Den Triumph genießen, tief durchatmen und in Ruhe Pläne für die neue Aufgabe schmieden. Fehlanzeige. Seit Tanja Kreer vergangenen Sonntag zur neuen Bürgermeisterin von Straßwalchen gewählt wurde, ist Muße kein Bestandteil mehr im Leben der 38-jährigen Gemeindepolitikerin. "Ich bin zwar noch nicht Bürgermeisterin, aber trotzdem täglich im Gemeindeamt." Es gebe viel zu besprechen. Elementare Dinge wie das Tagesgeschäft einer Bürgermeisterin. Dafür hat Noch-Bürgermeister Fritz Kreil (ÖVP) eine To-do-Liste für Kreer erstellt. Und viel Organisatorisches: Die Beine des Schreibtischs müssen gekürzt werden, eine neue Tischplatte muss her und wohl auch ein neuer Bürosessel. "Mein Vorgänger ist so groß, in seinem würde ich verschwinden." Zudem habe sie bereits E-Mails und Anrufe von Vereinen, Firmen und Privatmenschen bekommen. "Da geht es um Flächenwidmungen, um einen Beitrag für die Festschrift, um Gespräche." Von den Bürgern werde sie bereits mit Frau Bürgermeister angesprochen. Sie spüre eine große Erwartungshaltung, die ihr durchaus Druck mache. Ihre perfektionistische Ader mache es ihr da nicht leichter. "Ich versuche, alles in mich aufzusaugen, damit ich den Start in das Amt gut hinkriege." Wohl eine eher typisch weibliche Eigenheit, wie sie vermutet. Männer würden die Aufgabe vielleicht mit mehr Laisser-faire angehen.
Am 4. April wird sie als erste Bürgermeisterin in Straßwalchen angelobt. Kreer, die während des Wahlkampfs immer ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg betont hat, wird sich dann als rote Ortschefin einer mehrheitlich schwarzen Gemeindevertretung gegenübersehen. Da sind harte Verhandlungen bzw. Machtspiele programmiert. "Das wird nicht einfach. Aber aus meiner Zeit als Gemeinderätin kenne ich die Mandatare und setzte auf Einzelgespräche. Da kann ich punkten."
Ihre Teilzeitbeschäftigung als parlamentarische Mitarbeiterin der Salzburger Nationalratsabgeordneten Cornelia Ecker gibt sie auf. "Ich sehe das Bürgermeisteramt als Fulltime-Job. Ich hab ja auch Familie, mehr geht nicht."
Im Moment vielleicht. Geht es nach Walter Steidl, SPÖ-Landesparteivorsitzender, dann könnte das Bürgermeisteramt für Kreer nur Zwischenstation sein. Im SN-Interview hat er sie in höchsten Tönen gelobt. "Das ist nett", sagt Kreer. In ihrem Kopf gebe es derzeit aber nur Straßwalchen. Sie habe keine politische Karriere auf Landesebene im Hinterkopf, auch wenn es bereits die Chance auf einen aussichtsreichen Platz auf Landeslisten gegeben habe. "Das ist mir nicht wichtig. Mir sind Machtgedanken fremd."
Ihre beiden Kinder Selina (3) und Nico (8) hätten auf den Erfolg ihrer Mutter unterschiedlich reagiert. "Selina wurde der Jubel nach der Wahl zu viel. Sie ist mit meiner Schwester raus und hat sich am nächsten Tag geärgert, weil sie auf keinem Foto zu sehen war." Dafür nenne sie ihre Mutter jetzt Mama Bürgermeister. "Ich hoffe, das lässt sie bald wieder bleiben." Nico sei stolz auf sie. Schon während des Wahlkampfs sei die Kandidatur Thema bei ihm und seinen Klassenkollegen gewesen. "Er konnte etwa gar nicht verstehen, dass es Menschen im Ort gibt, die mich nicht wählen." Dass das völlig in Ordnung sei, habe sie ihm inzwischen vermitteln können.
Erste Anschaffung als designierte Bürgermeisterin: ein Auto. "Zehn Jahre hatte ich keines. Jetzt muss es sein."