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Park-and-Ride in Salzburg gefloppt? Noch kein einziges Parkticket für Pendler beim Messezentrum verkauft

Das Messeshuttle kostet Stadt, Land und Verkehrsverbund eine Million Euro im ersten Jahr. Für 190 Euro können Pendler dort parken - brauchen aber ein Busticket. Der Start verlief holprig. Mehr Werbung soll es nun richten.

Der Ansturm auf das Messeshuttle in Salzburg ist überschaubar. An einem späten Freitagnachmittag zur Festspiel- und Urlaubszeit stiegen innerhalb von 45 Minuten lediglich eine Hand voll Menschen aus. Der Parkplatz war nur mäßig belegt.
Der Ansturm auf das Messeshuttle in Salzburg ist überschaubar. An einem späten Freitagnachmittag zur Festspiel- und Urlaubszeit stiegen innerhalb von 45 Minuten lediglich eine Hand voll Menschen aus. Der Parkplatz war nur mäßig belegt.
Nicht selten fährt die Linie 18 ohne Fahrgäste beim Messezentrum in Richtung Salzburger Innenstadt los.
Nicht selten fährt die Linie 18 ohne Fahrgäste beim Messezentrum in Richtung Salzburger Innenstadt los.

An einem verregneten Wochentag Ende Juli - Festspielzeit und Ferienzeit - ist Stauchaos in der Stadt Salzburg quasi programmiert. Bei einem Lokalaugenschein an einem Donnerstag zwischen 8 und 9 Uhr in der Früh sind beim Park and Ride beim Messezentrum kaum Parkplätze der insgesamt 3000 Stellplätze belegt. Innerhalb von 45 Minuten fahren sieben Busse ab - vier Obusse und drei Albusse. Keine einzige Person ist in dieser Zeit an der Haltestelle Messezentrum eingestiegen. Alle sieben Busse fuhren somit leer in Richtung Innenstadt. Nach Angaben der Buschauffeure war dies keine Ausnahme. "Hier steigen kaum Leute ein, außer, wenn große Veranstaltungen sind", so der Tenor.

Nach Angaben des SVV ist noch kein einziges Ticket verkauft worden

Szenenwechsel nur wenige Stunden später zur Mittagszeit: Pkw stehen Schlange vor der Einfahrt zur Altstadtgarage, alle etwa 1300 Parkplätze sind belegt, ebenso beim Rotkreuz-Parkplatz, bei der Parkgarage beim Krankenhaus Barmherzige Brüder, und in Nonntal finden sich keine freien Stellplätze mehr. Auch wenn das große Verkehrschaos heuer im Sommer bisher ausgeblieben ist - in der Salzburger Innenstadt herrscht zähes Durchkommen auf den Straßen, vor allem um das Neutor. Mittendrin: ein Bus der Linie 18, unbesetzt.

Seit 1. Juli verkehrt die Linie 18 als Messeshuttle ganzjährig im 15-Minuten-Takt zwischen Messezentrum und Ferdinand-Hanusch-Platz. Die Fahrt soll 13 Minuten dauern, mit nur einem Zwischenstopp bei der S-Bahn-Station Altstadt-Mülln. Das Angebot soll vor allem auch Pendler aus dem Umland bedienen, wie Stadt und Land Salzburg sowie der Salzburger Verkehrsverbund (SVV) im Mai bei einer Pressekonferenz ankündigten. So können Pendler seit Juli um 190 Euro im Jahr beim Messezentrum parken - das Busshuttle ist allerdings nicht inkludiert. Das Angebot gilt nur mit Klimaticket oder Monatskarte und nicht für Personen aus der Stadt Salzburg. Außerdem gilt es nicht an 30 bis 40 Tagen im Jahr, wenn große Messen stattfinden. Das Angebot ist auf 500 Pendlerparktickets beschränkt. Nach dem ersten Monat zeigt sich jedoch: Nach Angaben des SVV ist noch kein einziges Ticket verkauft worden.

