Wer aus Öl und Gas aussteigt, erhält in Salzburg Zehntausende Euro an Förderung
Milliarden des Bundes und Millionen des Landes sollen die Energiewende in Salzburg beschleunigen und Tausende Öl- und Gasheizungen verbannen.

Bis 2040 soll in Salzburg vor allem eines erreicht werden: Raumwärme, die zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie kommt. Dieses Etappenziel bei der ökologischen Transformation des Bundeslands sieht die Klima- und Energiestrategie 2050 des Landes vor. Übersetzt bedeutet das, dass bis dahin in Salzburg kein Öl- beziehungsweise Gaskessel, die mit fossilen Brennstoffen befeuert werden, stehen soll. Auch die Fernwärme muss innerhalb von 16 Jahren dekarbonisiert, also CO₂-arm, werden.
28,5 Millionen Euro an Heizölimporten ins Bundesland sollen dadurch jährlich vermieden werden - 184.000 Tonnen CO₂- Äquivalente an Einsparung würde der Ölkesseltausch erbringen.
Es ist ein ambitioniertes Ziel - das nun jedoch eine öffentliche Beschleunigung erfährt. Bund und Land machen nämlich Milliarden an Fördermittel für den Heizungstausch locker - oder wie es der Leiter der Abteilung Energiewirtschaft des Landes, Gerhard Löffler, bezeichnet: "Es gab noch nie so hohe Förderungen."
Wer sich jetzt entscheidet, seine Öl- und Gasheizung gegen eine nachhaltige Heizform zu tauschen, erhält bis zu 75 Prozent der Kosten zurück.
Bis zu 100 Prozent der Kosten für die Errichtung
Einkommensschwache Haushalte, also jene mit einem Monatseinkommen von rund 1900 Euro netto (bezogen auf einen Einpersonenhaushalt), erhalten bis zu 100 Prozent der Kosten für die Errichtung einer nachhaltigen Heizform wie einer Pelletszentralheizung, Hackgutheizung oder Wärmepumpe. Gefördert wird aber nicht nur der Kessel beziehungsweise die Wärmepumpe oder der Fernwärmeanschluss, wie das Klimaschutzministerium mitteilt: "Förderfähig sind auch Kosten etwa für Planung, Speicher, Boiler oder Elektroinstallation."
4,7 Milliarden Euro stellt der Bund bis 2027 zur Verfügung. Rund 10 Millionen Euro hat das Land für heuer budgetiert. Konkret bedeutet das, dass Salzburgerinnen und Salzburger seit Jahresbeginn um 114 Prozent mehr Förderung erhalten, wenn diese eine Pelletsheizung einbauen. Bis zu 22.500 Euro an Förderungen sind dafür dann möglich. Mit durchschnittlich 20.000 Euro wird der Einbau einer Luftwärmepumpe gefördert. Am höchsten wird der Einbau von Wasser- oder Sole-Wasser-Wärmepumpen gefördert. "Zuerst muss der Förderantrag beim Bund eingereicht werden - dann muss ein zweiter Antrag beim Land erfolgen", sagt Löffler. Für den Bund wickelt die Förderanträge die Kommunalkredit Public Consulting GmbH ab.
80.000 Öl- und Gasheizungen müssen ausgetauscht werden
Führt der Förderregen zur Beschleunigung der Energiewende? "Wir rechnen mit ungefähr 80.000 Öl- und Gasheizungen im Land Salzburg, die insgesamt ausgetauscht werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen", sagt Löffler. Rund 60.000 entfallen auf Privathaushalte - auf die sich die neuen Fördermilliarden beziehen. Eine Schätzung, wie sich der Förderregen hierzulande auf die Tauschrate auswirken wird, möchte der höchste Energieexperte des Landes noch nicht abgeben: "Wir wissen noch nicht, wie schnell das gehen wird." Auf Landesebene verboten ist übrigens die Errichtung von Gas- und Ölkesseln im Neubaubereich. Auch ein Ölkesseltauschverbot ist in Kraft. "Wir setzen auf das Tauschverbot, um die Fossilen zu ersetzen", sagt Energielandesrat Josef Schwaiger (ÖVP). Nur für Härtefälle gebe es Ausnahmen.
