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Hans Ebster zum 100. Geburtstag: Feingeist und Unternehmergröße

Hinter dem bekannten Schüttdorfer Baumarktunternehmen steht eine große Gründerpersönlichkeit, deren vielfältigen Begabungen Familie und Mitarbeiter anlässlich seines 100. Geburtstages gedenken.

Wegweisend für die Region - als Baumeister, Unternehmer und Künstler.
Wegweisend für die Region - als Baumeister, Unternehmer und Künstler.

Am 28. September 2025 wäre Hans Ebster 100 Jahre alt geworden. Von den zahlreichen Kunden, die heute "zum Ebster" gehen, weiß kaum noch jemand, dass der Grundstein für das florierende Unternehmen vor fast 70 Jahren von dem visionären, künstlerisch begabten Zeller Stadtbaumeister gelegt wurde. "Er hat das alles quasi aus dem Nichts aufgebaut", erinnert sich Ebsters Witwe Lilli Ebster-Haimann. "Für mich ist er ein Vorbild dafür, was man alles erreichen kann, wenn man nur will und hart arbeitet. Und er wusste, was er wollte."

Neugier und Innovationsgeist

1925 in Zell am See als Arbeiterkind geboren und bei seiner Großmutter aufgewachsen, war Hans Ebster zunächst als Sägearbeiter tätig und begann dann eine Maurerlehre in einer Baufirma. Bei einem Bergunfall verlor er fast einen Fuß, bildete sich während des Krieges an technischen Schulen in München weiter und besuchte nach dem Krieg die Staatsgewerbeschule in Salzburg: "Er war ein aufgeschlossener Kopf, in seiner Neugier und seinem Innovationsgeist fast wie ein Städter."

Bauunternehmen aus bescheidenen Anfängen

Nach Beendigung seiner Ausbildung arbeitete Ebster als Bautechniker beim Baumeister Herzog, ehe er sich 1957 mit der Konzession zum Baumeister- und Zimmermeistergewerbe selbstständig machte. "Mit ein paar Schaufeln und Schubkarren hat er begonnen", erzählt Lilli Ebster. "Er hat am Anfang wirklich gar nichts gehabt." Für seine ersten Aufträge verlangte er "ein Drittel Anzahlung, um überhaupt das Material kaufen zu können." Und auch ein Bankhaus ließ den angehenden Großunternehmer "fünf Jahre lang auf einen Kredit warten", da er finanziell noch nichts vorweisen konnte.

Als Baumeister prägend für Zell am See

Seine Expertise als Baumeister, seine eigentliche Begabung und Berufung, floss indes in seiner Funktion als Stadtbaumeister in viele lokale Projekte ein: Im alten und neuen Krankenhaus Zell am See, in der Schüttdorfer Kirche, der HAK/HASCH Schüttdorf, im Kindergarten Thumersbach, um nur einige zu nennen. Auch viele Hotels tragen seine Handschrift. "Er hat sich eigentlich immer weitergebildet, war immer auf der Suche nach neuen Lösungen und Ideen."

Erfolgreiche Expansion - bis heute

Bald nahm auch der Handelsbetrieb, zunächst nur als zweites Standbein für die Baumeistertätigkeit gedacht, Fahrt auf: 1978 eröffnete der Baumarkt am damaligen Flugplatz als "Pinzgauer Baubedarfszentrum" auf einem großen Grundstück, "das Hans kleinweise einem Schüttdorfer Bauern abgekauft hatte".

1981 folgte das zugehörige Gartencenter, 1984, 1988 sowie in den Neunziger- und 2000er-Jahren wurde bis heute - bis 2021 unter der Geschäftsführung von Ebsters Sohn Bernd - kontinuierlich erweitert und ausgebaut. "Es soll nichts geben, was der Kunde, besonders auch der Do-it-yourself-Bastler, im Zusammenhang mit Bauen und Wohnen hier nicht bekommen könnte", war Ebsters Credo, und nach diesem Motto erweiterte er sein Angebot kontinuierlich. Das Konzept, im Baumarkt mit Einkaufswagen ähnlich wie im Lebensmittelmarkt einzukaufen, war am Anfang neu, brachte den Kunden Preisvorteile und ein neues "Einkaufsgefühl", das für einen Baumarkt vorher unvorstellbar war. Bis zu seinem Ruhestand 1988, den er wegen Herzproblemen antreten musste, und weit darüber hinaus plante und arbeitete Ebster für sein Unternehmen: "Er hat zu Hause eigentlich immer gezeichnet, getüftelt, erweitert und sich immer selber um alles gekümmert."

Begeisterung für die Malerei prägte sein Leben

"Man muss tätig bleiben", habe er gesagt - und tätig blieb er auch bis zu seinem Tod 2007 in einem ganz anderen Feld: dem der Malerei. "Als unser Sohn geboren wurde, habe ich Hans eine Staffelei geschenkt, weil ich wusste, dass er schon in seiner Studienzeit gern gemalt hat", erinnert sich Lilli Ebster. "Und damit er etwas zu tun hat, während ich mich um das Baby kümmerte." Für Ebsters grafische Begabung, "die er schon als Kind hatte", war das eine Initialzündung. Er wurde zum leidenschaftlichen Maler, dessen Werke zuletzt in einer Gedenk-Vernissage im Schloss Kammer anlässlich seines 90. Geburtstags zu sehen waren und die auch aus den Eindrücken zahlreicher Reisen gespeist wurden. "Seine künstlerische Ader war wirklich faszinierend. Und dabei war er ein ganz bescheidener Mensch", sagt Lilli Ebster. Der gelernten Dekorateurin und Werbefrau, die ihr Know-how jahrzehntelang im Baumarkt einsetzte, ist es ein Anliegen, dass das Andenken an ihren Mann und sein Werk weiterlebt: "Hans war sehr mutig und er hatte eine Großzügigkeit, mit der er für viele in der Region etwas Bleibendes geschaffen hat. Das soll nicht vergessen werden."

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