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Viele Familien rechnen neue Wohnbauförderung durch

Die neue Wohnbauförderung tritt zwar erst am 1. April in Kraft. Doch schon jetzt kalkulieren Tausende Salzburger durch, was sie sich erwarten können.

Viele Familien rechnen neue Wohnbauförderung durch
Viele Familien rechnen neue Wohnbauförderung durch
Viele Familien rechnen neue Wohnbauförderung durch
Viele Familien rechnen neue Wohnbauförderung durch

Familie R. aus Grödig beobachtet derzeit genau, was die Landesregierung bei der Reform der neuen Wohnbauförderung (WBF) plant. Denn der Kauf einer Wohnung steht an: "Wir suchen ein Reihenhaus mit kleinem Garten sowie ausbaufähigem Dachboden", erzählt der 37-jährige Familienvater.

Bis dato hatte Herr R. keinen Förderanspruch: "Wir sind eine Patchworkfamilie. Und ich lebe erst seit drei Jahren mit meiner Freundin und ihren beiden Kindern zusammen", sagt der Angestellte. Ein geeignetes Objekt hat die Familie im Auge: Ein neues Reihenhaus in Nußdorf um 300.000 Euro inklusive den sieben Prozent Kaufnebenkosten. "Da kommen aber noch 25.000 Euro für Sonderwünsche und eine neue Küche dazu."

Weil die Lebensgefährten 60.000 Euro Eigenkapital haben, setzen sie voll auf die neue Förderung: "Uns ist mit einem Direktzuschuss mehr geholfen als mit einem geförderten Kredit, wie es ihn bisher gab", sagen sie. Und derzeit zahle man bei den Banken sogar weniger Zinsen als beim Land, argumentiert Herr R.

Laut Auskunft des Wohnbaureferats beim Land könnte die Familie samt diverser Zuschläge mit rund 50.000 Euro rechnen.

Für den Rest der Kosten, also rund 215.000 Euro, braucht die Familie einen Kredit. Aber obwohl der Familienvater Vollzeit und seine 39-jährige Lebensgefährtin 20 Stunden pro Woche arbeitet, wollen und können sie sich keine allzu hohen Rückzahlungsraten leisten: "Möglich wären 900 Euro im Monat - weil ja auch noch die Betriebskosten dazukommen."

Herr R. weiß auch, dass er beim bisherigen Modell in diesem Punkt durchaus Vorteile gehabt hätte: Denn die Rückzahlung für das gewährte Landesdarlehen ist flexibel - und beträgt maximal ein Viertel des Haushaltseinkommens. Wenn also jemand arbeitslos oder schwanger wird, sinkt die Rückzahlung.

Bei den Einkommensgrenzen für die Förderung hat das Grödiger Paar kein Problem: Als vierköpfige Familie dürften sie sogar bis zu 5520 Euro netto pro Monat verdienen. Hier stellt Herr R. aber die soziale Treffsicherheit infrage: "Wenn man so viel verdient, braucht man aus meiner Sicht keine Förderung mehr."

Bei Familie G. aus Seekirchen ist die Reform der Wohnbauförderung aus einem anderen Grund ein Thema: Das Ehepaar, das vor Kurzem sein erstes Kind bekommen hat, denkt über eine vorzeitige Rückzahlung seiner Landesförderung nach. Die Familie hat ihre Maisonettewohnung 2009 um 270.000 Euro inklusive Nebenkosten gekauft. Einen kleinen Teil hat die Bank finanziert, die restlichen 173.700 Euro wurden mit einem Darlehen des Landes (Zinssatz zwei Prozent) abgedeckt. "Weil wir viel zurückgezahlt haben, sind nur mehr 101.000 Euro offen", sagt Frau G.

Ob die Familie tatsächlich auf ein Bankdarlehen umschuldet, macht die Jungmutter "von den Konditionen des Landes abhängig", wie sie sagt: "Denn mit einem Bankkredit werden wir derzeit günstiger davonkommen, weil das Zinsniveau so niedrig ist." Außerdem haben die Eheleute bis zur Geburt des Kindes neben der WBF-Rückzahlung noch etwas ansparen können. "Das Landesdarlehen gibt uns aber Sicherheit, weil ich jetzt in Karenz bin und nur das Kindergeld bekomme", sagt Frau G.

Wie das Land die WBF-Rückzahlungen ab April handhaben wird, ist noch nicht ganz fix: Denn derzeit gibt es dazu erst einen internen Entwurf. "Geplant ist aber, dass Altdarlehen zum Barwert zurückgezahlt werden können", sagt Wohnbau-Landesrat Hans Mayr (TS). Große Rabatte werde es aber keine geben.

Die Seekirchner Familie G. ist froh, bereits 2009 ihre Eigenheim-Entscheidung getroffen zu haben: "Uns war das alte Fördermodell lieber. Denn die Preise sind stark gestiegen. Mit einem Durchschnittseinkommen wird es künftig schwierig, eine Wohnung wie die unsere zu kaufen. Der Einmalbetrag ist da für manche wohl zu wenig", sagt Frau G.

Durch das neue Wohnbauförderungsmodell gibt es aber auch Bürger, die künftig eine Förderung bekommen werden, bisher aber keinen Anspruch darauf hatten - etwa, weil sie zu viel verdient haben oder das Eigenheim zu teuer für eine Förderung war. Hier wurden die Maximalsätze pro Quadratmeter angehoben.

Eine Bürgerin, die davon profitiert, ist Frau H. aus der Stadt Salzburg. Denn die 28-jährige Angestellte verdient, wenn man ihr Jahreseinkommen inklusive Urlaubs- und Weihnachtgeld durch zwölf dividiert, knapp unter 3000 Euro netto im Monat. Sie sucht eine Zweizimmerwohnung mit 60 m22 in der Stadt mit Tiefgaragenplatz. "Inklusive Einrichtung und Nebenkosten ist man da derzeit bei 250.000 Euro." Die Möglichkeit, künftig eine Förderung zu bekommen, spielt für sie "eine Riesenrolle".

Laut den Plänen der Regierung kann Frau H. ab April mit 34.500 Euro an Landesgeld rechnen. "Wenn das so ist, fange ich ernsthaft an zu rechnen." Denn derzeit zahlt H. Miete und Betriebskosten von knapp 1000 Euro im Monat. Ihr Eigenkapital beträgt 35.000 Euro. Dennoch ist Frau H. vom neuen Modell nicht restlos überzeugt. In ihrem Fall wären 180.000 Euro von einer Bank nötig. "Wenn man allein ist, kann so ein Kredit zum Risiko werden. Mich schreckt das lebenslange Zurückzahlen. Jobgarantie gibt es heutzutage keine. Und wer sagt, dass ich in 15 Jahren noch dasselbe verdiene wie heute?"