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Kindertagesbetreuung: Salzburgs größter Anbieter Koko zahlt mehr Gehalt bei weniger Arbeit

Um sich bei der schwierigen Suche nach Fachkräften von anderen privaten Trägern abzuheben, geht das Unternehmen neue Wege.

Bei der gemeinnützigen Koko GmbH in Salzburg (im Bild Geschäftsführerin Eva Goetz und der kaufmännische Chef Wolfgang Gallei) gilt ab 2024 der Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich.
Bei der gemeinnützigen Koko GmbH in Salzburg (im Bild Geschäftsführerin Eva Goetz und der kaufmännische Chef Wolfgang Gallei) gilt ab 2024 der Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich.

Der Mangel an Fachkräften in Kindergärten und Krabbelgruppen macht den öffentlichen und den privaten Anbietern gleichermaßen zu schaffen. Die Privaten haben bei der Suche einen Nachteil, weil die meisten dem pädagogischen Personal den gesetzlichen Mindestlohn bezahlen und nicht mit den attraktiveren Gehältern der Gemeinden oder des Magistrats Salzburg mithalten können.

"Wir wollen einen neuen Maßstab setzen, um unser Fachpersonal zu halten und neues zu gewinnen", sagt Eva Goetz, die Geschäftsführerin der Koko GmbH. Das gemeinnützige Unternehmen ist in der Stadt Salzburg der größte private Anbieter von Kindertagesbetreuung. In acht Einrichtungen werden 400 Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren in 41 Kleinkindgruppen und alterserweiterten Gruppen betreut.

"Mehr Geld, mehr Freizeit und mehr Extras"

"Für unser pädagogisches Personal gibt es künftig mehr Geld, mehr Freizeit und mehr Extras", verkündet der kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Gallei. Er ist auch SPÖ-Gemeinderat. Ab Jänner 2024 werden alle pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) bezahlt. Dadurch kommt das Personal in den Genuss einer 37-Stunden-Woche statt der 40-Stunden-Woche. Um die Öffnungszeiten beizubehalten, will Koko ab 2024 drei Leute zusätzlich anstellen. Dazu kämen weitere Vorteile wie mehr Vorbereitungszeit für Teilzeitkräfte, sagt Goetz. Nicht gerüttelt wird an den sechs Wochen Urlaub für Pädagoginnen und Pädagogen. Goetz sieht den Umstieg auch als Beitrag, um die Teuerung abzufedern. "Wir haben viele Bewerberinnen und Bewerber, die gerne bei uns anfangen würden, wegen des höheren Verdiensts entscheiden sie sich aber für eine öffentliche Einrichtung."

Für alle Berufsgruppen gilt der Kollektivvertrag der SWÖ im Salzburger Hilfswerk. Das Rote Kreuz hat in seinen Kinderbetreuungseinrichtungen einen eigenen Kollektivvertrag. Die Pfarrkindergärten zahlen nach dem Gemeindebedienstetenschema.

Beitritt zum Kollektivvertrag der SWÖ "Meilenstein"

Gallei bezeichnet den freiwilligen Beitritt zum Kollektivvertrag der SWÖ als "Meilenstein" in der 30-jährigen Firmengeschichte. "Koko ist das einzige Unternehmen in der Kindertagesbetreuung in Salzburg, bei dem alle Pädagoginnen und Pädagogen von Beginn an in die Verwendungsgruppe 7 des Kollektivvertrags kommen und damit vom Start weg mehr verdienen." Profitieren werden laut Gallei alle 108 pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind 63 Fachkräfte und 45 Zusatzkräfte. "Für manche werden es nur um einige Euro mehr sein, für andere aber 200 bis 300 Euro." Einsteigerinnen und Einsteiger beginnen in der Gehaltsstufe drei mit einem Gehalt von 2773 Euro brutto. Für Vollzeitkräfte bezahlt Koko ab dem nächsten Jahr zusätzlich 50 Euro. Seit Corona habe sich beim Personal der Wunsch verstärkt, in Teilzeit zu arbeiten, schildert Goetz. Zusatzkräfte seien in andere Branchen gewechselt. Derzeit arbeitet bei Koko nur ein Drittel des pädagogischen Personals in Vollzeit. Nicht zu halten ist derzeit der Grundsatz, dass alle Fachkräfte gruppenführend sind. Weil Personal fehlt, sind derzeit zwei Gruppen geschlossen. "Wir könnten sofort 15 bis 20 Fachkräfte einstellen", sagt Goetz.

Mehrkosten in Höhe von 300.000 Euro pro Jahr

Der Umstieg schlägt bei Koko pro Jahr mit Mehrkosten in Höhe von 300.000 Euro zu Buche, das entspricht zehn Prozent des Personalaufwands für den pädagogischen Bereich. Die Eltern sollen dafür nicht zur Kasse gebeten werden. Durch das neue Fördersystem fließen 120.000 Euro mehr ins Koko-Budget. Seit heuer zahlt das Land erstmals für private Träger eine Sonderförderung. Sie fällt in den Einrichtungen in der Landeshauptstadt noch höher aus, weil auch die Stadt einen Sonderbeitrag leistet. Koko hofft nun, durch die Offensive mehr Personal zu gewinnen, dadurch mehr Förderung zu lukrieren und wieder in den Ausbau gehen zu können, um so die restlichen 180.000 Euro zu erwirtschaften.

Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Kinderbildung sei immer zu begrüßen, sagt Cornelia Ernst von der IG-Kinderbetreuung. "Es ist erfreulich, dass sich ein großer Träger wie Koko traut, den SWÖ-Kollektivvertrag anzuwenden." Damit auch kleinere Träger nachziehen können, brauche es ein klares Bekenntnis der Landesregierung für bessere Rahmenbedingungen in der Elementarbildung. Die privaten Träger müssten dabei mitgedacht werden. Ernst behält in ihren Kleinkindgruppen ("Gemeinsam wachsen") den Mindestlohn bei, wird aber ab September bis 17 statt 15 Uhr offen halten, um voll vom neuen Fördersystem zu profitieren. "Ab diesem Zeitpunkt werden auch wir Verbesserungen bei den Gehältern vornehmen." Ernst investiert in die Weiterqualifizierung ihres Personals und belohnt es dann mit Zulagen.

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