SN.AT / Salzburg / Politik

Wo Verkehrsexperte Sebastian Krackowizer die Lücken im Busnetz sieht

Der 4er, der 8er, der 10er - alles neu macht der neue Nahverkehrsplan. Sebastian Krackowizer als Salzburger Verkehrsexperte lässt kein gutes Haar daran, zeigt aber auch alternative Lösungen auf.

Selfie vorm Bus: Sebastian Krackowizer sieht mit dem neuen Nahverkehrsplan viele Probleme auf die Stadt zurollen. t
Selfie vorm Bus: Sebastian Krackowizer sieht mit dem neuen Nahverkehrsplan viele Probleme auf die Stadt zurollen. t

Durch die Ausgliederung des öffentlichen Verkehrs in die Salzburg Linien Verkehrsbetriebe GmbH (SLV) GmbH ergibt sich erstmals seit 20 Jahren die Möglichkeit, dass Stadt und Land die Planung der Öffis übernehmen.

Die Verkehrsreferenten von Land und Stadt, Stefan Schnöll und Barbara Unterkofler (beide ÖVP), haben deshalb kürzlich den neuen Nahverkehrsplan 2027 präsentiert (siehe Artikel Seite 7).

Kritik kommt nicht nur vom politischen Mitbewerber, sondern auch vom "unabhängigen" Öffi-Kenner Sebastian Krackowizer. Die Schwachstellen im Detail:

Lehen


Als die Neue Mitte Lehen und die Stadtbibliothek öffneten, versprach die Politik eine direkte Obusanbindung ans Zentrum. Damit dürfte es bald vorbei sein. Der neue Nahverkehrsplan sieht keine solche mehr vor. Die seit April in Betrieb befindliche Diesel-Linie 11 führt über Lehen, Riedenburg, Lepi in die Josefiau. Der 8er, der noch ins Zentrum fährt, verstärkt künftig die Linie 4 aus Maxglan über Riedenburg und Hauptbahnhof alle 15 Minuten. Bedeutet zusammengefasst: Zu viele Busse in Maxglan, zu wenige in Lehen, sagt Krackowizer, der eigenen Angaben nach im letzten Moment verhindert hat, dass die Linie 8 gänzlich gestrichen wurde: "Dann hätte es vom Hanuschplatz zum Hauptbahnhof überhaupt keine Verbindung mehr gegeben und die Fahrgäste hätten über den Feingoldsteg zur Theatergasse marschieren sollen."

Mülln & Zentrum

Hier sieht Sebastian Krackowizer ein Problem in einer weiteren Verdichtung. 60 Busse würden nach den neuen Plänen stündlich zum Hanuschplatz fahren, davon allein 34 über den Müllner Hügel mit den Engstellen und dem Klausentor, "über 30 Prozent mehr als heute", sagt er. Auf der Staatsbrücke kämen bis zu 100 Busse in 60 Minuten ins Zentrum und am Rathaus würde mit rund 70 Bussen das Chaos ausbrechen. Krackowizers Tenor: Das ist viel zu viel.

Liefering


Mehr Tangentialverbindungen, weniger Sternform als bisher: Von der Messe gibt es keinen Bus mehr zum Hanuschplatz - eine Verschlechterung, wie Krackowizer findet. Denn ein Fahrgast braucht für die Strecke dann im neuen 5er (jetziger 1er) 26 Minuten, heute sind es 20 Minuten mit dem 8er. "Direkt über den Müllner Hügel wären es sogar nur 16 Minuten, wenn man die Linien vernünftig ändern würde."

Dieser Punkt regt auch Gemeinderat Harald Kratzer (parteifrei) auf. "Es gibt dann ja keine direkte Verbindung mehr vom Messezentrum in die Altstadt. Hat jemand an die Touristen gedacht?" Möglich, dass es irgendwann eine Messebahn geben werde, räumt er ein: "Aber das ist Zukunftsmusik." Den Messe-Shuttle wird es freilich auch weiterhin geben, aber wie bisher eben nur in den Sommermonaten.

Europark


Ein relativ kleiner Einschnitt beträfe die Korrektur der Endhaltestellen Europark und Kleßheim. Krackowizer sagt, der 9er solle künftig nach Kleßheim weiterfahren und jeder 1er dafür bereits beim Europark umdrehen. "Das schafft mehr Klarheit und doppelt so viele Fahrten nach Kleßheim wie bisher", kommentiert der Verkehrsexperte.

Schallmoos & Co.

Bei der Stadtpolitik als Sorgenkind bekannt, ist nun für die Zukunft abermals keine Lösung für Aigen/Parsch und Schallmoos angedacht. "Auch von Aigen die wenigen Kilometer nach Obergnigl zu kommen, ist extrem umständlich", bilanziert Krackowizer. SPÖ und Bürgerliste bemühen sich derzeit um einen Quartiersbus für die Rennbahnsiedlung - um die Bewohner dort überhaupt öffentlich anzubinden. Krackowizer hätte die Idee, künftig die Linie 4 zur Lankessiedlung zu führen und die 10 nach Mayrwies. Damit hätten die Einpendler mehrere Umstiegsmöglichkeiten, es käme zu einer Entzerrung des Verkehrs.

Zur Person Sebastian Krackowizer

Sebastian Krackowizer ist ein im angrenzenden Bayern lebender Salzburger und beschäftigt sich eigenen Angaben zufolge seit 33 Jahren mit der Materie. Schon als Schüler schrieb er ein Linienkonzept für den Öffi-Verkehr. Seine Diplomarbeit kreiste um den Münchner Öffi-Verkehr. Krackowizer gilt mittlerweile als Kenner des Salzburger Busnetzes und wird von der Stadtpolitik bei Entscheidungen beigezogen.



STADT SALZBURG-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.