Auffällig bei unserer Recherche war, dass sich Makler, Investoren und Banker sehr bedeckt halten, unseren Fragen ausweichen oder betonen, dass sie sehr zufrieden sind mit der aktuellen Marktentwicklung. Ja, es gab wohl eine Durststrecke, aber jetzt gehe es bergauf, die Erwartungen würden so gut wie erfüllt, das Interesse sei groß. Nun ja. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache, geben uns andere Auskünfte. Die langfristige Beobachtung zeigt kaum Bewegung auf dem Markt und Preise, die nach Monaten plötzlich um 30 bis 40 Prozent nach unten purzeln.
Was bedeutet das? Ein krampfhaftes Am-Leben-Halten einer Illusion? Millionen, Milliarden haben nicht nur Banken, Investoren, Grundbesitzer, sondern auch Privatpersonen auf der Suche nach Wohnraum verloren. Spekulation, Gier, Vorfreude, geplatzte Träume, Enttäuschungen und dann die Beschwörung der Illusion. Das Werkzeug der neuen Zeit: unregulierte Gratisportale wie willhaben. Dort darf jeder seine Preisfantasien veröffentlichen, mit schnell geknipstem iPhone-Foto und der Gewissheit, dass irgendwo ein Käufer dumm genug sein wird. Angebot und Nachfrage? Nebensache. Entscheidend ist der Glaube, dass jedes Domizil automatisch Millionen wert ist.
Fehlt nur noch der "Idiot des Tages", wie ihn die Branche liebevoll nennt: Der Käufer, der morgens aufsteht, gerade selbst ein paar Millionen geerbt hat und zufällig genau auf diese Pergola fliegt. Dann lebt der Mythos weiter - vom Nachbarn, der für "zig Millionen" verkauft hat, und vom Glauben, dass Immobilienbesitzern das Geld schon aus den Mauern quillt.
Makler, die bei diesem Spiel nicht mitmachen, verlieren das Objekt. Denn irgendein Kollege wird es schon inserieren. Und wenn nicht, machen es die Eigentümer gleich selbst: Foto hochladen, Fantasiepreis eintippen - fertig. Und dann stimmt es wieder, das Portfolio mit den hochpreisigen Liegenschaften in unserer Region.