"Es könnte mehr sein, aber wir sind zufrieden mit dem Start"

Doch wie wird das Messeshuttle tatsächlich angenommen? An den ersten 19 Tagen fuhren insgesamt 4966 Personen mit der Linie 18. Im Schnitt sind es am Tag zwischen 200 und 500 Personen, an Wochenenden weniger. Albus-Geschäftsführer Hermann Häckl sagt: "Es könnte mehr sein, aber wir sind zufrieden mit dem Start, dadurch sind zumindest eine Menge weniger Autos in der Stadt unterwegs gewesen." Für ihn brauche es mehr Werbung, etwa mit Postwurf in den Umlandgemeinden. Er schlägt zudem vor, an der Autobahn mittels Personal zwangsweise Pkw zur Messe abzuleiten. Aber vorerst brauche es Geduld, meint Häckl. "Es dauert, bis neue Öffi-Angebote angenommen werden."

Das Messeshuttle wird von Stadt, Land und SVV finanziert. Die Kosten belaufen sich auf etwa eine Million Euro für das erste Jahr. Dabei machen der Bus und dessen Betrieb 700.000 Euro aus, das Parken 300.000 Euro.

Kritik an den Kosten im Vergleich zum Nutzen kam im Vorfeld bereits von den Neos. "Für uns bleibt die Linie 18 ein Millionengrab an Steuergeld - eine absurde Maßnahme", sagt Gemeinderat Lukas Rupsch.

Auinger: "Es ist ein Pilotversuch auf ein Jahr"

Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) betont, dass das Park-and-Ride-Angebot für Pendlerinnen und Pendler beim Messezentrum eine Aktion von Stadt, Land und Verkehrsverbund sei. "Es ist ein Pilotversuch auf ein Jahr. Wir hoffen, dass er angenommen wird." Ab Mitte, Ende August soll das Pendlerticket verstärkt beworben werden. Noch sei es für ihn aber zu früh, ein endgültiges Urteil abzugeben. Ob die Aktion Zukunft hat, wird sich weisen: "Ende der Sommerferien werden wir verstärkt in die Bewerbung gehen. Wir evaluieren nach einem Jahr. Dann sehen wir weiter."

Auch Landeshauptfrau-Stellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP) kündigt eine Evaluierung an. "Nach dem Ende der Ferienzeit wird man sehen, wie das Angebot angenommen wird." Die Messe sei mit den Buslinien 1, 8, 11 und 18 gut angebunden, die direkte und schnelle Verbindung in die Innenstadt sei sehr attraktiv, meint Schnöll. Aber er räumt ein: "Bei der Bewerbung des Angebots gibt es sicher noch Verbesserungspotenzial."

Interesse unter Vorbehalt: "Wenn der Bus pünktlich fährt"

Tatsächlich zeigt eine SN-Umfrage bei Pendlerinnen und Pendlern aus dem Flachgau, dass das Angebot entweder nicht bekannt ist - oder als wenig attraktiv wahrgenommen wird. "Sitzt man erst einmal im Auto, will man nicht mehr umsteigen", heißt es da von Salzburgerinnen und Salzburgern. Auch Parken um 190 Euro - zusätzlich zum Klimaticket Salzburg um mittlerweile 393 Euro pro Jahr - bremse das Interesse für viele ein, vor allem, wenn an Tagen großer Messen das Parken dann nicht möglich sei. Andere zeigen Interesse unter Vorbehalt: "Wenn der Bus pünktlich fährt."

Für Tagesgäste gibt es zudem das Kombiticket um 5 Euro für Parkplatz und Öffis für einen Tag. Während der Festspielzeit werde das Ticket verstärkt in den Tourismusbetrieben beworben, heißt es von der Stadt. Zwischen 1. und 24. Juli wurden ähnlich wie im Vorjahr 1913 Stück verkauft.