Gesamtlösung müsste das Bad neuerlich gesperrt werden.

Ob die Interimslösung infrage kommt, wird - neben bautechnischen Fragen - auch davon abhängen, ob eine vorübergehende Teilöffnung des Bades wirtschaftlich sinnvoll ist. Das wäre aus Sicht der betroffenen Baufirma dann der Fall, wenn die Interimslösung weniger kostet, als der Einnahmenentgang des sonst geschlossenen Bades ausmachen würde.

Monatliche Ausstände von 60.000 Euro

Fakt ist, dass das seit 25. Juli komplett gesperrte Bad monatliche Ausstände von 60.000 Euro bei der Betreiberin Tourismus Salzburg Gesellschaft (TSG) verursacht. Geld, das sich die TSG von der betroffenen Baufirma im Zuge eines Regresses zurückholen will, wie TSG-Geschäftsführerin Christine Schönhuber betonte. "Wir hatten im Bad etwa 10.000 Besucher pro Monat", schildert sie. Weil das Bad geschlossen sei, kämen auch weniger Gäste in die Sauna. Pro Monat seien es rund 1100 Saunagäste, die fehlen würden. Die von der Badsperre betroffenen sechs Mitarbeiter habe man in anderen Bereichen beschäftigt.

Baustadträtin Anna Schiester will den dauerhaften und den temporären Lösungsvorschlag der Baufirma bis Jahresende prüfen und mit jenem Sachverständigen abstimmen, der das Gutachten (Kosten: 14.000 Euro) zum Paracelsusbad erstellt hatte. Darin komme der Gutachter zum Schluss, dass weder das Bau- und Projektmanagement noch der laufende Badebetrieb für die Schäden an der Decke verantwortlich seien, sondern die Verwendung minderwertigen Materials. Die Verantwortung dafür liege bei der beauftragten externen Firma. Für die Stadt als Bauherrin stehe fest, dass es sich dabei um einen Gewährleistungsfall handle, erklärt SIG-Geschäftsführer Tobias Fusban.

Geschäftsführer: Noch nicht geklärt, wo das Verschulden genau liegt

Das bestätigte auch der Geschäftsführer der betroffenen Baufirma auf Anfrage der "Salzburger Nachrichten". Man sei selbst extrem daran interessiert, das Problem dauerhaft zu lösen. Sein Betrieb sei angetreten, um eine einzigartige Deckenkonstruktion zu realisieren, und dazu stehe er auch. An der baulichen Ausführung sei eine Kette an Unternehmen beteiligt gewesen. Wo das Verschulden genau liege, sei noch nicht geklärt, "aber wir sind für so einen Fall versichert", betonte der Geschäftsführer.

Paracelsusbad und Kurhaus wurden um 58 Millionen Euro neu errichtet. Der Kurbereich startete im Juli 2019, das Bad wurde am 12. Oktober desselben Jahres eröffnet. Am 19. Mai des heurigen Jahres war im Bereich des Familienbeckens eine Augenschraube gebrochen. Im Juli wurde der Familienbereich, Mitte August der gesamte Schwimmbereich gesperrt.

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