Im Ministerium rechnet man österreichweit mit 50.000 Heizungstäuschen pro Jahr. Rund 31.600 Förderanträge wurden im Vorjahr österreichweit eingebracht. "Das Ziel der Förderungen ist natürlich die Beschleunigung der Wende", sagt Löffler.
Mit einem wahrhaftigen Boom rechnet der Verbandspräsident von Wärmepumpe Austria, Richard Freimüller: "Ich bin froh, wenn im nächsten Jahr noch ein Fördergeld übrig ist." In seiner Äußerung schwingt auch Kritik mit: "Ich habe mir eine langfristige Förderstrategie und Mittel bis 2040 gewünscht, damit Planungssicherheit herrscht." Schließlich stehe man vor einer Nationalratswahl und niemand wisse, ob eine neue Regierung den nachhaltigen Kurs fortsetze. "Ich kann daher nur jedem raten, jetzt zu wechseln", sagt der Verbandspräsident.
Aber gibt es überhaupt ausreichend Wärmepumpen und Pelletskessel und vor allem die dazugehörigen Montageteams? "Auch bei den Wärmepumpenverkäufen kam es zu einem Umsatzeinbruch im dritten und vierten Quartal 2023", sagt Freimüller. Rund 70 Prozent weniger seien verkauft worden - nun seien zu viele auf Lager. Ein ähnliches Bild und teils gut gefüllte Lager spiegelt die Pelletsbranche.
Fachkräftemangel sei ein Problem
Diese Aussage kann Thomas Zimmel, Miteigentümer und Prokurist der LGS Installationen-Gesellschaft aus Salzburg, bestätigen: "Der Markt hat sich wieder eingependelt." Wärmepumpen gebe es wieder und auch die Lieferkettensituation habe sich deutlich entspannt. Vorhanden sei der Fachkräftemangel.
Erstickt der Unternehmer in Aufträgen aufgrund der Förderungen? "Dass wir im Moment Heizungen ohne Ende tauschen könnten, ist nicht der Fall", sagt Zimmel. Er rechnet 2024 vorerst wieder mit mehr PV-Anlagen, die errichtet werden. "Die Umsatzsteuerbefreiung und somit die Vergünstigung sind bestimmt eine zusätzliche Motivation." Zu den Förderungen im Wärmebereich sagt Zimmel: "Es werden nur jene einen Tausch vornehmen, die sich den Umstieg und die Vorfinanzierung auch leisten können - viele Menschen, besonders im höheren Alter, tun sich aber schwer, die Mittel aufzubringen, und werden daher auch bei Öl und Gas bleiben." Essenziell sei nämlich nicht nur der Kesseltausch, es gehe auch um die thermische Gebäudesanierung.
Auch für diesen Bereich gebe es seit Jahresbeginn die dreifachen Förderungen und bei umfassender Sanierung sogar 42.000 Euro vom Bund, heißt es aus dem Ministerium. Schwaiger sagt dazu: "Die Kaskade beginnt bei der thermischen Sanierung - dann sollte erst die Wahl der Heizform erfolgen."
Als möglichen Hemmschuh neben der Finanzierung nennt Zimmel die Netzinfrastruktur im Bundesland: "Wärmepumpen müssen vom Netzbetreiber genehmigt werden und in bestimmten Teilen hält das Netz dem Ausbau noch nicht stand." Die Salzburg AG teilte dazu kürzlich mit, dass man gemeinsam mit der Salzburg Netz GmbH 2024 rund 122 Millionen Euro in die Ertüchtigung der Netze investiere.
Zurück zum Förderregen. Diesen sieht die Chefin der Salzburger Grünen, Martina Berthold, als Treiber der Wende an, weist aber auf Folgendes hin: "Es muss vor allem gelingen, dass Vermieterinnen und Vermieter umsteigen, die nicht selbst im Objekt wohnen." Diese würden nämlich nicht sofort von der Investition profitieren, da sich die Betriebskosten auf Mieterseite reduzieren. "Bei Immobilien, die nicht mehr mit Öl oder Gas heizen, erhöht sich aber der substanzielle Wert des Objekts, das muss beachtet werden."