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Der Hund im Team: Sind Vierbeiner gut für's Arbeitsklima?

Ob Werbeagentur oder Notariat: In immer mehr Büros zählen Hunde zum fixen Team. Das sei gut für Arbeitsklima und Gesundheit, reduziere Stress - und helfe bei der Mitarbeitersuche.

Bei der Agentur Zooom in Fuschl hat jeder der Hunde seine eigene Aufgabe.
Bei der Agentur Zooom in Fuschl hat jeder der Hunde seine eigene Aufgabe.

Nobles Ambiente, kunstvoll arrangierter Blumenschmuck im stilvoll renovierten Gebäude mitten im Stadtzentrum. Nur bei den Bildern, die das Team des Neumarkter Notariats vorstellen, wird man kurz stutzig: Neben MMag. und Dr. erscheint das Foto eines schwarzen Labradors: "Duke. Kanzleihund".

"Der Hund ist im Grunde unser Psychotherapeut"

"Eigentlich hat sich das einfach so ergeben", sagt Beate Moser, die im Notariat für Buchhaltung und Personal zuständig ist. Schon der Vorgänger ihres Mannes, der heute der Notar ist, habe stets seinen Hund dabeigehabt. Irgendwann hätten sich auch ihr Mann und die Kinder einen Hund eingebildet. "Vergesst es" sei ihre Reaktion gewesen. Mittlerweile könne sich keiner der rund 20 Mitarbeiter mehr die Kanzlei ohne Hund vorstellen. "Er ist im Grunde unser Psychotherapeut", meint Moser. Wenn es stressig sei, habe er beruhigende Wirkung. Und auch viele Klienten seien gleich gut gelaunt, wenn sie den Hund streichelten. Teils seien mittlerweile bis zu vier Hunde im Notariat, denn auch die Mitarbeiter dürfen ihre Vierbeiner mitbringen. "Wenn er erzogen ist und unterm Tisch bleiben kann, wenn's sein muss", schränkt Moser ein. Denn natürlich gebe es auch Kunden, die Angst vor Hunden hätten. Duke, der Kanzleihund, hat immerhin etwa 38 Kilo. "Aber selbst unser Lehrling will Duke nicht mehr missen, dabei hat sie zunächst überlegt, ob sie bei uns anfangen will, weil sie sich vor Hunden fürchtet."

Hunde senken das Stresslevel und steigern die Produktivität

Gleich fünf Hunde stellt die Fuschler Agentur Zooom auf ihrer Homepage vor - samt jeweiliger Funktion. Vom "Chief Office Dog" über den "Head of Security" bis zum "Manager of Corporate Wellbeing" reicht das Aufgabengebiet. "Natürlich ist das humorvoll gemeint", sagt Geschäftsführerin Niki Grill. "Es entspricht aber dem Charakter der Hunde. Coco etwa ist ein absoluter Wohlfühlhund und sorgt für gute Laune." Als Firmenchefs seien sie und ihr Mann schon immer Hundefans, sagt Grill. Chief Office Dog Cody, ein Weimaraner, ist damit nicht der Erste in seiner Funktion. Zunehmend würden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Hund mitnehmen. "Das wird in den jeweiligen Teams zunächst besprochen." Auf Stimmung und Arbeitsklima unter den über 40 Beschäftigten wirkten sich die vierbeinigen Kollegen positiv aus, ist auch sie überzeugt. "Hunde senken den Stresslevel. Und der Produktivität tut es gut, wenn man mittags gezwungen ist, eine Runde zu drehen und den Kopf auszulüften." Auch von Kunden gebe es eigentlich nur positive Reaktionen, betont die Agenturchefin. "Einzig die Reinigungskraft hatte zunächst nicht nur Freude."

Den Hund mitnehmen zu können wird für viele zum Jobargument

15 Hunde in einem Großraumbüro, das ist in der neuen Fressnapf-Zentrale in Wals seit einem Jahr Realität. Jeder vierte Beschäftigte kommt hier mit Haustier zur Arbeit. In den österreichweit über 135 Fressnapf-Filialen seien es noch mehr. "Den Hund in die Filiale oder ins Büro mitzubringen ist für einen Tierbedarfhändler natürlich stimmig", sagt Sprecher Jürgen Seiwaldstätter. Daneben würden wissenschaftliche Studien längst belegen, dass Tiere am Arbeitsplatz das Arbeitsklima positiv beeinflussen. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern sie jedenfalls, sagt er, und die Attraktivität als Arbeitgeber. In der Coronapandemie ist die Zahl der Hundehalter stark gestiegen. Den vierbeinigen Liebling mitnehmen zu können werde da zum Jobargument.

Kollege Hund: Was arbeitsrechtlich gilt

Ein Recht, den Hund ins Büro mitzunehmen, gibt es nicht. Das ist Verhandlungssache, sagt AK-Arbeitsrechtsexperte Heimo Typplt. Zustimmen muss der Chef, gewährleistet sein muss auch die Sicherheit, ob für Kundinnen oder Kollegen, notfalls etwa auch mit einem Beißkorb. "Bedenken auch von Kollegen muss ein Dienstgeber sicher ernst nehmen." Einzige Ausnahme sind Assistenzhunde, die sind immer erlaubt.

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