Dass traditionelle Bäckereien unter dem Preisdruck der Supermärkte zu leiden haben, ist schon länger ein Faktum. Nun streicht der nächste alteingesessene Handwerksbetrieb die Segel: Die Bäckerei Ketter wird mit Ende Februar dieses Jahres für immer schließen. Das hat Geschäftsführer Hartmut Ketter den SN bestätigt. Der 51-Jährige sagt über die Ursachen: "Ein Betrieb in unserer Größe ist leider nicht mehr wirtschaftlich zu führen. Da geht es um die hohen Personalkosten, die anderen Fixkosten und die dafür nötigen Preise, die am Markt nicht umsetzbar sind. Denn die Industrie hat da die Preise extrem gedrückt. Die Corona-Krise war da nur mehr das Tüpfelchen auf dem i." Zudem biete jede Tankstelle mittlerweile bereits Gebäck an - das aber nicht mehr in einer traditionellen Bäckerei produziert würde, klagt Ketter.
Großvater hat die Bäckerei gegründet
Der Betriebsstandort in der Morzger Straße 79 lässt sich rund 400 Jahre zurückverfolgen. Seit rund 120 Jahren ist der Betrieb in Familienbesitz: "Mein Großvater hat damals ein Gasthaus mit Landwirtschaft geführt, und da ist dann die Bäckerei dazugekommen", erzählt Hartmut Ketter, der das Unternehmen 1993 von seinem Vater übernommen hat.
Schon bald wird damit aber Schluss sein: "Ich werde die Mitarbeiter demnächst zur Kündigung anmelden - entweder mit Freitag oder Montag. Höchstwahrscheinlich Ende Februar wird die Firma dann geschlossen", sagt Ketter. Er habe zuletzt öfter Eigenkapital ins Unternehmen eingeschossen, betont der Firmenchef: "Aber wenn es so weiter gegangen wäre, wäre die Firma insolvent gewesen."
54 Mitarbeiter werden zur Kündigung angemeldet
Ketter ist eine der größten Bäckereien im Bundesland; laut Gewerkschaft sind 54 Mitarbeiter - 49 Arbeiter und fünf Angestellte - von der geplanten Schließung betroffen. Der Eigentümer betont, dass er sich bereits seit rund einem Jahr bemüht habe, einen Käufer für das Unternehmen zu finden: "Aber es gibt niemanden, der eine Bäckerei in dieser Größe wirtschaftlich führen kann. Daher haben wir niemanden gefunden." Einziger Lichtblick ist, dass die zwei Verkaufs-Filialen des Unternehmens in Hallein und Salzburg-Lehen, die in eine eigene Firma ausgelagert sind, möglicherweise bestehen bleiben, sagt Ketter: "Die werden vielleicht von anderen Firmen übernommen. Dazu gibt es noch Verhandlungen, auch, um die Jobs zu retten."
Gewerkschaft hofft auf Sozialplan
Auch Daniel Mühlberger, Landesgeschäftsführer der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, bedauert die bevorstehende Schließung: "Mit der Bäckerei Ketter geht wieder ein Handwerksbetrieb im besten Sinne verloren." Mühlberger sagt, dass man auch versuchen werde, einen Sozialplan auszuverhandeln. Schwierig sei zudem, dass das Durchschnittsalter der Belegschaft mit 49 Jahren sehr hoch sei, meint Manfred Jöbstl, der seit über 30 Jahren bei Ketter arbeitet und selbst noch jede Nacht in der Backstube steht. Daniela Wiermeier, die als Fachexpertin der PRO-GE den Betrieb betreut, spricht zudem von einigen besonders dramatischen Schicksalen: "So arbeitet beispielsweise ein Ehepaar - 59 und 60 Jahre alt - bereits seit Jahrzehnten im Betrieb und bewohnt eine der acht Dienstwohnungen direkt oberhalb der Backstube. Nun ist beides weg: Job und Wohnung." Denn generell sei es für gelernte Bäcker derzeit schwierig, einen Job zu finden, sagt sie.
Mühlberger betont die seit Jahren schwierige Lage der Bäckerei-Branche: "Die Betriebe stehen unter enormem Preisdruck der großen Handelskonzerne, die aus Kostengründen teilweise gefrorene Teigrohlinge zukaufen. Diese Teigrohlinge werden maschinell erzeugt, eingefroren geliefert und in den Backshops aufgebacken. Und letztlich billigst verkauft. Der 'echte' Bäcker kann da nicht mehr mithalten."