Haben Sie sich auch schon gefragt, wie Post und Banken zu ihren Münzrollen und frischen Notenpaketen kommen? Die Geldservice Austria (GSA), eine 95-Prozent-Tochter der Nationalbank, zeichnet dafür verantwortlich. Rund 25 Mitarbeiter kümmern sich im Gebäude der ehemaligen Zweiganstalt der Nationalbank in der Franz-Josef-Straße um den kompletten Bargeldkreislauf von Banken, Post und Drittkunden.
Sämtliches Geld, das sie in Werttransportern hier abliefern, wird von der Geldservice Austria bearbeitet und gezählt. In einer zehn Meter langen Maschine durchläuft das Geld eine Echtheits- und Qualitätsprüfung. Ausgabefähige Münzen werden an speziellen Geräten erneut in Rollen verschweißt, Noten zu frischen Paketen verpackt. "Man spricht dabei von einer sekundären Geldproduktion", sagt Landesdirektor Michael Lanik. Geld drucken und prägen dagegen ist dem Bargeld-Logistiker nicht erlaubt, das behält sich die Münze Österreich in Wien vor.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind angesichts der kursierenden Geldmengen enorm. Besucher müssen zwei Panzerglastüren durchschreiten, ehe sie Zutritt erhalten. Die Menschen an den Maschinen und Schreibtischen dürfen nicht fotografiert werden. Der Austausch mit den Geldtransportern erfolgt ohne Direktkontakt - rein über Schleusen. Und die Mitarbeiter geraten nie in Versuchung? "Wir müssen regelmäßig polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen", sagt Erich Karner, Stellvertreter von Lanik.
An der Geldservice Austria halten viele Banken Anteile. 2003 startete man mit dem Drittmarkt-Geschäft, das heißt, man schloss Verträge mit bargeldintensiven Unternehmen. Heute wickelt die GSA etwa die Bargeld-Logistik im Red-Bull-Stadion ab oder jene der Bergbahnen und Einkaufszentren. Die Multibox, ein bankenübergreifender Nachttresor, ist etwa eine Erfindung von Laniks Team. Hier können die Geschäftsleute im Europark ihre Tageslosungen deponieren, ohne das Haus verlassen zu müssen. Alles Weitere wickelt die GSA für sie ab. Langsam, aber sicher streckt der Bargeld-Logistiker seine Fühler auch ins benachbarte Ausland aus. So erwirtschaften die Dependancen im Süden Österreichs bereits gute Marktanteile in Slowenien, wo sie mit diversen Banken, aber auch den OMV-Tankstellen zusammenarbeiten.
Daten & Fakten zum Unternehmen:
Rund 34.000 Euro ist ein Kilo Gold (Bild rechts) zurzeit wert. Die Valuten- und Edelmetallver- und -entsorgung von Bankfilialen ist eines der Aufgabengebiete der Geldservice Austria. Hauptgesellschafter ist die Nationalbank. Die Post und so gut wie alle Banken sind ebenfalls Gesellschafter.
Gegründet wurde die GSA seinerzeit, um die Euro-Einführung für den kompletten Kreditsektor abwickeln zu können. Das Unternehmen hatte sich seit 1999 aus einer Bargeld-Logistik-Firma der Bank Austria entwickelt. Mit der Euro-Einführung 2002 verteilte die GSA tonnenweise Münzen und
100 Mio. Euro an Banknoten vorab an die Banken. Parallel organisierte das Unternehmen den Schilling-Rücklauf. Binnen
14 Tagen waren gut drei Viertel des errechneten Gesamtvolumens eingeholt - "eine irre logistische Herausforderung". Noch immer sind hohe Schilling-Beträge im Umlauf, rund 8,5 Mrd. - Direktor Lanik spricht von "Brunnenmünzen", die daheim in Schubladen oder eben in Brunnen rund um den Erdball liegen. Die Geldservice Austria zählt 390 Mitarbeiter in sieben Niederlassungen. Die Salzburger Filiale bearbeitet täglich rund 400.000 Stück Banknoten und doppelt so viele Stück Münzen.